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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192511214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19251121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19251121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-21
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
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Conn»d«nck, 6*n »1. Kov»md«x T«L«dk»tI 8»r«s S ' 1*« stem durch kam m e r vollendet, mnerstaH- ihn aus- die Zs^im- >evldncten und Fuß- igeworsen. Huw der ^stellt, in i sechst- l gibt eS man das n Partei inan seht loch nicht gen das sondern uer, die gewählt" r Piehr- Das ist furchtbar ein muh. wäre es ruszutun. lncnt zu chismus. n Truck Miene er liegt vächeren ihn nie- inen. ?on der klüglich a. Lr n allem ittetotti c davon -ig« ge- uch am zenblick, , bleibt rrhaupt Daß nander- en die fs des h das. enossen ch alle mi 1i- ita'ie- nsnhok te der Lee- eitung lpläne - der hatten siiche« zählt« diese c gut il be- selten -t er. lung men ratS- nsch. Mstliche AMmiW Die Thüringer Zürstenprozeffe (Srft der Landesvater, -an« der Staat 0. tt. Weimar, den 19. November. Liebe» Prozesse um Millionenobjckte kann auch ein finanziell gut fundierter Staat nicht ertragen, am so weniger das erst im Jahre 1920 aus sieden Lürzelftaatcn zusc-mmengeschmiodete und noch im verwaltungstechnischen und staatswirrschastlicheu )lrrfbau besindliä)e Lund Thüringen. Nieinand, der es mit de» Etaatsaufgaben ernst meint, kann des- kalb das Vorgehen der Fürsten gegen den «neuen Staat gutheißen. Die ehemaligen Fürsten wissen genau, dass dteMacht und der Einfluss wächst mit dem Besitz an Grund und Loden, und nur daraus erklären sich dir Fürsten- Prozesse. Die gesamten Liegenschaften, die in der Nutznießung der ehemaligen Fürsten standen und aus deren Erträgnissen ein großer Teil de» Staatshaus- Halts mit bestritten wurde, sollen zum Privateigen, mm der Fürstenfamilie erklär» werden. Wie diese Vermögen entstanden, soll unten an dem Beispiel« der Schmalkaldener Forsten dargelegt werden. Die Fürsten hätten sich und ihrem Ansehen mehr genützt, wenn sic cs bei den von ihnen selbst anerkannten Abfindungen hätten bewenden lassen. Auch von den ehemaligen „Landesverrätern" darf man verlanaen, daß sie an der Tatsache nicht achtlos vorüber gehen. Saß der größte Teil des deutschen Polksvermögens durch die Inflation vernichtet wurde und dass die deutsche Wirtschaft, die die unerhörten Ansprüche der pursten durch neue Steuerumlogen in erster Linie zu tragen hat. noch auf nicht absehbare Zeit lrinaus einen schwersten Existenzkampf zu sichren hat. Die Thüringer Fürsten, mrt Ausnahme des Her- zogs von Gotha, sind nach dem Umsturz im Land? geblieben und wurden als friedliche Staatsbürger tast allgemein geachtet. Währen-d der unglückseligen Inflation mag es auch einigen von ihnen nicht be sonders gut ergangen sein, als die Renten zu einem Nichts zusammengeschmolzen waren und auch andere Einkünfte mit der Entwertung nicht Schritt hielten. Mit der Stabilisierung bemühte sich aber die thürin- zische Negierung und von Anfang 1924 ab insbe sondere die jetzige Nechtsregiernng, die vor der In flation vertraglich festgelegtcn Ansprüche der Fürsten weit über den für andere Staatsbürger geltenden Alifwertungsmodus hinaus den veränderten Wert- verhältnisien anznvassen. Die Fürsten lebten in den glänzendsten Verhältnissen und besaßen zum Teil noch Millionenwerte in Grundv-rmögen. Aber den noch