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L LV. -2-A» Berliner Tcvritcieuung »reiherr v Srrinscr. s. M, Lei Dtephan 4101 U.SOZS rlEvNlSg, «Lll F. DSLLWOer 192S «Sernlprecder d<-Ld> WMW HO Ns hie grche KgMim Die englische Kriedenspoliiik London, 6. Dezember. Der Chefredakteur des „Observer", G a r - vin, der die engsten persönlichen Beziehungen zum Außenminister Sir Austen Chamberlain unterhält, entwickelt heute diejenigen Richt- linien, die im Laufe der allernächsten Zeit die englische Friedenspolitik bestimmen wer den. Sobald Deutschland Mitglied des Völkerbunds- rotes und des Völkerbundes geworden sei, müsse die Besetzung im Rheinlands möglichst rasch und möglichst vollständig beseitigt werden. Das Be- setzungsregime sei mit einem wahren Frieden un verträglich und seinur ein Aushilfsmittel der Siche- rung gewesen, das, nachdem wirksame Sicherungen dafür geworden seien, beseitigt werden muffe. Gegenüber der Türkei sei eine Friedenspolitik gleichfalls nm Vlat-e, denn England könne es sich im gegenwärtigen Augenblick nicht leisten, sich einen Feind mehr zu schaffen. Unbedingt notwendig sei, das nächste große politische Problem zu lösen, die Ab rüstung. Line wirklich allgemeine Abrüstung könne aber erst erfolgreich in Angriff genommen werden, nachdem der Spannungszustand zwischen England und Rußland beseitigt sei. Ueber die Vor- bereitung eines englisch-'russischen Aus gleiches macht das Blatt die folgenden als offi ziös anzusprechenden Mitteilungen: Chamberlain ist sich der Tatsache bewußt, daß der Vertrag von Locarno eine neue Lage geschaffen hat, die eine neue englische Initiative erfordert. Rußland ist z. A. er füllt von gegenstandslosem, aber nicht unbegreif- 1'chem Mißtrauen gegen den Pakt. Rußland glaubt, daß eine englische Politik stets rußland- feindlich sein muffe, und lehnt ein Abkommen, an dem es nicht teilgenommen hat, als gegen sich ge richtet, ab. Diese» Mißtrauen würde durch Aus- spräche der Außenminister der beiden Länder schwin den. Nachdem Sir Austen Chamberlain in dieser Woche an der Sitzung des Dölkerbundsrates teilgenommen hat, nimmt er einen wohlverdienten Erholungsurlaub, den er bereits in diesem Jahre öfter guten Zwecken zum Opfer gebracht hat. Der Urlaub wird in Italien verbracht. Herr Tti tsche rin hält sich auch an der Küste des Mittel meeres auf. Wir gossen nicht nur, wir glauben zu wissen, daß eine Möglichkeit des Zusam- mentreffens beider Außenminister auf gast lichem italienischem Boden in allernächster Zeit ge- schaffen werden wird. Eine ruhige und Vorurteils- lose Unterhaltung wird Wunder wirken. Oer liberale Protestantismus Sachsens gegen den Reicksfchuigesetzenlwurs s. Dresden, 6. Dezember. Der Protestantenverein Dresden hat nach einem Vortrag vom Land'vgsabgeordneten Professor Dr. Seysert über das Reichsschulgesetz eine Entschließung angenommen, in der der bekannte Gesetzentwurf des Ministers Schiele abgelehnt wird, weil er im Widerspruch zu Geist und Wortlaut der Reichsverfaffung steht, die Einheitlichkeit der gen herabsetzen wird. Die Entschließung tritt ein für herabsetzen wird. Die Entschließung tritt ein für die in Artikel 146 Absatz 1 der Reichsverfaffung ge ordnete, für alle gemeinsame Schule, die im Geiste des deutschen Volkstums erzieht und in der auch die christlich-religiösen Bestandteile unserer Kultur zu ihrer vollen Wirkung gebracht werden. Diese Kundgebung des Protestantenvereins ist um so bedeutungsvoller, als sie sich