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Sieg Lloyd Georges über Asquith Neuer englischer Flottenangriff auf Ostende abgewiesen vtb. Berlin, 10. Mai. (Amtlich.) Englische Seestreik kräfte unternahmen am 10. Mai, 3 Uhr morgens, nach heftiger Beschießung erneut einen Sperrangriff gegen Ostende. Mehrere feindliche Schiffe, die unter dem Schuhe künstlichen Bebels in den Hafen eindringen wollten, wurden durch das vor trefflich geleitete Feuer unserer Küstenbatterien adgewiesen. Ein alter Kreuzer liegt gänzlich zerschossen außerhalb des Fahrwassers vor dem Hafen auf dem Grund. Die Einfahrt ist völlig unbehindert. An Bord des gestrande ten Schiffes wurden nur noch Tote vorgefvnden. Zwei Ueber- icbende waren über Bord gesprungen und sind gefangen. Nach bisherigen Ermittlungen wurden mindestens zwei feindliche Motorboote abgeschossen, ein Monitor schwer beschädigt. Der Sperrversuch ist somit völlig vereitelt. Abermals hat der Gegner Menschenleben und Fahrzeuge umsonst geopfert. * wtb. Berlin, 9. Mai. (Amtlich.) Das unter dem Kommando des Kapikänleuknants von Glafeoapp stehende U-Boot hat in der stark bewachten Irischen See und deren Zufahrtsstraßen mit bestem Erfolg gearbeitet und dem Transportverkehr unserer Feinde neuerdings empfindlichen Abbruch getan. Durch umsichtige, ener gische Führung und kühnen Einsatz des Bootes gelang es dem Kommandanten, sieben Dampfer — zum Teil auS gesicherten Ge- lcilzügen heraus — und drei Segelfahrzeuge mit zusammen über sechsundzwanzigtausend Br.-Reg.-To. zu versenken. Wertvolles Kriegsmaterial des Feindes und für die Kriegführung wichtige Rohstoffe — Kupfererz, Eisenerz, Kohlen, Kork usw. — wurden mit den Ladungen der Schiffe ver nichtet. 3m einzelnen wurden folgende namentliche Feststellungen gemach!: Der bewaffnete englische Dampfer «Landonia" (2504 Br.-Reg.-To.), Ladung 3500 To. Eisenerz nach Glasgow, der Geschützführer des Dampfers gefangen eingebracht, «Baron Hcrries" (1610 Br.-Reg.-To., Ladung 1600 To. Kupfererz, MIO Balle» Kork nach Glasgow, der Zweite Offizier des Dampfers Die Unterhaussitzung Lloyd Georges Verteidigungsrede London, 9. Mai. (Reuter.) Unterhaus. Das Haus war gedrängt voll, als sich heute nachmittag Asquith erhob, um seinen Antrag auf Einsetzung einer Sondcrkommission zur Unicrsuchung der in dem Briese des Generals Maurice enthaltenen Angaben zu begründen. Die Logen der Gesandtschaften und der Lords sowie die Tribünen waren dicht beseht. Unter den Besuchern befand sich auch der italienische Botschafter. Asquith erklärte, die in Wirk- licbkeit ganz einfache Angelegenheit scheine zu einem guten Teil miß verstanden zu werden: Weder der Absicht nach, noch tatsächlich, sei sein Antrag ein Mißtrauensvotum für die Regierung. Wenn er es für seine Pstichi. gehalten hätte, das Haus um die Annahme eines Mißtrauens votums zu ersuchen, so würde er den Mut gehabt haben, dies in direkter und unzweideutiger Form zu tun. In bezug auf den Bries des Generals Maurice sagte er, Maurice müsse gewußt haben, daß er einen ernstlichen Bruch der Dienstvorschriften begehe und seine ganze militärische Zukunft gefährde. Asquith widersprach der Anregung einer Untersuchung durch zwei Rich ter und gab der Meinung Ausdruck, daß ein Schiedsgerichtsousschuß von slins Abgeordneten wahrscheinlich in zwei bis drei Lagen zu einer Entscheidung gelangen könnte. Rach Asquith ergriff Lloyd George das Wort und erklärte, von lautem Beifall empfangen, Maurice habe, nachdem er non seinem Posten, ocn er zwei Jahre lang bekleidet habe, zuriickgckrclen