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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192512225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19251222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19251222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-22
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
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8vtk 2 ».alprsgae Valcniini <ks gab im alten Preußen drei Einrichtungen, die dem konstitutionellen Charakter de« Staate» wider- sprachen: das Ztvilkabinett de» König», das Militär« und das Marinekabinett. Ihr gemeinsames Charak teristikum war e» daß sie dem Monarchen persönlich und unmittelbar zur Verfügung standen und dem Parlament ebensowenig verantwortlich waren wie dem Reffortministcrium. Da» bedeutete rechtlich ein. völlige Ausschaltung jeder Kontrolle und war unser- kennbar ein absolutistisches Reservat der Krone, die damit die alleinige Pcrsiigungsgewalt in allen Per sonalfragen behielt. Dieser Zustand, der mit dem Grundsatz der Bcrantwonlichkcit unvereinbar u»ar und das Parlament zur Bewilligungsmaschine herab- drückte, wurde von den Oppositionsparteien unab lässig. aber eriolglo» bekämpft: totfächlich «ar der Willkür und Laune des Herrschers, wie sie ganz be sonders Wilhelm II. auszeichnete, damit rin gefähr liches Werkzeug in die Hand gegeben. Daß die Zn- Haber dieser Aemrer, meist Höslingsnaturen, nicht selten eine ganz persönliche und dann unheilvolle Politik trieben, dafür ist u. a. das Marinekabinctt bekannt geworden: die letzten Chefs baden sich durch ihr Intrigantentum den tiefen und nicht nnbegrün- deten Haß sehr weiter Kreise zugczogcn. Die konser vativen Kreise waren im allgemeinen mir den Kabi netten sehr zufrieden, denn ihre Interessen blieben gewahrt: konnte doch .gegen den Willen des Königs und des Adels in Preußen bis zum Herbst 1618 in ganz Prerßen und im Reiche nichts Wesentliche« durchgesetzt werden* wie es der .Konservativen Monatsschrift* im Herbst lv2l entschlüpfte — ein Geständnis, das den Versuch, die damals leitenden Kreise zu entlasten und das deutsche Volk mit de: Schuld am Zusammenbruch zu belasten, allerdings erschwert. Man wird an diese unerquicklichen Dinge wieder erinnert denn der vorletzte Chef des Zivilkabinetts, Herr von Palentini, ist am Freitag gcstorben Die Oeffcntlichkcit hat ihn nicht so gekannt, wie seinen Vorgänger. Herrn von Lucanus. „Lucanus geht um* — war ein geflügeltes Wort: ein Minister oder hoher Peamtcr, bei dem der Chef des Zivil- kabin-tts offiziell vorsprach, hatte nur noch eine Wahl: sein Abschiedsgesuch einzureichen Einen Ausspruch Valentinis sollte man sich ober merken, den er noch im drillen Kriegsjahr an einen hohen Sraat.Geamtcn schrieb: .Nach dem Kriege wirs der ganze parlamentarische Mummenschanz verschwin den. und der Kaiser wird regieren, wie er es für aut findet*. Man erinnert sich, daß damals Plön? für einen Umsturz von oben erörtert wurden (Ab- schafjung des Reichstage» usw), um die Stellung des Monarchen gegenüber dem Polte zu starken uns aus dem .Sieger des Weltkrieges* eine Art Cäsar zu machen. Herr von Palentini. der über die geheimsten Absichten wohl sehr gut unterrichtet sein konnte, hat damals die Rückkehr zum Absolutismus verhüllt on- gckündigt. Dos genüg! zur Kennzeichnung der Ge sinnung, mit der man damals dort oben die Dankes- schuld gegenüber dem deutschen Polle abzurragen gedachte! * Rudolf v. Palentini wurde am t. Oktober 18S5 zu Grubow in Mlcklenbuia geboren. Nach Beend, gung sein«r juristischen Studien'trat er 1882 rn die Verwaltung ein. l899 wurde er als Vortragender Rat in dos Z.vilkabinett des Kaisers berufen, im Jahre 1900 Regierniigspräs.denr in Frankfurt a. O. Als im Jahre 1908 Herr v Lucanus gestorben war, wurde v. iitatenllm