anschließt an die Stellungnahme der Freien volkskirchlichen Vereini gung, die ebenfalls Stellung gegen den Reichsschul- gcsctzentwurf genommen hat. Damit ist eine Ein heitsfront des kirchlichen Liberalismus in Sachsen gegen den Entwurf hergestellt Andererseits hat vor kurzem die evangelisch-lutherische Landes- synode einstimmig eine Entschließung gefaßt, in der sie sich, unter geanffen Vorbehalten und unter Ablehnung der geistlichen Schulaufsicht, fü r den Ent- wurf und insbesondere für die Bekenntnis- schule einsetzt. Auch die — verhältnismäßig we nigen — Vertreter des kirchlichen Liberalismus innerhalb der Synode haben also dieser Ent schließung zugestimmt. Ls unterliegt jedoch gor keinem Zweifel, daß von den Angehörigen der evangelischen Landeskirche diese Auffassung keines wegs einstimmig geteilt wird. Würde man über die Frage Bekenntnisschule oder Gemeinschasts- schule unter dem evangelischen Kirchenvolke selbst eine Urabstimmung herbeiführen, so würde sich dies mit aller Deutlichkeit Herausstellen. Oer Schweizer Volksentscheid für Altere, und Hinterbliebenenverstcherua Zürich, 6. Dezember. In der heutigen Volksabstimmung hat da« Schweizer Volk den Versassungsartikel, der die Ein führung der Altecs-und Hinterbliebenen- verstcherug ermöglicht, mit 406063 gegen 213 853 Stimmen angenommen. Kür die An- nähme haben 1614, dcgegen 5X meist katholisch« Kantone gestimmt, sowie der Kanton Waadt. Sie Bes-rchllng des Reichspräsidenten mit Löde Berlin, K. Dezember. Nach ver Annahme der Gesamtdemission des ReichStabinetts hat der Reichs» Präsident v. Hindenburg heute mittag als ersten in der Reihe der sührenven Politiker, die er hören will, den ReichStagsprästdenten Lübe empfangen. Wie wir hören, hat der Reichspräsident in einer längeren Unterredung mit Präsident Löbe den Standpunkt eingenommen, vast versucht werden muh, möglichst viele Parteien zur Unterstühung und Bildung der Regierung heranzuziehcn. Der Reichspräsident hat seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, das; es gelingen werde, ein Reichskabinett auf einer breiten Grundlage zu bilden, die von den Sozial demokraten bis zu der Deutschen Volkspartei reicht. Die Notwendigkeit einer auf derart breiter Grundlage ruhenden Regierung ergibt sich für den Reichspräsidenten aus den Schwierigkeiten ver gegenwärtigen Wirtschaftslage, die um so grösier sein werden, als die Arbeitslosigkeit in diesem Winter sehr stark zuzunchmen droht. Morgen wird der Reichspräsident die Führer der Parteien des Reichstages empfangen, und zwar zuerst den Vorsitzenden der stärksten Fraktion des Reichstages, den sozialdemokratischen Abgeordneten Müller-Franken. DkmMW und soziale deutsche RemiM! Wirchs Rede vor dem Reichsbanner in Essen Essen, 6. Dezember. Im Rahmen einer Reichsbaunerkundgcbunq hielt der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth im über« füllten städtischen Saalbau eine wiederholt von bei spiellosem Beifall unterbrochene Rede. Zu Eingang verteidigte Dr. Wirth die von ihm vertretene Politik. Er sei eine politische Kämpfernatur und es sei ihm beschieden gewesen, ein Vorkämpfer für die Veranke rung des republikanischen Gedankens zu sein. Wenn ich in meiner eigenen Partei reaktionäre Kräfte entdecke, die geeignet sind, die Republik zu gefährden, so tret« ich diesen Strömungen mit aller Entschiedenheit entgegen. Nichts ist notwendiger, als entschiedene republikon.sche und soziale Einstel lung Gewiß kann diese Einstellung als