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1V18 Mittwoch, den 18. 3uni Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig Nr. 298 Haupkschrifkletter: Dr. Everlh, Leipzig Weiterer Rückzug der Franzosen Bisher über 13000 Gefangene — Vergebliche Angriffe bei EHLteau Thierry Der deutsche Heeresbericht Große« Ha«pkq»orks«r, 12. 3»ai. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. ArlLcrlekampf wechselnder Stärke. Di« Ünfaalerielättgtzett büeb ans ErkandangSgesechie beschränkt. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. In schweren Kämpfen Hai die Armee de« General« von Hutter gestern den erwarteten, zur Wiederein nähme de« Höhenblock« südwestlich ron Royon geführLcn groheu Gegenangriff mehrerer sranzdfischer Äinistonen zum Schellern gebracht. Unter schwersten Verlusten wurde der Feind aus seiner ganzen Angriffsfront von Le Ployrou bi« Anlheuil zurückgeworfen. Sein« in groher Zahl zum Einsatz ge brachten Panzerwagen liege» zerschossen auf dem Schlachtfeld«. Zwischen M « ry und Velloy , wo der feindliche Ansturm au unserem Gegenstoß zerschellte, dauerte» erbitterte Kämpfe bi« zur Dunkelheit an. Da« westliche Oise- Ufer nördlich der Mah - MLnduug wurde vom Feinde gesäubert. Die Zahl der von der Armee eiugebrachlen Gefangenen hat sich auf mehr als 13 OVO erhöht. Der Verlust der Höhen südwestlich von Noyo » zwang den Feind zur Räumung seiner Stellung«» im Larlepoul-Walde auf dem Ost ufer der Oise. De« weichende« Feinde fliehen wir über Carle- ponk und LaiSueS scharf nach mrd erreichten kämpfend die Linie nördlich non Ballly — Tracy le Dal westlich Lampcel. Hartnäckig und kein« Opfer scheuend, setzt« der Feind seiae vergeb ¬ lichen Angriff« »«dwestlich von Ehtkeou-Thierr» fort. Mehr- facher Ansturm brach hier blutig znsammcn. Der Erste Generalqnarklermeister. Lodendorff. (W.T.B.) Wirkungen der neue« Schlacht Compiogne unter Feuer Basel, 12. 3w»i. (Eigener Drahkbericht.) Der Pariser Temp«' meldet: Lompiegne wurde .erneut mit schwerer deutscher Artillerie beschossen. Aach Altichy au der Aisne wird vom Feinde unter Feuer gehakte». Die strategisch« Bahn- tinie Lompiögne — Attichy ist streckenweise infol-« der Be schießung unterbräche». Deutsche Flieger bombardierte« in dea letzten Tagen wiederholt die Verbindung«- und Derkehr«weg«, dt« durch di« Waldungen von Lompikgn« führe«. Senf, 12. Auoi. (Ejg. Drahtbericht.) «Petit Ioaraal* mel det von der Front: Wir haben an« mit der Preisgabe französischen Bpden« obgesundea, da er nur vorübergehend seta kau». Die Rücknahme unserer Linie» bei Noyon in der Richtung auf Lompibgae p nicht ohne Verluste abgelaofen, die an einige» Brenupaukteu erheb lich waren. .Daily Mail" meldet am Meuttag au« Patt«: Clemeucea» wiederbolle bei seiner Rückkehr von der Front gegenüber dea Presse- Vertreter der Versicherung, bah Lompibgne »icht bebroyt sei. * Lndopest, 12. Inai. (Dralstbericht s Der Verichlecstatter von -st im deutschen Hauptqaarker Halle eine Unterredung mit dem cnc ralavartiermeister General Ladendorff, in der er u. a. sagte: Dir «cuca Schläge, die wir seit dem 27. März der französischen und der cuzlischen Armee versehen, verlaufen planmäßig und verursachen dem Feinde, wie in der ersten Schlacht bei Lambrai und Armenttdre«, große Verlustes» Measchea und Material. Steigende Besorgnis in Paris Zürich, 12. Juni. (Lig.Drahtbericht.) Wie Ue «Morgea- zrstung^ erfährt, zeige» pch nenerding« Sturmzetche» tu Pari«. Die Uvsicherheik über da«, w«s die nahe Zukunft bringt, beunruhigt offen bar die Pariser Bevölkerung aus« ernsthafteste. Di« Unruhe «iu» Sorge äußerl sich in gewissen bezeichnendeu Vorgänge,, oo» bene» jedoch die pariser Blätter »ue mit vorsichtigem Zögern und m verschlelerton An- -'eutnngen zu sprechen wage». Der Paris«« «Temp«' berichtet i« Finanz- ieil seiner letzten Ausgabe, dah sich aeu letzten Saaaabeud »«ter de» Mietern rv» Fächern j« dea feuer- und diebessicheren Pemzerschräaken der Pariser Fma«zi»stUute Ein« auherordentliche Er- veovng und Bewegung gezeigt habe, die zwn vorzeitige» Schluß der Pariser Banke» führt«. E« zeigt sich offenbar, dah di« Annäherung der dculschen Heere an Pari« dort Vorboten eiaer aeuen Alassenadwanderung vermögender Kreis« zutage trete» läßt, die sich und ihre Werte nicht eiaer unmittelbar«« mitttSttsche» Be drohung von Pari« aussehen wollen n»d schleunigst ihre Gelder von den Vovkcrr or>-<»ben. St. Gallen, 12. Juni. (Eigener Drahtberich t.f Da« St. Ga> er Tagdla«' erfährt von besonderer Seite au« Pari«, man ^ovbc in Frankreich nicht, daß die Hauptstadt eigentlich be droht <ü, indem ma» sich darauf stützt, daß Annen«, Verdun »nd Ar a» viel enq^r ongepackl seien, ohne bisher gefallen zu sei». Sollt« i o« d^utior Heer so nah« rücke», dah «ine umsongreiche Beschießung non Pa»»« einlret«, so wird man freilich di« Räumung der bedrohten S'adieierlel vornehmen. Aut ast« Fälle wird di« Regierung ^ori« nur im letzten Augenblick verlasse a. Elemenceau st zum verzweifeltsten Widerstand entschlossen; er hat sei»«» Vorgängern die Flucht nach Bordeaux zu sehr verübelt, al« daß er diiese» Schrill nunmehr wiederholen oder ihn dem Prästdeaten Poincar- au- ralrn könnte. Der Druck gegen die Aisne Zürich. 12. Juni. (Eigener Drahtberich 1.) Die Morgenzeitung" berichtet, aus sranzösifchen Meldungen gehe hervor, baß sich die Franzosen nichk mehr lang« an der Oise— Aisne-Front zu halten vermögen, da ihr« ganze Front gegen die Lisn« im Weichen begrifsen sei, zumal da auch d« Waldgebiet vsn Loigpe, das starke Stükpunkte für die Franzos«« die« immer mehr «tt LmMgckwg bedroh« werde. Die .Neuen Züricher Nachrichten* melden aus Mailand: «Lorrtere 'della Sera' bestätigt, die Anwesenheit des Feindes an der Bahn unterbreche tatsächlich die Bahn Paris — Chalons, die im Bereich schwerer feindlicher Artillerie liege. Lin dichtes Eisenbahnnetz südlich dieser Linie gestatte, den immerhin fühlbaren Schaden einigermaßen zu vermindert. — «Echo de Paris' meldet: Die Bildung neuer Reserven durch die Zivil- und Militärbehörden wir- fortgesetzt. Frische Referve- krnppen aus dem verschanzten Lager von Paris gehen ständig nachderFrontab. — Die «Neuen Züricher Nachrichten' er fahren zuverlässig, daß gegenwärtig starke italienische TrrrppenkrranSporte an die bedrohte Champaguefront ab gehen. , Dettuschungsversr»che Llemeneeaus Abänderung der Kammerräte. — Wachsende Opposition gegen Llemenceau. Schweizer Grenz«, 12. Juul. (Eigeuer Drahtberkcht.) 8» der «Hamaaitö" teilt Nenanbel mit, Elemenceaa habe seiae Rebe tm .Journal" »ffiziell abäuber» lasse«. Die Rebe hab« ba- durch weseoltlch« Aenderungea «rsahrea, um die Ausdrücke zu ver laschen, bi« eiaen niederschmetternd«, Eindruck im Lande hätte« machen können. — Nach beu» Schweizerisch«,, Preßtelegraph schreibt Albert Thoma« über bl« französische Kammerfitzuug vom 4. Joni: Di« Kammer hatte b«r Negierung mit groher Mehrheit ihr Vertraue» ausgebrückt, aber bas Vertrauen war »icht oollfiä»dig. Laser« mitt- ILrische Lage ist sehr «ruft, deshalb stad sofort, und alcht erst ta einigen Monaten wichtig« Entscheidung«» vonnöten, di« teilweise schwieriger Nalor sind. Aber sie müsse« getrosten werden, damit das Land voll- komme»«« Vertrau«» in seiae Führer hat. — Dl« «Humanste" sagt, Llemenceau habe erklärt, daß da« Geheimkomile« gewisse politische Bestrebung«» begünstige« werd«. Damit wirft er uns tu die reine. Oppofilloa zurück. E« -ehe« Gerüchte um über gewisse Vorbereitungen I der Negierung genau so wie über gewisse Maßnahmen der Vergangen heil. — Ebenso sagt Sembal ix der «Lauter»«": Mr habe» na« Schweige» auferlegt, so ost wir kon«tev, aber wenn wir seht schwiege«, würbe» die Tatsachen spreche». E« gibt zahlreiche Politiker, die nicht ohne Schrecke» ba« Schicksal Frankreichs i» Deutsch- land« Hände» sehen. Senf, 12. Ium. (Eig. Dr a h t b e ri cht.) .3« der Presse spiegeN sich bas Mißtrauen gegen Elemeaceau uub den Ober befehlshaber ebenso deutlich wider wie im Parlament. So schreibt der Hauplmann Bl dal im „Pay«' a« 5. önni, also vor Beginn der neue» deutsche» Osfensive: Der KrieosMinister Hot in der Kammer .