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zusammengetragen ist. Von dieser schier unglaublichen Verworfen heit, besonders der Theodora, kann man sich nur mit Schauder abwenden — geht doch der Verfasser selbst so weit, daß er schein bar allen Ernstes die Sage behandelt'), die beiden seien nicht Menschen von Fleisch und Blut, sondern Dämonen, Geister der Hölle gewesen, gesandt als Geißeln für die Menschheit. — Die Anekdota selbst geben an, im 32. Jahre der Regierung Justinians, das heißt 558 geschrieben zu sein, also unmittelbar nach den Bauwerken?) Prokops jüngere Zeitgenossen, die sein Geschichtswerk fortgesetzt haben, Agathias (unter Justin II., 569— 578) und Evagrius (unter Tiberius, 578—582, und Mauritius 582—603), haben noch keine Kenntnis von seiner Geheimgeschichte; für uns wird sie zum ersten Mal erwähnt bei Suidass)/um 900, nach ihm öfters. Herausgegeben hat sie zuerst 1623 der Bibliothekar des Vatikans, Nikolaus Alemannus, der sie als echt anerkannte. Die Echtheit ist ebenso oft bestritten als vertheidigt worden, bestritten haupt sächlich aus dem Grunde, weil ihr Inhalt mit dem der Historien und besonders der Bauwerke unvereinbar schien. Es ist das Ver dienst F. Dahns4), diesem Streit ein Ende gemacht zu haben: er Hal durch eine sorgfältige und erschöpfende, sprachliche Unter suchung nachgewiesen, daß der Schreiber der Historien und der Bauwerke auch die Geheimgeschichte geschrieben haben muß, da die Ausdruckswcise in so hohem Grade konform ist, daß eine Nach ahmung oder Fälschung geradezu ausgeschlossen ist. 'Nachdem Dahn diesen Beweis erbracht hat, einen Beweis, der meines Erachtens völlig gelungen ist und meines Wissens unwiderlegt besteht, ent wirft er ein Bild von Prokops Weltanschauung und Charakter, I) Lrc. c. 12. x. 78—82: ähnlich <!. 30 am Schlich x. INK. — 2) Lro. c. 23. p. 129, e. 24. x. 137. — 3) 8niä. s. V. Ilaoxv'zrtop.' „Er schrieb auch ein anderes Buch, mit dem Titel Aneldota über Justinians Thaten, so daß beide zusammen — die Historien und Anekdota — neun Bücher ausmachen. Das Buch des Prokop, welches Anekdota b titelt ist, enthält Schmähungen und Verleumdungen des Kaisers Justinian und seiner Gemahlin Theodora, auch selbst des Belisar nnd seiner Gattin." — 4) siehe besonders Dahn, Prok. v. Cäs., S. ll 6—