als sein Nachfolger wieder in das Zivilkabinett berufen, dessen Chef er bis zum 17. Januar l9I8 blieb. Er schied dann aus, da ihm nicht ohne Grund vorgeworfcn wurde daß er den Verkehr des Kaisers mit den politisch verantwort lichen Persönlichkeiten erschwere. Sein Nachfolger wurde v. Berg, bis dahin Oberpräfident von Ost preußen. GAed-spruch »m Versicherungagewerbe Dcrliu, 21. Dezember. In dem Tarifstreit des Gewerkschaftsbundes der Angestellten und der übrigen Angestellten verbände hat das vom Arbeitsminister berufene Schiedsgericht unter dem Vorsitz des Rcichsroirt- sckmftsgerichtsrat» Dr. Königsberger gestern in später Abendstunde einen einstimmigen Schieds spruch gefällt, der Vorsicht, daß der Rahmen- tarifoertrag mit verschiedenen Berbesie- rungen verlängert wird bis zum 3l. März 1927. Die Bezüge der VcrsicherungsangcsteUtcn sollen mit Wirkung vom 1. Januar 1926 all- gemein um 4 Prozent erhöht werden. Bazille in München München, 21. Dezember. Der württcmbcrgische Staatspräsident Bazille ist heute in München eingetroffen, um den Be such. den der bayrische Miicsterpräsidenr Dr. Held ir Mai diese» Jahres de: wÜrttembergiicheu Landeshauptstadt abgestottet hat, zu erwidern. Da» Ermittlungsverfahren gegen den Kreishaupt mann von Leipzig. Dr. Markus, wegen Mein eides. das durch eine Eingabe des deulschnationolen Pfarrer» Liz. Dr. Wirth (Chemnitz) veranlaßt worden war, ist von der Staatsanwaltschaft Chem- nitz eingestellt worden. Die Kosten des Per- fahren» übernimmt die Staatskasse. * »Dolly Mail* meldet au» Kairo, daß dl« Ab dankung d.» König» Al« von 5 cdkcha » vo n zuverlässiger in Abr-d, gestellt «erde. Ebenso erklärte »in Vertreter der H schimsten-Partet dcm Vertreter Reuters in Kairo, daß er bisher keine Be stätigung der gemeldeten Abdankung des Königs .Ili «halten hab«. Sie KWMthrbMk lln Syrieii Verttauen-vokmn für die Regiermrg Park«, 21. Dezember Um 2 Uhr nacht» beendet« die Kammer die syrische Inrcrpellationsdedatte, .die gestern den ganzen Tag in Anspruch genommen halte. Die Debatte verlief teilweise überaus stürmisch. Kriegsministcr Painlevö wollte sogar einmal, al« rin Redner höchste gerichtliche Bestrafung aller sol datenmordenden Generale verlangte, zum Zeichen des Protestes den Saal verlassen und konnte nur mit Mühe von befreundeten Abgeordneten zurückgehalten werden. In der Nachtsitzung kam es zu einer inter- esianten Auseinandersetzung zwischen Briand und dem kommunistischen Abgeordneten Cachin über die Rolle England» bei dem syrischen Ausstand. Cachin behauptete, daß England den Ausstand der Drusen nach Kräften geschickt und unterstützt habe. Sinn,al habe sogar ein englischer Offizier in einem französischen Flvgreuae Damasku» überflogen und antifranzösische Flugblätter abgeworfcn. Briand seinerseits erklärte, davon nicht» zu wissen. Die Beziehungen zwischen Frankreich und England seien so herzlich, wie nur irgendmäqlich. Es sei natür. lich nicht zu bestreiten, daß ein Staat nicht unbedingt Meister auch über den letzten seiner Angestellten sein könne. Es habe vielleicht Uebergriffe einiger unter geordneter Stellen gegeben. Aber man habe zwischen Frankreich und England ein Abkommen getroffen, das größere Uebergriffe unmöglich mache. Im übri- gen betonte Briand. daß der neue syrische Ober, kommissar de Iouvenel nicht etwa wegen Fest- setzunn der Grern.e zwischen Syrien und Palästina nach London reist sondern um gewisse politische Ver handlungen über Transsordanien sortzuscken. Unter den sieben Entschließungen, die der Kam mer zur Abstimmung verlegen, verlangten nicht we niger cls drei die Rückgabe des syrischen Mandats an den Völkerbund. Nach nochmaliger Inrervention Briands und nach einer glänzenden Rede Pcnl- Boncours über die Vorteile des Mandats sprach die Kammer mit 800 gegen 29 Stimmen der Regi-runa