wurden die Pro-essc angestrengt. Dieses Vor gehen hat aber sogar bis in die Reihen der monar chistisch eingestellten Kreise Unwillen hervorgerufen. Leim Geldbeutel hört eben auch die Liebe zu den Fürsten auf. Die ausgesprochen fürstenfreundliche Negierung Thürinaens hat erkannt, und zwar an dem Bespiele des Gothaer Prozesses, daß die Entschei- dnna über die ungerechtfertigten Ansvrnche der Ex fürsten nicht in d-'e Hönde der ordentlichen Gerichte gelegt werden kann, daß vielmehr durch ein reichsgesetzlich geregeltes Schieds- oeri chtsverfabren eine Abfindung der Fürsten zu erfolgen hat, die den Be stand des Staates nicht gefährdet. Van den oegen Thüringen laufenden sieben Für- henprozessen ist der Gothaer der wichtigste. Auf den Antrag des dcutschnationalcn Neichsinnenministers Dr. Jarres vom 6. März 1921 hob das Reichsgericht den 8 1 des Gothaischen Ge'etzes über die Enteignung auf, ließ aber die wei- lercn Paragraphen dieses Gesetzes bestehen, so daß der Herzog Karl Eduard, ein englischer Prinz, das Eigentumsrecht zugesprochen erhielt über 7 Ober förstereien von rund 20 000 Hektar Wald, 4 Berg- vasthäuser und eine Reihe Daldqasthänser,2 Sckilös- !er 12 Häuser. 994 Diesen- und sonstige Grundstücke. 2 Domänen, während das Land Thüringen die bei der Enteignung übernommenen erheblichen Lasten und die Versorgung der zahlreichen ehemaligen Hof beamten noch weiter zu Kragen hat. Daneben erhielt der Herzog die in Jahrhunderten entstandenen Go thaer Kunstinstitute, das berühmt: Museum, die Landeebibliothck und die Sternwanc. Von diesem Urteil dürfte selbst der Herzog überrascht gewesen sein. Ohne in die Objektivität des höchsten deutschen Gerichtshofes irgend welchen gGeiscl zu setzen, muss dennoch festgcstellr werden, daß diese Entscheidung, die allgemein als ein F e h l u r 1 e i l angesehen wird, mit dem Rechtsempfinden des Volkes nichts zu tun hat. Unter Len dem Herzog zuycsprochenen Vermögens werten befinden sich auch die Schmalkaldener Karsten, die unter keinen Umständen als Privatbesitz des Fürstenhauses angesehen werden können. Die Schmalkaldener Forsten gehörten bi.- 1860 dem König vcn Preußen. Vor der Schlacht bei Langen- salza hat Preußenkönig den Herzog von Gotha gebeten, die Verbindung der bayerischen und der hannoverschen Armee zu verhindern. Dies gelang den gothaischen Truppen, die später auch an der Schlacht bei Langensalza als Verbündete dec preu ßischen Streitkräfre teilnahmen. Gotha mußte seine gesamten Kriegslasten selbst tragen, der König von Preußen schenkte aber dem Herzog Georg ss. von Gotha die Schmalkaldener Forsten als Anerkennung für die von den gothaischen Truppen geleistete Was- fenhilfe. Jetzt hat aber ein englischer Prinz die im Anschluß an den' gegen das englisch, hannoversche Königshaus gerichteten Krieg an Gotha entfallenen Besitzungen als Privateigentum zugesprochen erhalten! Ein weiterer Prozess ist angestrengt von dem Herzog Grnst von Altenburg. Der Herzog, der noch einige Schlösser und einen Waldbrstand im, Werte von 1 Million Goldnrark be- sitzt, bat den im gütlichen Einvernehmen mit dem Lande Altenburg abgeschlossenen Vertrag angefoch- ten und verlangt die gegen Barentschädiqunq abge tretenen 6 Domänen und 12 000 Hektar Wald zurück. Die Regierung hak gegen das im Sinne des Herzogs entschiedene Altenburger Landgerichtcnrteil die 2. Instanz angerufcn. Kürst Günther von Torrvcrsharrsen übereignete durch einen Staatshoheiisakt mik seine», eigenen Regierung im November 1918 die Besitzun gen