«»gegeben, daß nnsere Trnppenbestände an Zahl anterlegen find. Wir miste» also für »i»en siegreichen Widerstand, der in der gegenwärtige» Stunde zum endlichen Siege fuhren Kan«, unbedingt Reserven gewinnen. Dazu könnte ans erstens die amerikanische Verstärkung verhelfen, ober ich möchte nichk wünschen, daß man schon setzt daran rührt, denn sie hobcn noch nicht die nötige An«- dildnng. um lange stavdnikottcn, nnd wir brauchen sie für die Zukunft. Dos zweite Mittel besteht darin, die Frontlänge Z« kürzen durch Preisgabe von Ausbuchtungen nnserer Front, die nür mehr der Ehre halber al« wegen der strategischen Bedeatang halten. Auch der militärische Mitarbeiter eine« durchaus gemäßigte» Matte« führt aus, daß die Anhäufung oo» Reserven nur noch durch Verkürzung der Front nut di« Landung der Ameri kaner möglich sei, aber die Sammlung größerer Mittel zu eiaer Gegenaktion verlange Zeit, die der Feind, wie es scheine, nicht geneigt sei ,z» gewähren. Die Verwendung »an Reserven verlange Raum, den die Offensive» an der Somme »nd an der Aisne seboch eingcschräukk baden, indem sie di« Franzose» »nd Engländer auf Pari« u»b da« Meer zarückdrangten. Dcshakb sel Kar gegenwärtige Augen blick sehr ernst and bi« Beranyvortzörg für die pr treffend« Ent scheidung so schwer, «st die ga»z« Zukunft daoou abhän-e. Lohmann n. Ten. kl. kl- Zwei Gründe waren es, so weit inan sehen kann^ Rtz im preußischen Abgeorünetenhausc zu dem neuen, sogenannten Kompromiß in der Mahirechtsfrage geführt haben: Infolge der Ablehnung sämtlicher Anträge zum Z 3 der Regierungsvorlage war eine Lücke im Gesetz entstanden, und es hatten sich daran Erörterungen geknüpft, ob man das gleiche Wahlrecht nicht mit Hilfe der übrigen Paragraphen sichern könne, ohne jene Lücke zu schließen. Das war aber nur theoretisch erwäOxkr, praktisch dagegen untunlich, und so ergab sich die etwas blamable Tatsache, daß das preußische Abgeordnetenhaus sozusagen versehentlich ein Loch in einem Gesetz hatte entstehen lassen- Die Konfervakve», denen begreiflicherweise nach wie vor daran liegt, dos Ansehe« des Hauses in seiner jetzigen Zusammensetzung nach Möglich keit nicht beeinträchtigen zu lassen, suchten daher vor alle« diese Lücke zu schließen, und ihr maßgebendes Blatt, die «Kreuzzeitung" erklärte geradezu, dah der ganze Kompromißantrag «hauptsäch lich die Lücke im H 3 der Regierungsvorlage beseitigen sollte", denn dos Vakuum sei «fraglos geeignet, die sonst so bewährte gesetzgeberische Arbeit der preußischen Zweiten Kammer herabzu setzen . Also es bandelte sich ihnen eigentlich gar nicht d«üm eine Wahlrechtsreform zu ermöglichen. Obwohl dies zutage lag, bestand, und das ist der zweite der eingangs genannten Gründe, bei den RechtsnakionalUberalen offenbar Bekümmernis darüber, daß die Konservativen bei d« ersten Abstimmung der dritten Lesung vollständig abseits gebÜÄlen waren. So fanden die sehr begreiflichen Versuche des Herr» von Heydebrand, wieder die Führung in die Hand zu bekommen, bei jenen Nationalliberalen bereitwilliges Entgegenkommen. Für die Konservativen handelte es sich darum, nur wird« «tue Mehrheit zu schassen, in der sie an der Spitze standen, ganz gleich, ob di« Grundlage dieser Mehrheit einen Boden abaad, auf den die Regierung treten konnte. Ls war konservative Demonstrattons- pollklk: Mochte das neue Kompromiß von der Regierung ver- worsen werden, man wollte doch sagen können, man häb« durchaus mitgeardeitet, man habe sogar der Regierung eine