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14 Prokop, Vandalenkrieg I, 6. ihm die Ausrüstung gekostet haben; aber der Erfolg entsprach nicht dieser Anstrengung; denn da das Schicksal nicht wollte, daß die Vandalen durch diese Expedition vernichtet würden, mußte Leo zum Oberfeldherrn Basiliskus ernennen, den Bruder seiner Gattin Verina, der mit allen Kräften nach der Kaiserkrone strebte; er hoffte sogar, sie ohne Kampf zu erlangen, da er sich der Freundschraft Aspars versichert hatte. Aspar selbst nämlich war Arianer, und da er diesen seinen Glauben nicht ändern wollte, konnte er nicht zur Herrschaft ge langen; aber er war mächtig genug, einen anderen zu erheben, und er war schon dem Kaiser Leo, der auf eine Nachstellung von ihm gestoßen war, verdächtig. Deshalb sagt man nun, habe Aspar gefürchtet, daß Leo durch Besiegung der Vandalen seine Herrschaft gar zu sehr befestigen würde, und darum mit dringenden Zureden dem Basiliskus die Vandalen und Gciserich gar sehr ans Herz gelegt. Leo aber hatte schon vorher den Senator Anthemius, einen Mann von edlem Geschlecht und großem Reichlhum, auch zum 467—472 Kaiser des Abendlandes ernannt und ihn hinausgcsandt, damit er ihm im Vandalenkriege Beistand leiste; das war sehr gegen den Wunsch und Willen Geiserichs, der die Krone dem Olybrius, dem Schwiegersöhne der Placidia, zuwenden wollte, der ihm durch verwandtschaftliche Bande verbunden und auch gewogen war, und hatte deshalb viel verhandelt und gebeten. Da ihm dieser Plan fehlschlug, zürnte er sehr und verwüstete alle Küsten des seit 461 Reichs. — In Dalmatien aber stand Marcellianus, ein Freund des Aötius, der nach dessen vorher berichtetem Tode dem Kaiser den Gehorsam verweigert und seine Provinz mit sich zur Em pörung fortgerissen hatte. Der herrschte nun über Dalmatien, ohne daß jemand es ihm zu wehren wagte. Diesen Marcellianus gewann Leo damals mit vielen Schmeichelrcden und bestimmte ihn, nach Sardinien zu gehen, das in den Händen der Vandalen