des Kammergutes dem Staate gegen eine jähr liche Rente von 210 000 Mark. Diesen Vertrag hat der inzwischen verstorbene Fürst wegen „Verstoßes gegen die guten Sitten" angefochten. Die Klage wurde vom Landgericht Erfurt zugunsten des Klä- gerg entschieden; die Derufungsklage der Negierung schwebt vor dem Oberlandesgcricht Naumburg Mit dem Landestcil Rudolstadt wurde die Auseinander- setzunq in Form eines Landcsqcsetzes vollzogen. Dem Lande fielen 150 000 Hektar Wold und 12 Domänen zu und der Fürst erhielt eine jährliche Rente von 150 000 Mark. Die von dem Oberlandesgericht Jena abgcwiesve Klage des Fürsten schwebt jetzt vor dem Reichsgericht. Bei diesem Rudolstadter Streit machte sich ein Teilprozess notwendig wegen der sogenannten Untcrherrschaftlichen Günther-Stiftung, deren Lie- genschaften sich im ehemaligen Kreis Frankenhauscn befinden. Während also der aus der gleichen Rechts- grundlage fußende Hauptprozeß vom Obcrlandes- gericht Jena abgewiesen wurde, fiel der vor dem Landgericht Erfurt anhängig gemachte Teilprozcss zugunsten des Fürsten aus. indem das Erfurter Gericht die rein Rudolstädtische Besitzyngclcaenheiten nach Sondershänser Gesetz entschied. Jur Stärkung des Vertrauens zur heurigen Rechtsprechung ist diese Tatsache nicht geeignet. Mit Interesse wird daher die Entscheidung der Berussinstanz, des Oberlandes, gcricksts Naumburg, erwartet. Einen weiteren Prozess hat der von den letzten beiden Schworzburgcr Fürsten als ebenbürtigen Ag naten eingesetzte Prinz Sizzo von Leutenberg, der au» unebenbllrnger Ehe stammt, angestrengt. Ob gleich Fürst Günther al« letztregierender Fürst für sich und sein Haus auf alle Rechte verzichtet hatte mü> der Erbfolgeoertrag nur vorgesehen war für den Fall be» Auestcrbens des Fürstenhauses, ver langt jetzt- der Prinz die Herausgabe des Kammer- gutes. Der Prozeß ist noch in erster Instanz im Dange. Der Herzog vo« Meiningen wurde bei seiner Auceinandersetzunq mit dem Lano« von einer glücklichen Hand geleitet Er verzichtete auf die gesamten Besitzungen gegen eine Entschädi- gnng von 10 Millionen Nkark, die aber wegen der schlechten Staotssinanzen des Landes Meiningen nicht ausbezahlt werden konnren. Das Reichsgericht erkannte auf eine Aufwertung von 100 Prozent, so daß der Hcrzog jährlich 480 000 Reichsmark Zinsen zu erhallen hat. Mik dem Grofjherzog von Weimar erfolgte die Auseinandersetzung im Jahre 192t Da.» gesamte Kammervermögen einschliesslich des dazu ge hörenden Kronguts ging als ausschließliches Eigen tum in den Besitz des Staates über. Dem Groß herzog verblieb das Eigentum an 4700 Hektar Wald, dem Schloß Wilhelmsthal und der Fürstengrust, außerdem das Insitz- und Nutzungsrecht an Teilen des Schlosses und des Marstallg in Weimar. Für die Kunstgegenstände und Sammlungen in Weimar wurde eine Entschädigung von 8 Millionen gezahlt. Die weiterhin zu gewährende Rente von 800 000 Mark, die nach Leng damaligen Dollarknrs etwa 7500 Goldmark ansmacht, wurde letzthin im Schied«- gerichisverfohren auf 100 000 Goldmark jährlich auf- aewertet. Ueber die Aufwertung d->r Mfindung schv"-bcn noch Verhandlungen. Die fast durchweg zuungunsten des Landes sichenden Prozesse bedeuten e'ne große Gefahr für den Staat. E» wird keinesfalls verlangt daß eine Enteignung des Kommergutes ohne Entschädigung an die Fürsten vorgenommen werden soll. Iwin- eende Forderung im Interesse der Polksacsamtheit ist cs aber, daß die Abfindung in einer Weise erfolgt, die für den Staat tranbar ist und dem allgemeinen Volke- und Rechtsempfinden Rechnung tragt. Oezemkermiete nnvcrän-ert Wie wir von zustänviaer Stelle er fahren, bleibt Vie Miete inLachsen im Dezember nnveränvert wie bis her. also K5 Prozent ver Frievcnsmiete. Kampf im rascnven Auto Stuttgart, 20. November. Auf der nach Göppingen führenden Eglinger Straße kam es heute nacht zwischen einem S ch u tz - mann und einem Kraftwagenführer zu einem aufregenden Kampf. Ein Auto, das entgegen den Vorschriften in der Dunkelheit die Schein werfer nicht abgeblrndct hatte, wurde von einem Schutzmann angehaltcn. Als der Beamte die Papiere des Kraftwagenführcrs prüfte, entwand sie ihm der Führer und versuchte, in vollem Tempo weiterzufahren. Der Schutzmann war jedoch kurz entschlossen ans das Auto gesprungen und cs cnt^ spann sich während der rasenden Fahrt ein Kampf, bei dem der Kraftwagenführer den Schutzmann vom Wagen Herunterzust aßen suchte. Nun sah sich der Beamte gezwungen, seinen Revolver zu ziehen, mit der Drohung, den Fahrer niederzu- schießen, wenn er noch weiteren Widerstand leiste. Aus diese Wiese gelang es endlich, das Auto zum Stehen zu bringen. Sieben Personen erschlagen Rom. 20. Slovember. I» Sersale bet Reggio dt Calabria stürzte in folge Regcuwetters ein Hausein» Dabei wurden !.cn Personen getötet und zwei verwundet. Bürgerliches und proletarische- lkchachspiel In Moskau sinket jetzt ein internationales Schachturnier statt. Fast alle großen Schachmeister sind in die Sowjethauptstadt eingrladcn worden, darunter der berühmte Lasker und der „Wellschach- champion" Lapablanca. Di« Idee zu den, Turnier stammt von dem Oberstaatsanwalt Kry len ko, ebendem, den Lenin 1917 an die Spitze der russischen Armee stellte, da mit er den Waffenstillstand abschlössc. Krylcnko ist ein aktiver Freund des edlen Schachspiels und Prä sident der russischen Union der Schachspieler. Es ist seinem Einfluss zuzuschreiben, dass die Sowjets das Turnier finanziert haben. Lavablanca soll für seine Bemühung?», wie be hauptet wird, viertausend Dollar erhalten. Das Unternehmen und di« Freigiebigkeiten, die damit verbunden find, haben einen Teil der öffentlichen kommunistischen Meinung in Wallung gebracht. Krylenko sieht sich daher veranlaßt, im „Trond" eine Erklärung zu geben. Und diese Erklärung lautet so: „Die Abteilung Schachspiel glaubt nicht, daß es tadelnswert sei, wenn sie aus der Schach-Wissen- schalt des bürgerlichen Okzidents einigen Profit zieht. Wädrend sie kategvriscb jede Gemeinschaft mit den Schachorganisationen der bürgerlichen .Klasse ablchnt, hält sie es doch für nützlich und not wendig, dass wir bei uns in Russland „das proleta rische Schachspiel" entwickeln und dass wir die Fahne „der proletarischen Schachkunst" entfalten, einerlei, ob es die Fahne des Sieges oder die der Niederlage fei! Und selbst um den Preis, dass wir von den kapitalistischen Spielern aeschla- gen ivcrden!" Wer wollte nicht den sportlichen Geist loben, der aus diesen militaristisch-kommunistischen Zeilen des unvoreingenommenen Staatsanwaltes spricht? Aber es scheint uns beinahe, das kommunistische Rußland sei auch schon in einigen anderen nicht sportlichen Punkten von den kapitalistischen Spie lern des Abendlandes und Amerikas geschlagen worden. Ader proletarisch und kapitalistisch, das ist gar nicht mehr so leicht zu unterscheiden. Tie Tiners der Sowjet-Gesandten sehen oder schmecken vielmehr denen der Diplomaten der kapitalistischen Staaten entzückend ähnlich. Und wie unterscheidet sich das proletarische