110 Aus Ammianus Marcellinus. XXXl. Buch. XV, 7—10. S78 ausgeflickt, die Geschütze zum Schleudern von Steinen und Ge schaffen an paffenden Orten aufgestellt und Wasser in hinlänglicher Menge an den Schanzen aufgestellt, denn am ersten Tage waren manche der Vertheidiger vor Durst beinahe umgekommen. 7. Die Gothen waren sich der Schwierigkeit dieses Kampfes wol bewußt: immer wieder mußten sie sehen, wie ihre tapfersten Krieger zerschmettert oder verwundet wurden und ihre Streitkräfte allmählich zusammenschmolzen. Sie griffen daher zu einer List, die glücklicherweise die Göttin der Gerechtigkeit selbst offenbarte. 8. Sie bestimmten nämlich einige unsrer eanäiäati, die den Tag vorher zu ihnen übergegangen waren, zu uns zu entfliehen, als ob sie nicht eher den Anschluß erreicht hätten; sie sollten sich in die Stadt aufnehmen lassen, und heimlich in einem Theil der selben Feuer anlegen; das sollte das Zeichen sein, während alle Belagerten zum Löschen eilten, die von Vertheidigern entblößte Stadt zu überrumpeln. 9. Die eanäiLmi thaten wie ihnen geheißen: sie giengen an den Graben, streckten die Hände aus und baten sie als Römer einzulaffen. Ohne Arg ließ man sie ein; über die Absichten der Feinde befragt, verwickelten sie sich aber in Widersprüche. Nun wurden sie gefoltert, bekannten, was ihr Plan gewesen, und wur den enthauptet. 10. Alle Vorbereitungen waren also hinlänglich getroffen, als gegen die dritte Nachtwache die Barbaren, welche ihre Scheu vor Wunden abgelegt zu haben schienen, in Hellen Haufen von den Edlen geführt, gegen die verrammelten Eingänge der Stadt an stürmten. Mit den Soldaten strebten die Bürger und Hofbe diensteten in größter Erbitterung, die Feinde zu vernichten, und die Geschosse aller Art, selbst wenn sie aufs Gerathewohl ge schleudert wurden, mußten bei solcher Masse immer ihren Mann treffen.