60 Papstgeschichte. l35v. Streitigkeiten mit mancherlei Plagen, Raub und Mord heimgesucht wurde, während es vorher unter der Regierung des Königs Rupert Ruhe hatte. Im selben, nämlich im Jubeljahre, belagerten im Monat Sep tember die Päpstlichen die Stadt Bologna mit großer Macht, die selbe gab sich aber in die Hand des Herrn von Mailand/) und die ganze Gegend war durch Theuerung, Brandstiftungen und Mord- thaten schwer geplagt. Dadurch ging auch die Hochschule daselbst zu Grunde. Im Jahre des Herrn 1347 nahm die Pest und allgemeine Sterblichkeit der Menschen so sehr überhand, daß man niemals der gleichen gehört und gelesen hat. Zuerst trat sie nämlich in den über seeischen Ländern unter den Heiden auf und zwar so heftig, daß an zweimalhunderttausend^) Dörfer und Städte entvölkert wurden. Darauf glitt sie gleich einer Schlange über das Meer, denn in Venedig, in ganz Italien nnd der Provinz, vorzüglich in den am Meere gelegenen Städten, starben zahllose Menschen. In Avignon, wo sich damals der päpstliche Hof befand, wurden in den ersten drei Tagen nach dem Sonntage Mittefasten ein tausend vier hundert Menschen gezählt, welche man beerdigte. Ja man behauptete, daß in der Stadt Marseille so viele Menschen der Seuche erlegen wären, daß der Ort fast unbewohnbar wurde. Darauf verbreitete sie sich über die Alpen, nach Ungarn und ganz Deutschland und Francien, wo kaum der dritte Theil der Menschen am Leben blieb, und auch nach Scotien. In jedem Lande hielt sie ungefähr ein Jahr lang an und dann schritt sie weiter. So nahm sie beinahe alle Reiche der Welt, nur wenige ausgenommen, schwer mit. Die Menschen, zum größeren Theil junge Leute, starben in Folge von Beulen und Geschwüren, welche sich unter den Achseln und an den Weichen bildeten, oder auch durch den Auswurf blutiger Materie; der Schmerz 1) Des Erzbischofs Johannes Visconti. — 2) Oder: aus zweihundert Meilen weit, nach einer Vermuthung Freher's.