Schachspiel von dem kapitalistischen? Ti- Preis frage mag etwa so lauten: Spielten Tamcrlan, Karl der Grosse und Harun al Raschid kapitalistisch oder proletarisch Schach? Und welchen Einfluss nahm ihr Spiel aus den Kampf der Klassen? Wir wissen, daß das Ding an sich nicht existiert, für uns Men schen nämlich. Wie könnte da noch von dem Schach spiel an sich die Rede sein! , Oas Berufungsverfahren im Fall Bothmer Berlin» 20 November. Beim Vorsitzenden des Potsdamer Schöffengericht ist die Haftbeschwerde der Gräfin Bethmer cinge- gangcn. Siestüht sich auf die seelische Verfassung und den Zustand der Angeklagten. Die Gefangene wird ärztlich untersucht. Mit Rücksicht daraus, daß eine Haftentlassung gerade in dieser Sache Verdunklungs- gesahr nach sich zieht, wurde cin bcschleumgtes Vc- rufungsvcrfahrcn angeordnet. Die Verhandlung wird Ende Dezember stattfinden und soll drei Tage in An- spruch nehmen. Kale "K das vor- ;cn- des ihr- nur das ich- so md ts- Lr- >«u ich an al- »er rn en at te ts !lt l» st »- st I« « a r » t WOMnitt Smittgm Von Nuckoir Tbom«,. Die so viele junge Männer dieser Zeit ist auch Martin ein Schwächling. Es mag als Reaktion gegen das Heldentum der vergangenen Jahre aus gefaßt werden, wenn die Generation, der Martin angehört, zarter gebaut und besaitet ist als die vorige, leiser auftrrtt und manchmal aus übergroßer Zchwäche zum Weinen neigt. Martin tut im Beruf jcine Pflicht, lebt aber unter Büchern erst auf, und man wird jetzt verstehen daß es ihn Ueberwindung testet. Dinge auszusprechcn, die er lieber ausschreiben würde, um übrigens dann die beschriebenen Blätter rraurig zu vernichten. Heute aber will er die Unlust Niederkämpfen, die ihm sonst das Dort verschlägt, und Helene, einem Mädchen aus gutem Hause, nicht nur sagen daß er sie zärtlich liebe. Mehr! Er wird ihr ohne sich von iyrer Blondheit verwirren zu lassen, leidenschaftlich einen Antrag stellen. Nichts ist gegen ihn einzuwenden Seine einsamen Rächte sind Zeugen seiner Treue. Pflichtgefühl Beweis da für, was Brautväter Charakter nennen. Vielleicht wird er Helene gleich auf belebter Straße küssen. Einen Aigenvlick ist Martin geneigt, diese Szene nor dem Spiegel einzullben, schämt sich aber sogleich der Afsektion . . . eilt übrigens schon an den Ort, wo ihm Helene zu warten versprach. Es dämmert, der Abend bricht schön und warm an und schon sieht Martin die süße Blondine, der er Flügel und Heiligenschein wünscht. Jetzt also wird er ihr sagen, was er seit Wochen sagen will. — Helene geh! ihm entgegen und dann neben ihm. ireundlich. liebenswürdig . . . und da er das erste Dort sucht, so fängt sie — wenn auch ein Engel, so ist sie doch anch Frau — zu sprechen an: ,^sch komme nämlich aus der Klavterstunde, bitte, nehmen Sie mir die Noten ab. Also wie heiß es ist! Vach spiel ich sie wollte mich nicht wcalaffen, so bin ich ihr weggelaufen, aber viel Zeit hab ich nickt. Das Buch, do« Sie mir gegeben haben, ist wirklich schön. Lieber Kob ich zwar Bücher mit Inhalt. So richtigen Inhalt; wissen Sie? Tolstoi ist herrlich. Echnitzler hob ich auch gern. Aber Tolstoi ist schöner. Die Frauen bei ihm wissen auch nicht, wa« ste wollen. Nicht daß ich müh in ihnen sehen würde, aber manch mal doch, sic wissen nicht, wo sie hingehören. Die I Männer auch. Ich habe einen Russen einmal kennen f gelernt, es war wie bei Tolstoi. Er war sehr krank, - einmal hat er mich geküßt, wie die Anna Karenina, ! dann ist er wcggefahrrn; es war auf dem Land, ich i war so