14 Tie Geschichte Friedrichs III und Maximilians I, Kap. 6. (6.) Von der Bestrafung seiner Gegner ohne Schwertstreich. 5. Federzeichnung: Inmitten einer von Siiulen getragenen offenen Halle sieht man den Kaiser mit Gefolge. Zu seiner Rechten stehen ein geistlicher und ein weltlicher Fürst, beide von einem Netz umstrickt mit gegen einander gezücktem Dolch resp. abgebrochenem Schwert. Zur Linken knieen ebenfalls ein geistlicher und ein weltlicher Fürst und reichen dem Kaiser goldene Geschenke dar. Landschaftlicher Hintergrund, eine Burg und Berge. Weil er sich nicht selten von seinen Fürsten verachtet und wegen seiner allzu großen Geduld und seiner milden Gesinnung verspottet fühlte, ersann er eine neue Art der Rache, durch welche er ohne Schwertstreich, ohne Blutvergießen in kluger und feiner Weise Vergeltung übte. Sah er jezuweilen einige durch Zwietracht entzweit und in verderbliche Kriege verwickelt, so befreite er sie daraus nicht etwa dadurch, daß er offen oder insgeheim sein Ansehen in die Wagschaale warf, obgleich sie durch starke Kriegsschäden und Noth beiderseits an den Rand des Verderbens geführt waren; vielmehr hat er sie, indem er heimlich stets neuen Stoff zur Zwietracht ausstreute, durch äußerst feine Fäden des Hasses und der Feindschaft zusammen gefesselt und durch unentrinnbare Schlingen der Kriegsfurie so in einander verstrickt, daß sich keiner, wenigstens nicht ohne des Kaisers Rath und Hülfe, daraus losreißen konnte. Wenn dann die Aufrührer, in die höchste Noth gebracht, sich an ihn wandten, sind sie, nachdem sie durch unsägliche Martern langen Wartens — wozu man an dem Hof eines so bedeutenden Fürsten, an dem Alles der Reihe nach geht, leicht kommen kann — durch beständiges Herumlaufen bei denen, welche die Angelegenheiten zu besorgen hatten, aufs äußerste geplagt wor den waren, dann doch erst nach einer Audienz, die sie um einen ungeheuren Preis und mit Verlust von einigen Tausend Goldgulden erkaufen mußten und in der sie schließlich trotzdem