Gerne.reut drs deutsch-u Vo.kcs nur langsam erreicht werde t, aber das rst einmal das Schicksal k>es deutschen Pol- kes, daß es das Wichtige und das, was ihm not tut, meist zu spät erkennt. Ueber viele Kapiiel des deutschen Volkes kann man die Ueberschrist setzen: Au spät! In einem allerdings kamen wir nicht zu spät, das war mit der Bildung des Reichsbanners, der Organ sation, die die Deutsche Republik schützen will. Zu den Reichsbannerleuten gewendet führte Dr Wirth aus: „Ihr habt nicht nur die Re publik gerettet, ihr habt di? größte vaterländische Tat vollbracht, die Einigung im demokratischen Gedanken. Zum Glück ist die Stimmung in Deutschland jetzt so. Wer die Hand gegen die Republik erhebt dem wird sie abgeschlagen Die Sorge um die Deutsche Repu blik hat mich dahin geführt, wo ich fetzt stehe. Ich mag die Leute nicht leiden, die da sagen wir stehen auf dem Boden der Tatsachen, wir müssen uns mit dem Unabwendbaren abfinden. Nein, weit wichtiger ist es, mit Herz und Hand bet der Sache zu stehen. Mir kommt es darauf an, sestzustellrn, daß cvtsäch- lich in katholischen Dolksteilsn die Republik tiefe Wurzeln geschlagen hat. Im Rheinland und in Westfalen wird sich der Kampf um di« Einstel lung des Zentrums entscheiden Denn das Rheinland und Westfalen sowie größere Teile Süd- deutsch ands der Republik verloren gehen, so ist die ganze Deutsche Republik verloren. Die Deutschnatio- nalen lehnen die rechtlichen Folgen der Anerkennung des Locarno-Vertrages ob Wer soll denn s"tzt die Politik mitmachen? Wer sind die die im Sommer bereit waren, mit rechts die Zoll- und Steucrgeset'e zu machen? Jetzt versagt die politische Mitarbeit. Alle, hängt davon ab, ob die Republikaner bereit sind, in die Regiernna einzu'rrtrn. Besonders eingehend behandelte Dr. Wirth die künftige Völkerbundspolitik des Deutschen Reiches. Sehr wichtig sei es. nenn das deutsch? Volk den Volkerbimdspakt genau studiere. In Deutschland werd, zuerst räsoniert und dann erst studiert. Der Völkerbund beruht auf christlichen Ideen. Jetzt komme es daraus an, daß man das Christentum im Herzen trage und seine Hilfsbereit- schäft gegenüber den Mitmenschen offenbart. Das ist viel wichtiger, al? wenn das Wort Christ als Gegensatz zu Nichtchrist in dem Dienst des Ratio- nalismns steht Wie wir uns im Völkerbund betten, so werden wir liegen. Daher sind die ersten politi- scheu Entscheidungen unserer Völkerbundvolitik von besonderer Bedeutung. Im Völkerbund ist niemand Herr und niemand Knecht. Der Zutritt zum Völker» bund ermöglicht uns eine Nachprüfung der unab wendbar aeword-men Verträge und der internatio nalen Verhältnisse die den Frieden gefährden *ön- nen. Wir müssen Brücken »n allen Staaten schlagen Wir wissen daß ein zerklüftetes Europa nicht He ftchen kann. Es ist unser« Aufgabe, den Nationalisten I entgegenzubalten, daß in Deutschland nur die Men schen ausschlaggebend? Faktoren werden können, die Europas Zusammenschluß wollen. Sich den sozialen Problemen zuwendend, bemängelte Dr. Wirth, daß alles unter den Nägeln der Ar- beitcrfchaft herausgepreßt werden müsse, als einen Verrat am deutschen Volke. Wir müssen einen demokratischen Kapitalismus haben, der cs ermöglicht, tue Staatskontrolle über den Kapitalismus auszuüben. Ohne diese Kontrolle zeitige der Kapitalismus verheerende Wirkungen. Der Mensch muß in der Wirtschaft stehen. Wir müssen verlangen, daß jeder, der Eigentum besitzt, sich der Verantwortlichkeit gegenüber der