66 Prokop, Vandalenkrieg II, 6. 4 lor aber 110 Mann und mußte selbst mit dem Rest umkehren und von seinem Vorhaben abstehen. Von Sturm war nie wieder die Rede: er begnügte sich, wie vorher, scharfe Wache zu halten, so daß niemand von Pappuas aus- noch ein konnte, und hoffte, der Hunger werde zur Übergabe treiben. Gelimer mit seinen Verwandten und Edlen gerieth in eine Roth, die jeder Be schreibung spottet. Von allen Volksstämmen, die wir kennen, ist nämlich der vandalische am meisten verweichlicht, der maurische aber am härtesten gewöhnt. Seit jene im Besitz von Afrika waren, nahmen sie täglich warme Bäder und ließen ihre Tafel nut dem Schönsten und Besten besetzen, was nur Erde und Meer hervorbringen. Sie trugen viel Goldschmuck und kleideten sich in modische, oder wie sie jetzt heißen, serische*) Gewänder. Mit Theater, Wettrennen und ähnlichem Zeitvertreib, vor allem aber mit der Jagd brachten sic ihre Tage hin. Tänzer und Mimen, Musik und Schauspiel, kurz, was nur Auge und Ohr erfreuen mag, war bei ihnen wie zu Hause. Sie wohnten in prachtvollen, wasserreichen Gärten, in denen die schönsten Bäume standen. Den Freuden der Trinkgelage waren sie nicht minder ergeben, als denen des Liebesgenusses. (Die Biauren dagegen sind außerordentlich abgehärtet gegen Wind und Wetter, Hunger und Durst; Bequemlichkeiten kennen sie nicht.) Lange Zeit lebten Gelimer und die Seinigen gerade ivie die Mauren nur von rohem Getreide, und alle trugen willig ihr Schicksal; als aber selbst dies Nahrungsmittel knapp zu werden anfing, da hielten sie es nicht mehr aus: der Tod schien ihnen das Süßeste, die Knechtschaft nicht mehr das Schimpflichste zu sein. Dem Pharas blieb diese Gesinnung nicht verborgen; daher schrieb er folgenden Brief an Gelimer: „Auch ich bin ein Barbar; Schreiberei und viele Worte bin ich von Jugend auf nicht gewöhnt, noch habe ich sie später nach- 1) seidene.