dos Vertrauen ans. Der größte Teil der Sozia- listen, die äußerste Rechte und ein Teil der Mit e haben sich bei der Abstimmnna der Stimme ent- he'ten, während die Kommunisten argen die Regie- r stimmten. Doumers pkäne Paria, 21. Dezember. Di« Blätter geben nähere Einzelheiten über den Frnonzplan Doumers. Das Programm sucht rar, daß die neuen Lleuersöne, die nach dem Gssecz vom 1. Dezember beschlossen worden sind, be stehen bleiben. Außerdem lallen die Tabakpreise erhöht werden. Schließlich soll eine Erport- abgabe in Höhe der augenblicklichen Umsatzsteuer erheben werden Die U m f a tz st c u e r 'clbst soll für Verkäufe im Inland« ebenfalls erhöht werben m t Ausnahme von Waren des täglichen Bedarfs. Doirmcv hofft, durch diese Maßnahmen das Gleich ¬ gewicht de» Budget» herbelführen. dl« jährlichen Dor. tcküsse an die Bank von Frankreich zurückzahlen und die Amortisierung der öffentlichen Schulden in Ar- griff nehmen zu können. Es scheint, al» ob Douw.cr nicht direkt ein« Amortisakionskass« schaffen will, ion- dcrn vielmehr einen Amortisationsrat, der aus namhaften Sachverständigen der staatlichen Ver waltung und der Privatwirtschaft bestehen ,oll. Schließlich gedenkt Doumer durch ernsthafte Spar samkeit und strengst« Erhebung der Skeu:rn, nament- l'.ch der Einkommensteuer, einen wesentlichen Mehr- ertrag erheben zu können. Außerdem 'l eine neue Luxus st euer einaeführt werden, l.. ziemlich mit dem Loilla-uxschrn Gedanken der Pcsteucrung des wirtschaftlich untätigen Kapitols zusammenfallen würde. Doumer soll erklärt haben, daß alle düse Maßnahmen zwar für spätere Zeit sehr gute Ergeb nisse zeitigen würden, daß aber für die nächste Zu- kunft nicht allzuviel erwartet werden dürfe. Mau müsse die neuen Maßnahmen eine Zeitlang laufen lassen, bis sie ihrrn vollen Ertrag brächten. Oie Vorgeschichte des französische» Lndustrlellenangebois Paris, 2l. Dezember. In Kreisen, die Loucheur nahestchcn, wird zu dem Angebot der Großindustriellen des Nordens an die französische Regierung in der Frage einer Aus ländsanleihe bemerkt, daß dieses Angebot schon lange Zeit zurückliege. Diese Industriellen hatten bereits, als Loucheur noch Finanzminister war. mit ihm Besprechungen gehabt, ihm dabei ihre schwierige Finanzlage vorgctragen und ungefragt ob der Finanzministcr es ihnen rn Zukunft gestatten würde, ihre Abschlüsse in Dollar oder Pfunden zu formulieren. Selbstverständlich habe Loucheur sich diesen ungesetzlichen Maßnahmen widersetzen müssen, er habe den Industriellen vor geschlagen. mit ihm und den zuständige» Stellen weitere Wege zu suchen, so schnell wie möglich den Franken zu stabilisieren. Die Verhandlungen seien dann durch die Krisis im Finanzministerium unter brochen worden. Die Industriellen hätten darauf verlangt, von dem Präsidenten der Republik empfangen zu werden. Dieser habe sie auch an gehört, sie aber verfassungsmäßig an den Ministcr- p- sidenten unö den Finanzminister zurückverwieien. Dorr lei aber ebenso wie bereits von Loucheur be- tont worden, daß eine Anleihe in Amerika nicht ausgenommen werden könne, solange die Schulden- fraae nicht ger-gelt und das Budget nichi ins Gleich gewicht gebracht sei und daß außerdem eine 400- Millionen-Dollaranleihe, also doppelt so viel als die deutsche Dawes-Anleih«, die Kräfte nicht nur Amerikas, sondern sogar des ganzen Weltmarktes übersteigen würde. Man gibt in den oben- genannten Kreisen dem Bedauern darüber Ausdruck, daß diese Frage einer ausländischen Anleihe durch die Großindustriellen in die Ocfsentlichkeit lanciert worden ist, ehe die interalliierte Schuldenfrags und das Gleichgewicht im Budget geregelt seien. Auch -ie Prager Tschechen werde» vernünftiger Prag, 2l. Dezember. Wegen des Absingens von „Deutschland über alles* durch di« deutschen Abgecrdnelen im Prcger