54 Kaiscrgeschichte. 1341. In demselben Jahre des Herrn verließ Ludewig seine Stadt München in der Diöcese Freising am II. Oktober, um Wild zn jagen, was ihm alle Zeit seines Lebens ein übergroßes Vergnügen war. Er war am Morgen froh und heiter, weil ihm seine Ge mahlin einen Knaben *) geboren hatte, der noch nicht getauft war; als er aber der Jagd obliegend zu Pferd saß, stürzte er, am Mittag desselben Tages, plötzlich vom Schlage gerührt inmitten seines Ge folges zur Erde und starb zwei Meilen von München eines uner warteten Todes, ohne Beichte und ohne jegliches Zeichen von Reue?) So starb er also offenbar durch göttliches Strafgericht und nicht unverschuldet, weil er mehrere Jahre vor seinem Tode seine Aemter und Gerichte mit gewaltthätigen Menschen und Schindern der Armen besetzt hatte, welche nichts weniger als Gerechtigkeit übten. Bei seinen Feldzügen ließ er zu, daß das Land und die Armen ge plündert wurden, am meisten aber waren er und seine Söhne den Spitälern, Kirchen, Klöstern und den Vorständen kirchlicher und weltlicher Stifte beschwerlich. Die Weltgeistlichkeit war ihm im Grunde seines Herzens verhaßt, und er versicherte wiederholt: „wenn er sich auch von Koth einen Schatz ansammeln könnte, so würde er doch keine weltlichen Kollegien stiften." Und so hauchte er denn, nicht losgesprochen von den Bannflüchen der Kirche, welche Papst Johannes gegen ihn geschleudert, seinen Geist auf's Kläglichste aus und wurde in der Pfarrkirche der heiligen Jungfrau zu München begraben. Nach seinem Tode übertrug Papst Clemens die Los sprechung seiner Freunde und Anhänger in Deutschland von den über sie verhängten Sentenzen dem Herrn Erzbischof von Prag^) und dem Herrn Bischof von Bamberg. Dabei ist zu bemerken, daß die von ihnen loszusprechenden Geistlichen und Laien unter Anderem feierlich und nach der vom heiligen Stuhle gegebenen Formel be schwören mußten, „zu glauben, daß es dem Kaiser nicht zustehe, den 1> Ludwig, der dritte dieses Namens unter des Kaisers Söhnen. — 2) Hier sind in an deren Ausgaben zwei Hexameter beigefügt, welche aber im Wesentlichen nichts Anderes be richten. — 3) Ernst von Pardubitz.