Allgemeinheit bewußt ist. Das Deutsche darf sich nicht länger wegen Fragen des Glaubens oder Unglaubens und wegen gewißer Lappalien bekämpfen. Wir wollen Gerechtigkeit und Völkerversöhnung. Das ist nicht nur unsere Adventshoffnung, sondern auch unsere politische Hoffnung. Mit dem Ruf: „Das Deutsche Volk der Freiheit entgegen!" schloß Dr. Wirth leine zündende, mit außerordentlichem Beifall aufgenom mene Rede. Oos privaivermögen Wilhelms II. Berlin, 6. Dezrmber. Die Oefsentlichkeit hat sich schon sehr ergiebig mit d> Frage beschäftigt, ob das Haus Hohenzollern Hausbesitzwerte im Betrage von etwa 200 Milli.nen Goldmark erhalten soll, wie ein Vergleich zwische.« Preußischen Staat und dem ehemaligen Königs hause verschlägt. Aber man Hut dabe- bisher außer ach. gelassen, daß Wilhelm II. noch ein nicht ganz un erhebliches Privatvermäaen besitzt. Wie ein Fach mann in der „Berliner Montagspost" ausführt, ver fügte der ehemalige Kaiser und König als Chef feiner Familie über den hohenzoller'chcn Haussch^tz. der bei der Bestandsaufnahme 'm Mörz lOlü einen Wert von onnäherend lOO Mill oncn, allerdings schon etwas entwertete Mark, darstellt. Sein iqenr'iches Pri-c'vermögen aber hat Wilhelm II in Wertpapie ren verschiedenster Art und 'n rstklassigen Berliner Hnvetbeken angelegt. Vor dem Kriege dürfte dies».. Vermögen rund 56 Millionen Goldm, rk belr-'en baden Dieles ioyenannte Schatullne mögen >)at der frühere Kaiser nur zum Teil geerbt zum roßen Test stellt es die Ersparnisse dar, die er aus seiner Zivilliste machte. Wilhelm ll. hatte sich fest voraenom- men, minvestens eine Million Mark jähr lich zu erspaern. Lanken feine jährlichen Grfparnisie unter diese Lumme, so liest er vom preustischen Landtaa eine Er- tzötzuna ver Hivilliste forvern. Was nun die Zusammensetzung des Äertpapicr- vermögens betrifft so ist -s interessant, daß tue Schutullrerwaltung meist nur Aktienpakete .n , e- treiqe von LOO- äOOOOU Mark, 'elten i» größeren Post von bis -z Millionen gekauft, ho.. Unter diesen Papieren befinden sich die Akuen de. besten deutschen IndustricgescUschasten aäc A. 2. w.. Liber- U»de . . tue . i.u. ^-lg .v .. cher der v» r größten deutschen Banken ulw. An aus- ''ndi'et"" e-s... r.-, tz der Inifer insbesondere russische Eisci bahuwerte und ungarisch- Renten. Etwa 7 Millionen eines Privatvcrmogens halte er in erstklassigen Berliner Hnrotheken ange- legt. An Kritgsanlechc ha» 'Ne g.,n»e Famuie Hohcm„olstrn unqel hr 24 N ll'- nrn gezeichnet. denen hr nach de 12 ^pcoz-nngen Ai.'wertunp rund 3 Millionen Mark bleiben werden. Da Aktien nd Obligationen gleichfalls sehr entwerte» sind, dürften Wilhelm II au» diesem Vermögen nur wenige Millionen verbleiben. In Meislrr des EWs Alfred Dove, Historiker und Journalist Als einen „Edelstein unserer Wis senschaft" hat Friedrich Mein ecke in seinem Üllachruf aus Alfred Dove den toten Meister bezeichnet. Und gewiß ist der Frei- burgcr Historiker einer der geistvollsten Ge lehrten, einer der glänzendsten Schriftsteller ge- wesen, die Deutschland in den letzten Menschen- altern besessen hat. Zwar trägt kein großes Werk seinen Namen — die Mehrzahl der Gebildeten kennt ihn darum auch nicht —, aber die kleinen Köstlichkeiten, die wir ihm verdanken, sind un vergängliche Zeugnisse eines feinen und tiefen Geistes. Der Reichtum seiner Persönlichkeit, von dem bisher nur die engeren Freunde wußten, wird nun, fast zehn Jahre nach seinem Tode, der Oefsentlichkeit durch die Herausgabe seiner aus gewählten Aufsätze und Briefe (Verlag F. Bruck- mann, A.