54 Die Geschichte Friedrichs III und Maximilians I, Kap. 35. sei denn daß die erste Erregung, wie es häufig geschieht — denn überhaupt nicht in Zorn zu gerathen, ist mehr eine Eigen- thümlichkeit der Götter als der Menschen — ihm ganz plötz lich die ruhige Erwägung benahm; da merkte man, wie sich über seinen ganzen Hals eine tiefe Röthe ergoß, und daß er sich leicht auf die Lippen biß. Und wenn dann der König in seiner heftigen Erregung einen der schlimmsten Übelthäter auf frischer That ertappte, so wurde dieser um einen Kopf kürzer gemacht. Vermochte einer jedoch sofort dem königlichen Unwillen aus zuweichen, so genügten eine unbedeutende Zeitpause und die Fürsprache der Freunde, und es war von einer Bestrafung des Schuldigen nicht mehr die Rede'. Nur allein gegen das Volk der Moriner trug er lange, lange Zeit das Gift des Un willens tief in seinem Herzen. Sie kennzeichnete er auch in seinen Schreiben beständig mit der wenig ehrenvollen Be merkung: „Unsere ungetreuen Unterthanen". Außerdem befahl er, eine Anzahl von Lanzenträgern zu Fuß^, welche nach der Eroberung von Stuhlweißenburg", durch die verlockende Aus sicht auf Beute dazu getrieben, sich frevelhafter Weise selbst den Abschied gegeben hatten, wo man sie auch antreffen würde, niederzumetzeln. Sonst bestrafte er noch solche ohne Erbarmen, die, wenn ein Angriff auf Burgen oder Städte erfolgte, ihm einen ungebührlichen Widerstand geleistet hatten. In allen übrigen Beziehungen verdiente er den Beinamen „des aller gütigsten Fürsten". l) Vgl. hierzu Ulmann I. S. lS7 f. Man könnte versucht sein, laueeaill peüitss mit „Lanzkncchtc" zu übersetzen und diese Stelle für die früher gebräuchliche Ableitung des Namens des von Maxi milian geschaffenen nationalen Fußvolkes ins Feld zu führen. Indessen die gewöhnliche Form ist „Landsknechte" patriae oder provinciae mlnistri, eine Bezeichnung, welche die Betreffenden als „einheimische Knechte" in Gegensatz zu den Schweizern setzt. S. Ulmann I, S. 8SS. b) S. oben S. SV.