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V, 5—7. Aus Ammianus Marcellinus. XXXI. Buch. 85 zu gehorchen, andrerseits Gelegenheit zu haben, sich mit den anderen ms Königen zu verbinden, marschirte er, aber sehr langsam, und kam in kleinen Tagemärschen allmählich nach Marcianopel. Hier sollte sich der Funke entzünden, der das ganze Reich in Brand zu setzen bestimmt war. 5. Lupicin hatte Alaviv und Fritigern zum Gastmahl ge laden, gleichzeitig aber Truppen aufgestellt, um die andringenden Barbaren von der Stadt abzuhalten: diese forderten in Frieden und Freundschaft, als unsere Verbündeten, Lebensmittel einkaufen zu dürfen. Zwischen ihnen, denen man das Nothwendigste versagte, und den Stadtbewohnern kam es zu Zänkereien ernsterer Art und bald sogar zum Kampf. Die Barbaren waren sehr erbittert, daß man ihnen das Unentbehrlichste vorenthalten wollte, und be raubten die Leichen der gebliebenen Römer. 6. Dieser Zwischenfall wurde dem Lupicin heimlich hinter bracht, der an der schwelgerischen Tafel bei Musik bereits lange gesessen hatte und schon wein- und schlaftrunken war. Er wollte Weiterem Vorbeugen und ließ alle Trabanten, die vor seiner Be hausung als Schutz- und Ehrenwache hielten, tödten. 7. Die-Gothen, welche sich dicht an die Mauer gedrängt hatten, geriethen bei dieser Nachricht in Zorn; es wurden ihrer immer mehr, und sie stießen wilde Drohungen aus, da man, wie sie glaubten, auch ihre Könige gegen deren Willen festhielt. Fritigern faßte einen schnellen Entschluß: er mußte fürchten, mit seinen Be gleitern als Geiseln festgehalten zu werden, und rief nun, man werde sich den größten Gefahren aussetzen, wenn man ihn nicht init seinen Gefährten ziehen lasse, um das Volk zu besänftigen, das einzig deshalb so erregt sei, weil es glaubte, seine Führer seien zu dem Gastmahl nur gelockt worden um gemordet zu wer den. Es wurde ihnen bewilligt; sie zogen hinaus, wurden mit Jubel von den Ihrigen empfangen, setzten sich zu Pferde und waren aus und davon, um überall zum Kriege aufzufordern.