-G., München) enthüllt. Friedrich Meinecke, heute der Erste im Reiche der Ge- schichtswissenschaft, hat dieser höchst verdienst- vollen Ausgabe eine tiefschürfende, klug ab- wägende Betrachtung über „Dove und den klas- siscl-en Liberalismus im neuen Reiche" voraus- geschickt. Die von ihm gesammelten kleinen Schriften (unter denen man die Arbeiten über Ranke schmerzlich vermißt) zeigen Dove als Meister des biographischen Essays. War ihm die Mehrzahl seiner Fachqenossen auch in emsiger Quellenforschung überlegen, an Einfühlungsgabe in das Wesen seiner Helden, an künstlerischer Gestaltung seiner Miniaturen kam ihm keiner gleich. „Ohne alle Poesie wäre die ganze Historie ein erbärmliches Geschäft" — dies goldene Wort zeigt den ganzen Mann. Sein Briefwechsel (von Oswald Dam mann hcrausgeqeben) ist ein wertvoller Beitrag zur Geistesgeschichte des Kaiserreichs; denn Dove hat mit Männern wie Ranke, Treitscbke, Gustav Freytag, Hepse in regem schriftlichen Austausch gestanden. In diesen Briefen offenbart sich ein Mensch von seltener Weite des Geistes, von einer großen universalen Bildung, von sckmrfem und klugem Urteil. Vor allem ab-r freuen wir uns an dem schönsten Zug seines Wesens, jener Höflichkeit des Herzens, die heute freilich „unmodern" geworden ist. Alfred Doves Lcbensgang war von tiefer Tragik übersck)attet. In seiner Brust rangen zwei Seelen miteinander, die des Gelehrten und die des freien Schriftstellers. In diesem inneren Kampfe hat der reife Mann seine besten Kräfte verzehrt, bis der Greis bescheiden resignierte. Als Journalist begann er seine Laufbahn. Sin Nachruf auf seinen Lehrer Jaffe, den er in der „National-Zeitung" (!870) veröffentlichte, lenkte den Blick Gustav Freytags, der damals auf der Höhe seiner Erfolge stand, auf den jungen Historiker. Er gewann ihn als Redakteur für seine Zeitschrift „Die Grenzboten" und später „Im neuen Reich" (Verlag Hirzcl). Ihm dankte Dove menschlich und journalistisch außerordentlich viel; er hat ihn allreit als seinen „dritten Vater" verehrt. Als Redakteur^ bat Dove in diesen Leipziger Jahren eine umfassende literarische Tätigkeit entfaltet. Mit Politik be faßte er sich nur, soweit es gerade sein mußte; ein wirklicher Politiker ist er nie gewesen. Er verkocht die Anschauungen des klassisck-en Libe ralismus, die freilich für das neue Reich kaum mehr paßten; so mangelte cs Dove vor allem an dem rechten Verständnis für die jetzt brennend werdende soziale Frage. Nach ein paar Jahren der freien Schriftstellerei vollzog er auf Wunsch des Vaters und Schwiegervaters, des berühmten Leipziger Phnsiologen Earl Ludwig, die beide zu den Zierden des gelehrlen Deutschlands zählten, den Uebernang zur Universität. Bald stieg er zum ordentlich m Professor in Breslau, dann in Bonn auf. Aber er hatte wenig Freude an der akademischen Tätinke't. Er fühlte sich mit steinenden Jahren innerlich immer mehr ver einsamt. „Meine Seele hinkte immer ein Menschenalter nach: als Knabe und Iünaling schaut' ich auf die Goethe und Humboldt z-riick, in meinen mittleren fahren zu den Ranke. Frentng und Genossen auf; mit Gleich altrigen hnh' ick» mich wenig, mit Jüngeren kost gar nickst innerlich berührt." Zuasr'ck, erkannte er, daß chm die <?räkte zu wirklich ar-ß?n Forsck"rlesst"nnen Ahlten — nur kl"ine Ardr-ten,' vor a^em zur E-fthrtenneschichte, gelangen 'hm — und daß er auch zum Dozenten nicht das rechte