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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 8A. Sonnabend, den L. December. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1V Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags S Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden, den 27. November. Unverbürgte, aber bei dem gegenwärtigen Gebahren der Rcichsgewalt und der Nationalversammlung auch nicht unwahrscheinliche Gerüchte, wollen von ziemlich ungnädiger Stimmung Schmerlings gegen das sächsische Ministerium und von dem Anträge des Ersteren wissen, einige Tausend Hannoveraner nach Sachsen und dessen Hauptstadt zu verlegen. Ob das eigener Einfall Schmerlings ist, oder ob ein vor der Hand noch namenloser Bassermann über Sachsens Anarchie so gräßliche Schilderungen gemacht hat, wissen wir freilich nicht, das aber sind wir überzeugt, daß im Fall der Begründung dieses Gerüchts das Ministerium unser Land vor den „ruhestiftcnden reichsgewaltlichcn Anarchisten" bewahren wird. Oder ist etwa das Vaterland in Gefahr, ist Leben und Eigenthum in Dresden ge fährdet? (D.Z.) — Professor Marbach hat, wahrscheinlich in Folge der in der zweiten Kammer gegen ihn erfolg ten Angriffe, die Redaction der Leipziger Zeitung abgegeben, und ist diese interimistisch dem Untcr- redacteur U. Obst übertragen worden. Preußen. Berlin, 28.November. Die versuchte Wiedereröffnung der Nationalversamm lung in Brandenburg hat gestern stattgefunden. Dte Stadt war überflüssig mit Militair gefüllt. ES hatten sich im Ganzen 154 Abgeordnete einge funden , fast allein von der am 9. November aus geschiedenen Partei. Nur 24 von den in Berlin Zurückgebliebenen hatten sich eingestellt. Die Ver sammlung war also nicht beschlußfähig. Des senungeachtet verlas derMinister die Verkündigung der Wiederösftmng, worauf sich die anwesenden Minister entfernten, v. Brüneck übemahm, als Dritter Jahrgang. der älteste, den Präsidentenstuhl. Die auS der Berliner Nationalversammlung anwesenden Mit glieder erklärten, daß sie zwar eine friedliche Ver mittelung wünschten, aber das Recht der Krone zur Verlegung und Vertagung nach wie vor nicht anerkennten. Sie seien Alle nur der Waffengewalt gewichen. Der Entschluß deS Königs soll in nächster Sitzung bekannt werden. Man meint, es werde eine Vertagung und Einberufung der Stell vertreter erfolgen. Wränget verordnet, daß nach Eröffnung der Brandenburger Nationalversamm lung in Berlin ein Zusammentritt einzelner Abge ordneter ferner nicht geduldet werde. Jeder Gast hofbesitzer, der eine solche Zusammenkunft bei sich duldet, soll sofort geschloffen werden. Dasselbe geschieht auch den Priv..tpcrsoncn, welche cs wa gen, Zusammenkünfte der Abgeordneten bei sich aufzunehmen. Am 27. wurden 79 Deputirte aus dem Hotel Mylius durch 300 Mann Militair vertrieben. DieVertreibung geschah übrigens mit dem Rufe: „Im Namen des Gesetzes und der hö her» Gewalt (?!)", und auf eine höchst brutale Weise. Daß keine Hoffnung für die preußischen Zustände vorhanden ist, scheint zu beweisen, daß der General Pfuel (letzter Ministerpräsident) und der frühere Präsident Grabow ihr Mandat nieder gelegt haben. Vom 28. d. wird Brandenburg mit Pots dam durch einen unterirdischen Telegra phen verbunden sein, desgleichen Potsdam mit Berlin vom 10. December an. Die Führer der Dürgerwehr in Breslau ha ben sämmtlich ihre Stellen niedergeleat und Neu wahlen verlangt in Folge deö Umstandes, daß Magistrat und Stadtverordnete ihre frühem Be schlüsse, die sie im Verein mit den Führern der Bürgerwehr faßten und worin sie sich für die