Parlament hatten die Ncrodny Listy zu einer großen ,.S t r a ß c n d c m o n st r a t i o n* gegen dcc Deut- schen gehetzt. Andere Blätter haben sekundiere. Aber di? Prager Bevölkerung hat sich taub gezeigt. Am Sonnabend abend heben sich kaum teufend von den Bewohnern Prags an der Peripherie zu einer ' aniidcutschev. Kundgebung eingesunken. Und die j tschechischen Faschisten, die gestern, am Gol- denen Sonntag, im Verkehrs-entrum Prags auf d«m Wenzclsplatz, eine Demonstrotion veranstalteten, mußten ein noch klöaliclicres Ergebnis buchen. Das peinlichste an dieser Demonstration, an der kaum 200 i Faschisten teilnahmcn. die sich den Prager Neu- g erigcn zum ersten Mole in der den italienischen Gesinnungsgenossen nochgeäfften Tracht vorstellten, war, daß sich auch tschechische Offiziere in Uniform mitbeteiligten. Die Faschisten veranstalte en einen Umzug, der ihnen von der Polizei auch bewilligt wurde, aller dings, nachdem sich die verantwortlichen Führer verpflichtet harten, daß nichts „unternommen* werd«. Von starken Polizeikordons begleitet und von feiten des tschechischen Publikums mit nicht gerat»« schmeichelhaften Bcmerknngen bedacht, zagen die Fa- schiften über deck „Graben*, wo sie vor dcn deutschen Lokalen eine Katzenmusik veranstalteten. Am Lnbe da, Grabens wurde ihnen nnhegelegt. endlich aus- ernanderzugehen. was die Faschisten wohl oder Übel auch tun mußten, als sie sahen, daß sie weder Zu lauf noch Verständnis fanden. Differenzen zwischen Moskau «nv Leninqra- Moskau. 21. Dezember. Im gcslrigDn Plenum des Parteitongreffe» kam es »u einem, wie die .Prawda" bemerkt, in der Ge- schiche der Partei noch nichi dagewesenen Ereignis. Neben dem offiziellen Berichterstatter des Zentral- lomitrcs über politische Fragen trat auch aus Grund cinrr bisher nicht angewendcten Bestimmung de» Statu:» des Porteikongvcsses al» Nebenberichl« «rstatter Sinowjew auf, der in vielem di« Politik der Parteileitung entriss. Di« Leningrader Parteiorganisation veröffentlicht einen Brief an dl« Moskauer, in d«m sie zur Einigkeit oufrust und die Beschuldigungen gegen die Leningrader Parteiorgan!- setion und ihren Führer zurvckweift. Dos Antwort- schreiben der Moskauer Organisation hält durch zahl reich« Auszüge au» den letzten Schriften Sinowjews und Safarows die gestrig« Beschuldigung gegen Leningrad aufrecht und beschuldigt insbesondere Sinowjew und Safarow. U. a. wird die Lenin» acoder Leitung auch beschuldig' einzeln« Personen In führender Stellung, di« Anhänger de« Zentral- k mite?» der Partei waren, abaesetzt zu haben. E« ,nacht den Eindruck, daß es si« in erster Linie um inen Konflikt zwischen der Parteilei tung und Sinowjew und feinen Anhängern i handelt, da die theoretischen Streitfragen nicht von . so überragend aktueller Bedeutung sind, als daß sie , die jetzt plötzlich heftig werdenden Diskussionen recht-, j fertigen. Shinaforqen London. 21. Dezember. Der „Daily Telegraph* veröffentlicht ein Tele gramm seines Berichterstatters Perceval. in dem es heißt, die letzten Tage hätten eine wichtige Ent- Wicklung in den Beziehungen zwischen einigen Mächten und China gesehen. Von zwei Staaten seien Sonderaktionen unternommen worden, von Frankreich und Japan. Die Bedeirtung, insbesondere der japanischen Aktion, liege darin, daß die Ansicht nm sich greifen werde, die vichtasialischan Mächte i siien im Mächtekonzern weniger beachtenswert als Japan. Die Felge könne sein daß die P^rcificsraqe, die keine Partei während der Konferenz aufzuwerfcn wünsche, aufacworfev werde; denn dadurch, daß Japan wieder mit bewaffneter Hand in die südlich« Mandschurei eindringe, werde die gesamte Lage ver ändert. Es sei nur zu wahrscheinlich, daß zahlreiche von Japan und anderen Mächten seit dem Waffen stillstand gemachten Konzessionen von beiden Seiten i rgcssen