sei, die non zwei Ministern abgegebenen Erklärungen angezweifelt. Er hab« dies nicht getan, als er nicht n:r Zutritt zu amtlicher Information, sondern zu den Ministern selbst h. i :. Lloyd George fragte, ob cs nickt Maurices Sache gewesen sei. wenn er die Angelegenheit für so w ästig gehalten habe, daß er die Dienstvorschriften brechen mußte, zucrjt -vm Kabinett oder den angeschuldigten Ministern zu gehen und auf den Irrtum aufmerksam zu machen und um Richtigstellung zu ersuchen. Davon ist aber nicht im geringsten die Rede gewesen, bis er, Lloyd George, den Brief in der Zeitung gesunden habe. «Ich erkläre dies für unanständig!" rief Lloyd George unter lautem Beifall aus. Maurice bat auch seinciv unmittelbaren Vorgesetzten, dem Staatssekretär und dem Ehef des Generalstabes, keinerlei Vorstellungen gemacht. Er, Lloyd George, lcklug vor. die voll« Informationsquelle, aus der er und Bonar Law ihre Angaben geschöpft hätten, mitzuteilen, und forderte dos Haus aus, sein llrtcil abzugcbcn, und zwar heute noch. (Belfast.) Sie beide seien daraus bedacht, daß die Erklärungen Maurices von einem unparteiischen Gerichtshof geprüft würden. Diesem Gerichtshof würde eine Menge von wirklich ver trauenswürdigen Informationen, die absolut keinen Zweifel an der Wchrhajtigkeit der ministeriellen Erklärungen übrig lassen, zur Ver- süaunz stchcn. Das Unterhaus selbst hat vor kurzer Zeit entschieden, das; eine parlamentarische Kommission nick» das beste Kollegium für die !''tersuchuvg eines Tatbestandes ist, und Asquith selbst Hal cs ao elebnt, eine parlamentarische Kommission für die Untersuchung in * r mesopotamischen Frage zu ernennen. Demgegenüber sind Richter gewohnt, Tatsachen zu untersuchen und schnell ihr Urteil darüber ab- zugebcn. Seitdem aber die Presse, die Asquith unterstützt, sclt Donners tag assen erklärt Kat, daß man keine Entscheidung eines geheimen richterlichen Kollegiums genehmigen wird, hat die Regierung de- schlossen, das Urte ! w.^er einer parlamentarischen Kommission, noch Richtern zu überlassen, sondern alle Tatsachen in der Ocssenttichkeit zu erwähnen, so daß die ösiew- liche Meinung der einzige Richter fei« soll. An erster Stelle siebt die Erklärung Maurices über die Militär',che Kratt des britischen Heeres am 1. Januar 1918 zum Vergleich de- Z»- siandes, am 1. Januar 1917. Er, Lloyd George, b< getagt dos' di« gefangen eingebrachk, ferner der englische Dampfer .Kaluna" (4641 Br-Reg.-To.) und der englische Raaschoner «Ethel" mit Kohleilladung. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 10. Mai. Westlicher Kriegsichaupiatz An den Kampffronten war die Artillerietätigkeil tagsüber nur im Gebiet Les Kemme 1, beiderseits des Luce- Boches und auf dem Weskufer der Ao re lebhaft. Starker Feuerstcigerung in diesen Abschnitten folgten feindliche Borstöße. Bei ihrer Abwehr und bei reger ErkundungStäligkeit machten wir Gefangene. Am Abend und während der Nacht lebte der Arlilleriekampf zwischen Bser und Oise vielfach auf. An der übrigen Front blieb die GefechlstäNgkeit auf Er kundungskämpfe beschränkt. Bon den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. (W. T.-B.) * * * wtb. Wien, 10. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Keine besonderen Ereignisse. Der Ckef des Generalstabes. Guatemalas Kriegserklärung <D Berlin, 10. Mai. (Droh (bericht unserer Ber liner Schriftleitung.) Guatemala hat unS den Krieg er klärt. Diese Maßnahme ist offenbar unter dem Druck der Ber einigten Staaten erfolgt. Bei den wirtschaftlichen Interessen, die uns mit Guatemala verbinden, ist der Abbruch -er diplomatischen Beziehungen sehr bedauerlich, jedoch dürfen wir hoffen, daß nach -em Kriege die wirtschaftlichen Beziehungen wieder angeknüpft werden. Heeresstärke zugenommen habe, während Maurice sagte, sie sei ver ringert. Die Zahlen, die ich mittcilte, stammten aus offiziellen Dokumenten des Kriegsministeriums. Falls diese unrichtig wären, so würde Maurice selbst dafür die Verant wortung getragen haben Aber wie sich aus einer Untersuchung ergeben hat, wären die Informationen vollkommen zutreffend, und ich verstehe deshalb nicht, was Maurice eigentlich meint. Zweifelsohne war die Heeresstärke 1918 viel größer als 1917. Nicht nur war der Bestand unserer Heere auf allen Fronten um diese Zeit viel größer als An- fang 1917, sondern die Stärke unseres Heeres in Frankreich war ver- hällniomäßig mehr gcslicg.ii als die Durchschnittsstärke auf allen anderen Fronten. Wenn Maurice von Gefechtsstärke redet, versucht er offenbar einen Unterschied zwischen Kombattanten und Nichtkombatianten zu machen. Diesen Unterschied aber kann ich nicht akzeptieren. Ich kann aber eine von Maurices Sleliverireter unterschriebene Notiz vorlegcn. auch ein Dokument, das neun Tage nach meiner Rede das Bureau der militärischen Operationen dcä Generalstabes, wovon Maurice be kanntlich Direktor war, verlassen hat. Diese 2lotiz lautet: Aus der bei gefügten Erklärung ergibt sich, daß die Gefcchtskraft der britischen Armee am 1. Januar 1918 größer war als am 1. Januar 1917. Ich komme letzt zu Maurices Erklärung über meinen Vergleich zwischen der Stärke der Streitkräfte der Alliierten und der Streitkräfte des Feindes. Sämtliche Ziffern, die ich genannt habe, rühren von Maurice selbst her. Die Mitteilungen über die Divisionen in Mesopotamien und Aegypten sind im Kriegskabinett vorgelegt worden in der Anwesen heit von Maurice, der sie aber nicht verbesserte." Ucber die Ausdehnung der Front sagte Lloyd George, es sei nur wahr daß Maurice damals in Versailles anwesend war, aber die Behauptung, daß er in der Vcr- sammlung selbst, wo die Ausdehnung der Front behandelt wuvde, an wesend war, trifft nicht zu. Er war nicht da, er war im Gebäude selbst, aber außerhalb-es Sitzungssaales, um verschiedenen Generalen Informationen zu erteilen. Die Ausdehnung der Front von General Gough, der besonders gemeint war, ist niemals im Versailler Rat besprochen worden. Haig und Pätain waren darüber einig und die Ausbreitung war eine Tatsache, bevor der Rat jemals zusammengekommen ist. Es wurde eine weitere Ausdehnung verlangt, aber kein Daumenbreit-er Front ist als Ergebnis der Versailler Konferenz übernommen. Es ist kein Wort wahr von der Behauptung, daß die Front der Armee des Generals Gough ausgedehnt worden ist auf Befehl des Kabinetts und gegen die Einwendungen von Haig und Robertson. Man hat -iesc Ausdehnung beschlossen, um Männer für den Ackerbau in Frankreich und England der Frone entziehen zu können. Das war eine Maßnahme ' von sehr großer Wichtigkeit. Das Kabinett hat im Prinzip die Aus- ' dehnung angenommen, aber der Termin, an dem das geschehen sollte, 1 wurde zwei Oberbefehlshabern überlassen. Die Ucbcrnahme eines i weiteren Teiles der Front durch uns war zum erstenmal zur Sprache ! gekommen auf einer Konferenz in Boulogne, und zwar gerade aus '-> Anregung der französischen Vertreter. Dann kam der Zwischenfall von Eambrai und die italienisch« Niederlage, wodurch wir genötigt waren, Truppen aus Frankreich nach Italien zu s entsenden, wodurch die Ausdehnung unserer