34 Wunderbare Heilung. 6. Sogleich schickte er wieder zu dem Manne Gottes, um sich seinen Rath zu erbitten. Dieser trug ihm unter heiligen Ermahnungen aus, den Räubern nicht nachzusetzen, indem er von Gott erleuchtet weissagte: „Wenn du ihnen folgst, wirst du getödtet werden. Hüte dich den Fluß zu überschreiten und nichts ahnend in den Hinter halt zu fallen, der dir an drei Orten gelegt ist; bald wird ein zuverlässiger Bote ankommen, welcher dich über alles unterrichten wird." Darauf meldeten zwei der Gefangenen, welche aus dem Lager der Feinde geflohen waren, genau das, was der heilige Mann nach der Offenbarung Christi vorausgesagt hatte. Der Hinterhalt der Feinde war also vergebens gelegt. Das Reich des Flaccitheus aber nahm zu an Macht und er beschloß sein Leben in Ruhe und Frieden. 6. Hierauf aber geschah es, daß ein Mann aus dem Stamme der Rügen zwölf Jahre lang durch unglaublich heftige Gicht schmerzen fast aufgerieben war und jeden Gebrauch seiner Glieder verloren hatte. Er war in der langen Zeit durch sein unerträg liches Leiden überall in der Heimath bekannt geworden. Da nun die mannigfachsten Heilmittel nichts fruchteten, brachte endlich die Mutter, eine Wittwe, ihren Sohn auf einem Wagen zu dem heiligen Manne und legte den verzweifelnden vor der Thür des Klosters nieder und bat unter vielen Thränen, daß ihr ihr einziger Sohn geheilt zurückgegeben werden möge. Aber der Mann Gottes erkennend, daß man Großes von ihm verlange, sprach durch die Klagen gerührt: „Warum ängstigt man mich durch solche trügerische Meinung? Warum glaubt man, daß ich kann, was ich nicht vermag? Denn nicht habe ich die Kraft so Großes zu voll bringen: einen Rath jedoch will ich dir geben." Und da trägt er dem Weibe auf, nach Kräften den Armen Gutes zu thun. Jene nicht zögernd legt schnell die Kleider ab, mit denen sie angethan war, und eilt sie unter die Bedürftigen zu vertheilen. Wie dies der Mann Gottes hört, bewundert er die Glulh ihres Herzens, befiehlt ihr aber, sie solle ihre Kleider wieder anlegen, und spricht: