36 Die Geschichte Friedrichs III und Maximilians I, Kap. 20. (20.) Von seinem Gebaren in den letzten Jahren seiner Kindheit. 19. Federzeichnung: Im Vorhof einer Burg übt sich der junge Maximilian im Schießen nach der Scheibe; die Armbrüste werden von Dienern gespannt. Im Hintergründe versuchen sich Knaben im Schleudern von Steinen; im Vordergründe brennt einer eine kleine Kanone mit der Lunte ab. Als er nun aber des Gebrauchs der Sprache, der Hände und Füße vollständig mächtig war, begann er sofort, wie das die Kinder zu thun Pflegen, sich einen Stecken als Pferd zuzurichten und seine Altersgenossen, darunter auch Knaben aus unteren Ständen, zum Kriegsspiel und Speerkampf auf zufordern. Die Knabenschaar theilte sich dann in zwei Par teien; aber was auch immer auf der einen oder anderen Seite aufgestellt werden mochte, in allen Wettkämpfen behauptete Maxmilian als erster den Sieg. Übrigens lernte er mit der Schleuder Steine werfen, die Pfeile nach dem Ziel zu richten, desgleichen gläserne und steinerne Kugeln durch ausge- hölte Rohre, welche die Stelle von Geschützen vertraten, so trefflich und sicher abzuschießen, daß er es älteren Leuten, ja sogar geübten Meistern gleichzuthun schien. Auch alle übrigen Übungen, denen er sich in Gemeinschaft mit bcanlagten Alters genossen hingab, führte er weit geschickter als diese aus, mit einem gewissen natürlichen Anstand und großer Anmuth in den Bewegungen. Seiner Mutter Leonore, welche ihren kleinen Sohn ausschließlich zur Bethätigung der Religion anhalten zu sollen glaubte, war das ein sehr lästiger Anblick. Dem Kaiser Friedrich hingegen war dies zu schauen um so angenehmer, je bestimmter und deutlicher er schon von Kindheit an das herauszubilden bestrebt war, was ihm aus den Zeichen der Sternbilder die Sterndeuter bereits längst geweissagt hatten.