werden. Zur Zeit brauche nur gesagt zu werden, daß eine Tendenz zu unabhängigen Aktionen der Möchte sich fühlbar mache, was ernste Folgen haben könne. Die Konferenz müsse jedoch fortgesetzt werden: wenn nötig, müßten ihre Bcfungnisse er- weitert werden, um weit wichtigere Fragen zu be- handeln als die, für die sie zusammen berufen worden sei. Oer Kampf um -en Alkohol in -en Vereinigten Staaten Washlcrgton, 21. Dezember. Anläßlich einer Red« de» Republikaner» Edae im Senat, in der er gegen das Antialkoholgcsctz scharfe Angriffe richtete und die Herstellung von Bier mit einem Alkoholgehalt von 2,75 Prozent be fürwortete, wendeten sich verschiedene Kongreßmit- glieder im Repräsentantenhaus mit scharfen Wor ten gegen die „Antialkohol-Fanatiker*. Di« weitestgehende Vorlage zur Abwendung des Antialkoholgrsetzr« ist die des Kongreßmitgliedes Berger, der sich für vierprozentiges Bier und zwölsprozentigen Wein einsetzt. Obwohl man der Ansicht ist, daß do» Gesetz während de« jetzigen Tagung»abschnitte» de« Kongresse» kaum abgeändert werden wird, so hrgen die strikten Alkohslgegner doch die Befürchtung einer starken Zunahme der ge mäßigten Alkoholgegner bei den nächsten Kongreß wahlen. Der Präsident der Columbia-Universi tät erklärt, der Versuch, ein allgemeines Alkohol verbot durch Aenderung der Bundesverfassung her- beizuführen, habe sich als kolossaler Fehlschlag er- wiesen. Da» Prohibittonsgejetz sei angesicht» ferner schädlichen Folgen dt« unmorolis^ste Maßnahme der Regierung gewesen. D77 iZnig «nd die Königin dcr Bel gier, die sich inkognito einige Tage in Paris anlaebalttn Hachen, sind wieder abgereist V>»«,^W. ck»N «. Frankreichs Sanierungskampf Die Geschichte wiederholt sich und die Menschheit wird nicht klüger. Im Juni 1921 leat« da« - eut - sche Reichawi rtschaftsmtnifteriam eine Denkschrift über die Belüftung h,r Sach- werte vor. Dem Verfall der Mark sollte endlich Einhalt geboten werden. Di« deutsche 3 nüustrie bot der Regierung daraufhin, um der Sachbelastung zu entgehen, zunächst einen Kredit von 1 Milliarde Mark an, erklärte dann aber, daß die Eisenbahnen ja Goldwert genug seien, und verlangt, Privatisie- runo der Reichsbahn S» kam schließlich nach der Konferenz v»n Cannes (Anfang l922) zu einem Steuerkompromtß auf der Grundlage der Papier- marksteuern Die Sachbelastung war vergessen und die in eine .feste Papiermorksumme" umgewandeltc Zwangsanleihe brachte statt 1 Milliarde Goldmark nur 70 Milliarden Papiermark (nach damaligem Wert kaum SO Millionen Goldmark). Der Währung«- verfall ging weiter. Und wie steht es heute in Frankreichs Seit dcm Frankensturz« im Mär- 1924 versucht die Re gierung fortgesetzt, deck Staatshaushalt in Ordnung zu bringen und die Währung zu stabilisieren. Bis jetzt mit dem Erfolge, daß das Budgetdefizit mit jedem Tage wächst und der Franken den tiefsten Stand des Zahre» erreicht hat. Die letzten Tage haben uns nunmehr auch da» Kreditangebot der französischen Industrie gebracht, nachdem die Ver suche Laillaux' und Loucheur» den bündigen Beweis erbracht hatten, daß eine Franken- stabilisierung nur möglich ist durch tiefeinschneidenbe Steuetgesetze, die vor allem auch den Besitz treffen müßten Der Franken, der sich aus das Kredit angebot der Industrie gebessert HMje, ist wieder ge- fallen, nachdem die Industrie von lyrem Angebot — ebenso wie seinerzeit die deutsche — wieder abgerückt ist. Das weitere Schicksal des Franken bleibt in Dunkel gehüllt, aber wenn eine Prophezeiung gemacht werden muß, so kann sie nur pessimistisch lauten. Der Parallclismus der Entwicklung in Deutschland und Frankreich scheint zu dem Urte»! zu berechtigen, daß das französische Volk gegenwärtig wohl den guten Willen, aber noch nicht die Kraft hat, den Währungs verfall aus eigenem Antrieb auszuhalten. Für diese