Front im Augenblick er- ? ichwert war. Endlich schlug Elemenceau vor, die Angelegenheit durch : militärische Autoritäten untersuchen zu lassen, und falls Meinungsver schiedenheiten beständen, den Kricgsrat von Versailles darüber entschei den zu laßen. Die militärischen Vertreter Haden zu einem Vergleich zwischen der englischen und französischen Auffassung geraten und ihr Urteil dahin abgegeben, daß über die fragliche Angelegenheit auf einer Konferenz des KriegSratS in Versailles am 1. Februar entschieden werden sollte. Bevor jedoch diese Zusammenkunft stattsand, hatten Haig und Pötain Beratungen gepflogen und vereinbart, daß di« Ausdehnung der englischen Front bis Barisiü stakkfinden sollte. Bis zu etner weiteren A»«.d->i)nung der Linie ist es aber nicht gekommen. Das wichtigst« und d-r Kern der ganzen Sache in der Diskussion über die Ausdehnung -er Fs st bildete die Einheit des Kommandos, und ich freue mich sagen zu kt-tznea, daß diese Einheit durch uns beschlossen wurde. (Fortsetzung sieh« Seite 2.1 Nochmals Negierung und Reichstag Berlin, ist. Mai. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i s r l c i t u n g.) Nachdem gestern schon der .Vorwärls' gc- schrieben halte, Herr v. Payer »rußte nachgerade bedenken, cd sein Verbleiben im Amte nicht am Ende mehr schade als nütze (da er, das war die Meinung, Dinge decken helfe, die er eigentlich nicht decken dürfe), verzeichnet der heutige „Vorwärts" kühl und knapp, daß die Regierung Hcrlling-Payer-Friedberg auf das Ver- trauen der Sozialdemokratie nicht mehr zu rech ir en habe. Wörtlich heißt eS da: „Was insbesondere die Sozialdemokratie be trifft, fo Hal sie die Brest-Lilowskcr Verträge und die gesamte Ostpolitik von Anfang an bekämpft. Eie bekämpft jetzt die Steuervorlagen im Reiche, das EicherungSkompromiß (in der Wahlrechtsfrage) und die hin haltende Regierungstaktik in Preußen." In polikisctwn Kreisen nimmt man trotzdem an, daß Erzbergers Vorstoß einstweilen gescheitert sei. Oo der Angriff endgültig abgeschlagen ist und die Regierung Hertling- Payer-Friedberg auf die Dauer davon verschont bleibt, wird, wie man meint, nicht zuletzt von dem Maße der Entschiedenheit abhängen, mit der die Staatsregierung in ihrer für die nächste Woche zu er wartenden Erklärung über die Wahlrechtsfrage un- die spätere Auflösung des preußischen Abgeordnetenhauses auftritt. L. L. Soweit -ie Herren von Neckenberg und Erzberger etwa Minen zu legen beabsichtigen, um die augenblickliche ReichSleitung in -ie Luft zu sprengen, und soweit die Sozialdemokratie dieses Bestreben zu unterstützen und auf die preußische Regierung auS- zudehncn sucht, lehnen wir ihre Politik mit Entschiedenheit ab. Wir haben uns schon neulich, im Zusammenhänge mit der Wahl reform, sehr bestimmt gegen diese „Lösung" gewendet. Wir hatten damals freilich nur die Wünsche -er Rechten im Auge, die mit Hilfe eines Regierungswechsels nm eine wirkliche Lösung des Problems herumzukommen hofft- Aber dasselbe, waS wir nach dieser Seite hin geltend machten, gilt selbstverständlich auch gegen über der andern Seite- Die Wakstreform muh kommen, sie muß bald kommen, sie muß nötigenfalls mit den äußersten Mitteln durchgeseht werden, aber kein Mittel ist so gefährlich, wie eine Regierungskrise es jetzt sein würde. Daß eine solche Krise die Aus sichten der Wahlresorm wahrscheinlich keineswegs verbessern würde, könnte sich die Sozialdemokratie selber sagen. Wir wünschen aber auch auS äußcrpolitischen Gründen keinen Regie rungswechsel, denn eS würde dadurch auch auf diesem Gebiet