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34 Aus Ammianus Marcellinus. XVH. Buch. I, 4—9. »57 des ersten Stoßes abschwächen wollten, und schickten Gesandte, die mit glatten Worten um ein Freundschaftsbündniß werben sollten. Plötzlich, weiß der Himmel warum, änderten sie ihre Politik, hatten ein Heer von Bundesgenoffen beisammen und bedrohten uns aufs heftigste, wenn wir nicht ihr Gebiet räumen würden. 4. Sobald der Cäsar sichre Nachricht davon hatte, bemannte er noch mitten in der Nacht kleine, schnelle Schiffe mit 800 Mann, um schnell stromauf- und abwärts landen zu können und alles mit Feuer und Schwert zu verwüsten. 5. Durch diese Maßregel bewirkte er erstens, daß die Bar baren, die sich zuerst auf den Gipfeln der Berge hatten sehen lassen, sich zurückzogen; zweitens giengen die Soldaten tapfer bergan, fanden auch oben niemand und sahen nun aus den Rauchwolken, welche am Horizont aufstiegen, daß ihre Kameraden das feindliche Gebiet verwüsteten. 6. Die Germanen wurden sehr besorgt, zogen sich aus dem Hinterhalt, den sie an den Waldwegen gelegt hatten, zurück und eilten über den Main, um dort Hülfe zu bringen. 7. Wie es bei solchen Ueberfällen zu gehen pflegt, hatten die einen vor einem Angriff unsrer Reiter, die andern vor landenden Soldaten ^fliehend schnell sich in Sicherheit gebracht, da sie Weg und Steg kannten; aber ihr Land überließen sie den Feinden, die nun nach Herzenslust Heerden wegtrieben, Ortschaften und Felder plünderten, ohne Schonung zu kennen. Nachdem alles ausgesogen und die Gefangenen weggeschleppt waren, wurden sämmtliche Ge bäude in Brand gesteckt, die übrigens ganz ordentlich nach römischer Manier aufgebaut waren. 8. 9. Nach ungefähr 10 Millien kam man an einen schreck lich dunklen Wald und machte Halt. Ein Ueberläufer sagte aus, in unterirdischen Höhlen und vielfachen Gräben stecke eine große Menge Feinde, zum Ueberfall bereit. Dennoch gieng man muthig