Meinung spricht auch die Ernennung Doumer» zum Finanzminister. Sein Programm ist zwar kic her noch nicht vollständig bekannt, was ober bisher darüber an die Oeffentlichkeit gedrungen ist, spricht nicht dafür daß es ausreichend ist, um den Franken zu stabilisieren. Bei einer pessimistischen Betrachtung des fran- zösischen Sanierungskampfes muß man sich allerdings davor hüten, den Vergleich mit den deutschen Ver hältnissen der Inflationszeit zu weit zu treiben. Für Frankreich fallen viele Momente weg. die zur Uebcrstürzung des Währungsverfalles in Deutschland wesentlich beioetragen haben. Frankreich hat kein« Revokationen zu zahlen und keine Ruhrbesetzung, die der deutschen Mark den Todesstoß versetzt hat, zu er warten. So wird der Verfall de» Franken niemal» in jene» verheerende Trmvo verfallen, da« den Ablauf der deutschen Inflation kennzeichnet«. Mit dieser Einschränkung aber scheint Gefahr zu be- stchen, daß der Frankenversall zunächst noch fort dauert. In Will dn ME»« Mj"t Rom, 21. Dezember. Im kommenden Jahre wird die völlige U m - gestaltung der italienischen Presse fol- gendermaßen vollzogen sein: Di« Leitung der „Etampa" übernimmt der faschistische Senator De- vione, bisherige Leiter des „Secolo*. den der Di rektor des Triestiner ..Piccolo" ablöst. Die Turiner „Gazctta* wird von Maffin, dem Mitarbeiter der „Tribuna*, geleitet werden. Der Mailänder „Cor- riere della Sera* verbleibt unter der Leitung von Crori. Die Genueser Blätter werden unter dem Namen .Giornale di Genova* zusammengefaßt. In Nom gehen die „Evoca" und die „Iden Nazionale* ein; die letztere fusioniert sich mit der „Tribuna", die dcm bisherigen Ckef der ,-Idea Nazionale" über geben wird. Das „G^. '.ale d'Ztalia", durch Aktien verkauf der Kontrolle des liberalen Senator» Bor zins entzogen, erhält den jetzigen Pressechef im Ministcrvräsidium Memeli als Schriftleiter. „Mondo* und „Risorgimento", die Amendola ge hören. sollen bald ganz eingehen. In ihrer Drucke- rci wird „Lavore d'Itnlia* als Organ dcr faschi stischen Gewerkschaften hcrauegebracht. Das Schick sal des Neapeler „Mattino" ist noch unentschieden. politische Verhaftungen in Ungarn Budapest, 21. Dezember. Die Polizei hat einen gewesenen ungarischen Staatssekretär, ferner einen angeblichen Wiener Journalisten, dessen Frau und noch eine vierte Person unter dem Verdachte staatsfe üb licher Umtriebe in Hcft genommen. Die Namen der Verhafteten werden streng geheim aehalren, desgleichen verweigert di- Polizei jede Auskunft üb-r die Umtriebe. Ob es sich um eine monarchi stische oder kommunistische Verschwörung handelt, wirb man obwarten müssen. Die jugos'awifchen Gchul-en Belgrad, 20. Dezember. Der gettuna .Dreme* zufolge wird die jugo- slawische Abordnung zur Regelung der Frage ter Kriegsschulden Bel . d am nächsten Sonntag ver- lassen. Die Abordnung, di; unter der Leitung de« Finanzminister» Stojadinowitsch steht, wird sich kurze Zeit in Van» aufhilte», um über die jugoslawischen Schulden bei Frankreich zu ver handeln, und wird sich am 6. Januar in Chcrbonrg nach den Vereinigten Staaten einschiffen. Gleich zeitig soll über ein« Anleihe in Amerika ver handelt werden. Ver Krieg in Marokko Pari». 21. Dezember. Nach Nachrichten aus Casablanca sollen die fran- zösi'chen Truppen nach verschiedenen efrolgreichea Vorstößen da» Senhodja-Massiv, in dem di» Ristruppen besonderen Widerstand geleistet hotten, eingenommen haben. Dieser Erfolg wirke sich dere t» dahin aus, daß die umwohnenden Stämme sich Frankreich zu unterwerfen beginnen. Park», 21. Dezember. Rach dem .Echo b» Pan»* wtrb der Oberste Kriegsrat Mittwoch -usammemreten, um mit der Ueberprüfung der Heer esr« form zu beginnen, di« bekanntlich eine Herabsetzung der Dienstzeit aut «in Jahr vorsieh^
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