Einleitung Fas Leben des heiligen Severin führt uns in das Wogen der Völkerwanderung an der mittleren Donau. Es läßt uns einen Blick thun in die Zustände der Provinz Noricum in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts und zeigt uns, wie hier die römische Herrschaft und die römische Cultur nach und nack ver nichtet werden und die germanischen Barbaren das Land erst plündernd durchziehen und schließlich ganz überfluthen. Schlichte und einfache Scbilderungen, die aber für uns unschätzbar sind, weil uns aus jenen Gegenden vorher wie nachher jede sichere Kunde fehlt. Die wilden und kriegerischen Völkerschaften, welche die Hoch länder der mittleren und östlichen Alpen bewohnten, wurden zur Zeit des Augustus den Römern unterworfen und ihr Gebiet in drei Provinzen getheilt, Rätien, Noricum und Pannonien. Die Nordgrenze war überall die Donau und zwar erstreckte sich Rätien von ihren Quellen bis zur Mündung des Inn, Noricum von dort bis zum Kahlenberge bei Wien, während Pannonien die öst lichen Abdachungen der Alpen und die ungarische Tiefebene bis zur Donau hin einnahm, so daß dieser Fluß hier auch die Ostgrenze bildete. Als später bei der Neuorganisation des Reichs unter Diocletian und Constantin die Zahl der Provinzen vermehrt und dafür ihr Umfang verringert wurde, zerschlug man auch diese großen Ländercomplexe. Statt der einen Provinz Noricum, gab es nunmehr zwei: eine nördliche, das Ufernoricum, im wesentlichen Geschichtschreiber. Liesrg. SS. — Urzeit, Band III. I