kompakte Majorität dargeboten, und cs sei lediglich Schuld der Regierung, wenn sie nicht zugegriffen habe und also aus der Reform nichts ge worden fei. Die Aechtsnakionalliberalen halfen getreulich mü, den Konservativen diesen Schein des Rechtes zu verschaffen and einen Trick für den Wahlkampf an die Hand za geben. Noch mehr, fie haben das getan, obwohl ganz deutlich war, daß Herr von Heyde brand lediglich aus parteitaktischen Gründen die neue Wendung einschlug, da er plötzlich Anträge annahm, die er vorher für unan nehmbar erklärt hatte. Daß über den Iichalt des Kompromisses gar nichk zu reden ist, wird in der «Nationalliberalen Korre spondenz' mit dürren Worten ausgesprochen: «Als Ganzes be trachtet ist das Kompromiß nichts weiter als ein Mittel, mn die Arbeiterwähler bis zu 50 Jahren von jeder Mehrstimme aus- zuschließen. Es bedeutet also eine Berkehrung des gleichen Wahl rechts in sein Gegenteil und muß namentlich von der Arbeiterschaft als eine völlig einseitige politische Ausschließung empfanden werden.' Das Blatt setzt hinzu: «Er (Herr Lohmann) spricht und handelt im Namen des rechten Flügels der naftonakkiberaleu Landtags sraktion und trägt für die Aktion, deren Teil haber er ist, mit feinen Anhängern allein die Verantwortung. Die nationallibcrale Partei lehnt sic unbedingt ab.' Es läßt sich aber auch, so scheint uns, schwer vergessen, daß Sie Kreise, die sich inncrpolitisch so zu den Konservativen hingezogen fühlen, dieselben sind, die in der äußeren Politik am weitesten rechts sichen. Man kann über ihre Kriegsziele verschiedener Meinung sein, eines aber wir- jeder zugeben müssen: Linen schlechteren Dienst konnten diese Herren ihren eigenen äußerpolrkischen Be strebungen durch nichts erweisen als durch ihre, die eigene Partei und olles, was links davon steht, aufreizende Haltung in der Wahl- rcchtsfragei Glauben sie wirklich, daß die breiten Kreise der Be völkerung sauber getrennte Konten führen und sich im Hinblick auf solche Politiker sagen werden: Sie sind zwar innerpolikifch ganz unsichere, höchst verdächtige Herrsll-aften, aber in der äußeren Politik verdienen sie unser volles Vertrauen, da überlassen wir uns ganz ihrem Urteil und ihrer Führung? Glaubt man das? Wir glauben es nicht. Die Herren haben ihre eigene Propaganda für einen starken deutschen Frieden, wie sie ihn verstehen, nahezu gelähmt, und sie haben durch die Gefährdung der nationalliberalen Partei überhaupt, über deren Grad erst die nächsten Wahlen ein klares Urteil ermöglichen rverden, abermals das Streben noch jenen äuhcrpolltischen Zielen geschwächt. Fürwahr, eine sonderbare Politik. Ls kält schwer glauben, daß hinter Zielen, die so verfolgt werden, wirklich ein starker Glaube, eine schwungvolle Ucberzeugung sieht. Der Vorwurf wird nicht onsblerben, daß vieles nur Begeisterung in Worten gewesen sei, do jene Hochziele nicht vermocht haben, den Flug der Gedanken auch nur ein wenig über die allerengsten, in den Niederungen deS Alltags verhafteten Interessen zu erheben. Wenn es sich aber, wie zum guten Teil angenommen werden soll, bei der innerpolitt- schen Opposition gegen die preußische Regierung um ideale Ge- wissensbedenken handelt — wo ist denn dann ans einmal di« an gebliche Nebensächlichkeit der inneren Politik, von der jene Herren während des Krieges immer mit so ausgiebigem Brusttöne sprachen? Jetzt im Kriege', so hieß cs doch bei ihnen, «hat die innere Politik zurückzutrcten, jetzt herrscht die äußere', — aber das sagte man anscheinend nur solange, wie die unbequeme Wahl- rechtSvorloqe hintangehalten werden sollte: als diese jedoch kam, da trat die innere Politik in jenen Kreisen keineswegs zugunsten der äußeren zurück, da nahmen sie keinen Augenblick Rücksicht auf den Schwung der nationalen Bewegung. Die Krieasztelpotlttk. dot PaLoddrm dieser Kreise, wurde prMsgsgede« imö WoßgefteL.