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62 Fromme Ermahnung. 35. 3tz. aller Gaben, ohne Unterlaß mit Thränen anzuflehen. Und was geschieht? Durch die Gebete des heiligen Mannes wurde der Aussätzige mit Hülfe Gottes gereinigt, wie er seinen Sinn änderte, durfte er auch seine Farbe ändern, und er und viele Andere ver kündeten weit und breit die Wunderthaten des ewigen Königs. 35. Bonosus, ein Mönch des heiligen Severin, von Geburt ein Barbare, welcher zu seinen Aussprüchen großes Vertrauen hatte, litt sehr an Schwäche der Augen und bat ihn, er möge ihm durch sein Gebet Heilung verschaffen; denn es schmerzte ihn sehr, daß denen, welche ans der Fremde herkamen, durch Gottes Gnade geholfen würde, während ihm bisher noch kein Mittel genützt hatte. Ihm erwiderte ver Knecht Gottes: „Was frommt cs dir, mein Sohn, alle Schärfe des körperlichen Gesichts zu haben und mit einem klaren Blicke des äußeren Auges zu prahlen? Bitte lieber, daß dir das innere Schauen voll Kraft und Leben werde." Durch solche Ermahnungen eines Besseren belehrt, ward er eifrig mehr mit dem Auge des Geistes zu sehen als mit dem des Körpers, und ohne je überdrüssig zu werden, erwarb er sich eine wunder bare Ausdauer im Gebete, und nachdem er ungefähr vierzig Jahre dem Wachdienste des Klosters unermüdlich obgelegen hatte, ver schied er mit derselben Gluth des Glaubens, die er hatte, da er bekehrt ward. 36. Einst hatte in Bojotro, dem vorhin genannten Orte, der demüthige Meister vernommen, daß drei Mönche seines Klosters sich durch einen abscheulichen Hochmuth befleckten. Da sie allen Vorwürfen zum Trotz in ihrem Laster verharrten, betele er, daß der Herr sie in seine Kindschaft aufnehmen und mit seiner väterliichen Zuchtruthe strafen möge. Ehe er noch sein Gebet unter einem Strom von Thränen vollendet hatte, wurden in einem und demselben Augenblicke diese Mönche von'dem Teufel besessen, und von ihm gepeinigt, offenbarten sie die Störrigkeit ihres Sinnes mit lautem Geschrei. Es möge niemandem grausam oder schädlich erscheinen,