in unserem Sinne nicht besser, sondern weniger gut werden, als eS ist. Damit ist nun aber nicht gesagt, daß die Parteien, auf -le sich die Regierung bisher stützte, an ihr keine Kritik üben dürften. Auch eine parlamentarische Negierung ist nicht der gelegentlichen Gegenwirkung der eigenen Parteien enthoben und etwa für diese Parteien unantastbar. Es wäre sehr bedauerlich, wenn einer solchen irgendwie mit einigen Parteien enger zusamemnhängenden Regierung abweichende Meinungen nur immer von den anderen Parteien ausgedrückt werden dürften, oder wenn nur diese anderen Parteien das Recht hätten, ihren fachlichen Ueherzeugungen ent gegen der Negierung Geltung zu verschaffen. Gewiß war der Sinn der Novembervorgänge der, daß eine Negierung zum Teil auS den Parteien heraus geschaffen wurde, die deren Vertrauen besaß und so das Land bis zum Friedensschluß vor weiteren Krisen bewahren sollte. Aber dieses Abkommen kann nicht bedeuten, daß jene Parteien, aus denen die betreffenden Mitglieder der Ne gierung hervorgcgangen find, nun einfach Ja und Amen sagten zu allem, waS die Negierung tut. DaS könnte doch dazu führen, daß um der inneren Ruhe willen z. B. jede äußerpolitische Ge staltung unserer Zukunft hingenommen werden müßte, und das würde bedeuten, die Bedürfnisse der kommenden Friedenszeit all zusehr den gegenwärtigen Kriegsnotwendigkeiten unterzuordnen. Schließlich Kämpfen wir doch eben um einen guten, daS heißt vor allem dauerhaften Frieden, und wer die Friedenspolitik, die die Negierung im Osten, abgesehen von Rumänien, getrieben hat, in diesem Sinne nicht für gut hält, darf nicht davor zurückschrecken, daS auszusprechen u>rd vor der Wiederholung ähnlicher Fehler zu warnen. DaS braucht noch keine Krisengelüste einzuschließen. Bei den LinkS-Parteien und bei einem Teile des Zentrums hatte die zweite Rede deS Herrn von Payer weniger Anklang gefunden als die erste. Auch uns hat sie weniger befriedigt als die vorhergehende, der wir im ganzen zustimmcn konnten. Wir sind be greiflicherweise durchaus nicht der gleichen Meinung wie der schwer industrielle .Lokalanzeiqer", der nach der zweiten Rede deS Herrn von Payer schrieb: „Allmählich kann man anfanqen, sich mit der Parlamentarisicrung unserer NeichSregicrung. wie sie die No vemberereignisse des vorigen Jahres dem deutschen Bolke gebracht baden, vielleicht doch «twoS zu befreunden. Die Rede, die der ehemalige Führer der Fortschritlichcn BolkSporlei und jetzige Vize kanzler Dr. von Payer gestern im Hauptausschuß des Reichstages über die Ostsragen gehalten hat, konnte ebensogut von jedem Bc- rufSdiplomaten gehalten werden... Als ein Mann des Ber- ständiglingsfriedens ist er vom Reichstag für den Posten des Vize kanzlers präsentiert worden, und nun verteidigt er aus voller Ueberzeugung diejenige Lösung der Oskfragen, die auch von den Anhängern der M i n d e r h e i t s Parteien deS Reichstages im großen und ganzen als annehmbar empfunden wird." — Wir hallen es nicht gerade für eine Schmeichelei für Herrn von Payer, daß seine Rede «ebensogut von jedem BerufSdiplomalcn gehalten werden konnte"; dazu hätte Herr von Payer schließlich nicht in die Regierung berufen za werden brauchen. Wir halten eS auch nicht gerade für ein gutes Zeichen, wenn dieses Blatt eine " Staatsmann in solcher Weise seines Beifalls versichert. Hertling und Erzberger Ein Briefwechsel. Wie bekannt, lausen seit längerer Zeit Gerüchte um über ein Zerwürfnis zwischen dem Reichskanzler und seinem Parket- genossen Erzberger. ES hieß, der Reichskanzler empfange