60 Aus Ammianus MarcellinuS. XXVII. Buch. X, 6—10. S68 6. Man brachte daher ein großes Heer zusammen, füllte die Zeug- und Provianthäuser und rief den Comes Sebastianus mit seinen Jllyrischen und Italischen Truppen herbei. Als es an- fieng warm zu werden, überschritten Valentinian und Gratian den Rhein. Kein Feind ließ sich blicken. Die Korps rückten ungetheilt in quadratischer Ordnung vor: der Kaiser in der Mitte, die beiden lunAlstri eastrensW Jovinns und Severns auf den Flügeln, um einem Ueberfall begegnen zu können. 7. Vorwärts giengs unter Führung kundiger Wegweiser, denen die Eclaireurs folgten, das Heer durchschritt weite Strecken, stets bereit zum Kampf, und der Soldat stieß schon laute Drohungen aus, als ob er den Feind vor sich hätte. Aber mehrere Tage hindurch ließ sich kein Gegner sehen; Saaten sowie Häuser wurden im ganzen Umkreis geplündert und verbrannt: man schonte nur die Vorgefundenen Lebensmittel, die man sammeln und auf- heben mußte für einen etwaigen Rückzug. 8. In etwas langsamerem Marsche rückte der Kaiser bis Solicinium vor, wo er wie vor einem Gatter Halt machte, denn von der Avantgarde kam die Nachricht, daß die Feinde in der Ferne sichtbar würden. 9. Diese hatten eingesehen, daß ein baldiger Kampf ihre einzige Rettung sein könne, und bei ihrer genauen Kenntniß des Terrains mit allen Truppen einen hohen Berg besetzt, der überall steile und unwegsame Abhänge hatte mit Ausnahme der Nordseite, wo er sich sanft abdachte. Sofort wurde ein Lager wie gewöhnlich aufgeschlagen und dann Alarm geblasen: der Soldat harrte auf merksam des Befehls seiner Feldherrn und Offiziere und erwartete begierig das Entfalten der Fahnen, das Zeichen für den Beginn des Kampfes. 1ü. Man hatte zum langen Ueberlegen wenig oder gar keine Zeit, denn hier drängte ungeduldig der Soldat zur Schlacht, dort