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„Dein Schreiben, trefflicher Belisar, enthält sehr richtige Er- 534 Mahnungen, die jedoch irgend welche andere Menschen, nicht aber uns, die Gothen, angehen. Denn wir besitzen nichts, was wir dem Kaiser Justinian entzogen haben, und hoffen auch, nie auf so thörichte Gedanken zu kommen. Ganz Sizilien aber nehmen wir in Anspruch als unser Eigenthmn, und davon ist ein Vorsprung die Feste auf dem Lilybäum. Wenn aber Theu derich seiner Schwester, der Gemahlin des Vandalenkönigs, einen von den Hafenplätzen Siziliens für ihren Gebrauch angewiesen hat, so hat das gar nichts zu bedeuten, denn es könnte für Euch in keiner Weise einen Rechtsanspruch begründen. — Du, o Feldherr, würdest der Billigkeit gemäß gegen uns verfahren, wenn Du die Lösung der vorhandenen Differenzen nicht als Feind, sondern als Freund betreiben wolltest. Der Unterschied aber besteht darin, daß Freunde ihre Zwistigkeiten auf dem Rechtswege, Feinde mit den Waffen zu entscheiden pflegen. Wir nun werden es dem Kaiser Justinian überlassen, über diese Dinge zu entscheiden, wie es ihm gerecht und billig erscheinen wird. Wir wünschen, daß Du weise Überlegung einem raschen Entschlüsse vorziehest und die Entscheidung Deines Kaisers ab wartest." So lautete die Antwort der Gothen. Belisar legte alles dem Kaiser vor und verhielt sich ruhig, bis ihm der Kaiser selbst seinen Willen kundthun würde. — 6. Pharas fand die langwierige Belagerung, noch dazu mitten im Winter, gar nicht nach seinem Sinn; dazu glaubte er, die Mauren würden erheblichen Widerstand nicht leisten können, und beschloß daher, einen Sturm zu wagen: er rüstete seine Schaar auf das Beste aus und begann den Aufstieg. Da aber die Mauren das schwierige Terrain des steilen Berges geschickt ausnutzten, so hatten die Angreifer einen schweren Stand. Nichtsdestoweniger suchte Pharas den Zugang zu erstürmen, ver- Geschichtschreiber. Lief. 73. Prokop, Bandalenkrieg. 5