traurig. Weinen hätte ich können. Aber er war verheiratet, drei Kinder hat er gehabt. Alle > Männer sind gleich. Glauben Sie. daß ich treu sein werde? Ich weiß nicht, es ist natürlich schwer, j Schauen Sie, wie schön der Blick auf die Stadt ist. ! Natürlich, einem Mann wie Viktor könnte ich treu ! sein. Ich habe ihn heute gesehen, bezaubernd. Ich ! bin vom Friseur gekommen, ganz verschnitten hat er mich. Viktor! Aber sonst, ich weiss nicht, es gibt so viele verschiedene Menschen, mich interessieren viele, übrigens fragt sich, was man Treue nennt. Drüben geht Troller. Der wird sich den Mund zer- ! reißen. Soll er. Man wird doch noch spazieren gehn dürfen? Ich möchte am liebsten einen Beruf haben. Wenn ich nur etwas könnte. Dann wäre ich viel freier, auch zu Hause. Richtig: Ich bekomme einen Samtmantel, eigentlich nicht neu, das Fell ist von der alten Sealjacke, schön wird er also nicht. Modern ist glockenförmig, und dazu langt das stell nicht. Manchmal bin ich schon ganz melancholisch. Die Else kann ich auch nicht mehr leiden, ich finde sie aber hübsch, alle sagen, wie häßlich sie ist. ich finde cs gar nicht, ich find' auch nicht, dass sic stört, trotzdem, ich habe Wut auf alle, ich bin traurig und möchte weg aus dieser Stadt, am liebsten in die Sonne, so nach Italien. Apropos Italien. Battistini gefällt mir viel besser als Schaljapin. Ein Italiener — wa» ich immer sag. Mama und meine Schwestern lagen da» Gegenteil; ich werd« mich nicht streiten. Vielleicht geben Sie denen noch recht? Die Wilma, die Gans, bekommt jetzt Schuhe aus schwarzer Eidechse, aut die ist Mama natürlich stolz. Ich bin ihr vielleicht nicht genug herzig. Sie sind der Lin- zig«, dem ich gefalle. Gefällt Ihnen eigentlich alles an mir? Ich hab' Sie auch gern, vielleicht lieber al« Hubert. Mit Lub«rt möchte ich lieber — wie soll ich sagen — zusammen sein. Aber reden lieber mit Ihnen. Mit Hubert möchte ich also wild sein, aber nachher, zum Sprechen, mit Ihnen. Mit Ihnen kann man reden. Ste sind so amüsant. Ich höre niemanden so gern zu wie Ihnen. Sie erzählen so hübsch und dann verstehen Eie mich vielleicht, weil Ste ein bißchen wie eine Frau sind. Dao ist nicht - sehr hübsch, bei Ihnen ober ja. Da sind wir. Ich muß nach Hause. Aber wa» machen Sie für ver- I rückte Augen? Ganz verrückte Augen haben Eie! Wie die Zeit mit Ihnen vergangen ist, kolossal." AnstliA MMiW Dir ZeUsiimulattou — Hebung de« Ernteerträge». Die epochalen Versuche Popofjs, von denen hier berichtet werden soll, sind einen Weg gegangen, der scheinbar weit auseinander liegende Gebiete der Biologie verbindet. Es ist bekannt, daß vor etwa 15 Jahren der große amerikanische Biolog« Jacques Loeb die „Künstliche Parthenogenese" entdeckte oder richtiger erfand. Parthenogenese heisst wörtlich und sinnvoll übersetz! „Jungfernzeugung" uiH es ist da mit die merkwürdige Erscheinnuq gemeint, daß bei manchen Tierarten — etwa der auch bet uns durch Liebhaber bekannt gewordenen indischen Stab heuschrecke — die Weibchen ihre „richtige" Aufgabe ordnungsgemäß erfüllen, die Männchen aber nur ein Scheindasein führen. Sic sind nämlich ganz un nötig für die Fortpflanzung und gelangen auch nie mals zur Begattung: die Eier entwickeln sich ohne Befruchtung, also wirklich durch Jungfernzeugung. Das ist nun natürliche Jungfernzeugung, die auch sonst bei den Insekten und anderen Tierarten nicht so selten ist. Loebs Entdeckung besteht darin, daß es ihm gelang, auch Eier des Seeigels und See sterns, die natürlicherweise der