50 Aus AmmiauuS Marcellinus. XXI. Buch. IV, 4—8. sm ob gar nichts Passirt wäre und er von den geschehenen Dingen gar nichts wüßte. Einen Offizier der dort liegenden Soldaten redete er an und sagte sich selbst, wie das seine Manier war, nach wenigen Worten bei ihm zum Mahle an, um bei der Rückkehr ja keinen Verdacht zu hinterlassen. Zu diesem Mahle war aber auch Phila- grius geladen. 4. Beim Eintreten erblickte er gleich den König, und so fort fielen ihm die Worte des Kaisers ein: er schützte eine dring liche Abhaltung vor, eilte in sein Absteigequartier und las den Brief. Er wußte, was er nun zu thun hätte, kam zurück und nahm unter den anderen Gästen Platz. 5. Als der Schmaus zu Ende war, faßte er den Vadomar und übergab ihn einem Offizier mit dem Befehl, ihn auf der Hauptwache in strengem Gewahrsam zu halten. Dann las er (zur Erklärung seiner Handlungsweise) die Ordre vor und ließ die Begleiter des Königs laufen, da über sie nichts bestimmt war. 6. Vadomar selbst wurde in das Lager des Kaisers gebracht und glaubte schon, alle Hoffnung aufgeben zu müssen, als er erfuhr, daß sein Notar aufgefangen und sein Brief an Constantius bekannt sei. Man stellte ihn jedoch nicht einmal zur Rede, sondern verschickte ihn nur nach Spanien. Julian nämlich wollte einzig und allein un möglich machen, daß bei seinem Weggang aus Gallien dieser Friedens brecher die mühsam hergestellte Ordnung von neuem nach Belieben störte. 7. Ueber Erwarten schnell war der Fang dieses Menschen, den Julian bei seinem Abmarsch entschieden hätte fürchten müssen, gelungen, und der Kaiser fühlte sich so gehoben, daß er ohne nach- zulafsen, sofort die Barbaren anzugreifen beschloß, die den Comes Libino im Gefecht getödtet hatten. 8. Hätten die Feinde seine Absicht gemerkt, so wären sie weiter landeinwärts gezogen: aber der Kaiser gieng in tiefer Nacht