Befruchtung durch den männlichen Samen bedürfen, ohne Befruch tung zur Entwicklung zu bringen. Er behandelte ste mit gewissen Chemikalien; und später gelang es mit anderen Methoden, auch Froscheier unbefruchtet zur Entwicklung anzuregen, ja sogar bis zur voll ständigen Dcrivandlung der parthenogenetischen Kaulquappe in den Frosch bracht: es die moderne Cxperimcntierkunst. Das Wesentliche an all diesen Versuchen ist die Anregung, Lie da» unbefruchtete Li erhält: für gewöhnlich beginnt ja da» Ei erst nach her Befruchtung sich zu teilen, wodurch die un zähligen Zellen des entstehenden Körpers sich bilden. Detin die Zellteilung ist ja eine Grundrrscheinung der Entwicklung, wie auch des Wach«tum»; von An fang an wachst der Körper durch Vermehrung der Zellen. Hier se*,t mir genialem Blick Popofss Arbeit ein. Die von Loeb angcwendeten Mittel, so schloß er, regen die Zellteilung bei der Liz«lle an — also wür. den sie e« vielleicht auch bei d«n Zellen d««,«nt- wickelten Körpers tun. Mit anderen Worten: ge- länge es, die Zellteilung zu beschleunigen, zu „stimulieren", dann würde das Wachstum be- schleunigt und der Praxis wie der Wissenschaft ein wichtiges Werkzeug in die Hand gegeben sein. Tatsächlich waren Popoffs Versuche ungemein er folgreich. Da sind zunächst seine theoretisch wichtigen Versuche an dem winzigen, einzelligen Pantoffel tierchen, das in allen unseren Tümpeln zn finden ist. Bekanntlich vermehrt sich dieses wie alle anderen Tierchen durch Teilung; sobald es zu einer gewissen Grösse hcrangewachsen ist, werden zwei „Tochter-" aus einem „Mutter"-Tier. Die Geschwindigkeit dieser Teilungen und damit die der Vermehrung würde nun ungemein vergrößert, wenn man nach Poposss Beispiel in das Äasser ein wenig von den stimulierenden Salzen gibt, die Loeb verwendet hatte. Solche Salze sind z. B. Magnesiumchlorid, Manganchlorid usw. Ihr stimulierende Wirkung bewährten diese Salze auch bei den grundlegenden Versuchen an Pflanzen: ganz abgesehen davon, daß Einspritzung der Lösungen in Iyklamcnknellcn die Entfaltung der Blüte beschleunigte und die Farbe der Blüte in-tenstvierte, daß Behandlung von Ka- stanienknospcn ein rasches Aufblühen bewirkte, ge langen auch im großen Maßstab durcbgeführte Ver suche zur Verwertung der wissenschaftlichen Ergeb nisse in der Landwirtschaft. Die dabei an- gewendeten Methoden sind ganz einfach und gerade deswegen von besonderer Bedeutung. Es genügt, die Samen vor der Aussaat einige Stunden in eine der verschiedenen zur Anwendung gelangten Lösungen zu legen. Dadurch wird offenbar auf die Zellen ein Reiz zu rascherer Teilung, das heißt also, auch zu rascherem Wachstum ausgeübt nnd die Folgen zeigten sich schon nach kurzer Zeit: die aus vorbchandeltcm Samen stammenden Pflanzen sproßten rascher aus und alsbald war ein bedeuten, der Unterschied zwi-wen den Versuche- und den Kon trollfeldern scsnustellen. Dieser Unterschied ver- stärkte sich immer mehr zugunsten der ersteren und di« Ernte ergab ganz überraschende Resultate in mehrfacher Hinsicht: nicht nur erfolgte di: R?it'e früher, es waren auch ganz bedeutend? Mehrerträae erzielt worden. Bei einer ganzen Anzahl von wich- tigen Kulturpflanzen ist die neue Methode zur Hebung des Ernteertrages von Popoff nnd seinen Mitarbeitern b'reits ausgeprobt worden. Roggen, die anderen Getreidearten, Hirse, Mohn usw. brachten ausnahmslos höhere Erträge, und zi»ar be trug der Unterschieb SO bt« 4S Prozent. K.
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