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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192509196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19250919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19250919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-19
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
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— tei» »ukti » «tme «yschemckchemd« Srfiwv«»-^ 4 «erlt». 18. Sept«»«. Sine soffitttouell, Srftadung »o» großer »öS», wirtschaftlich«, Trag »eit, wird gegenwärtig tu Berlt» mtt -roße» Erfolg« «»«probiert. De» italienische« Jagen irur Mario Audruftaut ist « gelungen, einen Apparat zu konstruieren, der den »Ahrend de« Brotbacken» entweichend« Daxpfschwade» hochprozentigen Alkohol entzieht, versuche mtt de« Apparat, der do» Rrfinder vom deutsch« Patentamt patentiert wnrde, in der Bäckerei der Konsumgenossenschaft in Berlin- Sichtenberg ergab« an» je 100 Kilogramm ver backen« Mehle» 1 Liter 6S—«Sprozenttge» Alkohol. Die gleichen Versuche mit de» gleichen Nesnltat wurden in eia« Mailänder Brotsabrik an- ßesteilt. Für die deutsche Bolksernährung würden durch ha» neue Verfahr« neun Millionen Zentner Kartoffeln oder «ine entsprechende Menge Brot- getteide, di« bisher zur Erzeugung von Alkohol ver- wendet wurden frei. Ein deutsche Gesellschaft hat da« Verfahren für A industrielle Anbtvertnug erworben. An der Erreichung dieses Zieles hat der Erfinder über vier Jahr« gearbeitet. Die zu über windenden Schwierigkeiten lagen vor ollem darin, daß durch die Apparatur der Bäckereibetrieb und der Backprozeß selbst i.'cht im geringsten gestört «erden dürften und daß die Apparatur ganz billig, einfach pnd automatisch arbeitend gestaltet werden mußte, so daß sie ohne Bedienung von Menschen hand und ohne Kraftqu Ile arbeitet. Diese Forderungen werden von dem neuen Apparat erfüllt. M Oer technische Vorgang K E» ist rin« längst bekannte Tatsache, daß sich bei der Gärung des Bro te» Alkohol bildet. Alle» Brot muß vor dem verbacken aufgelockert werden. Zu diesem Zweck setzt man dem Teig Gärungsmittel »U, mctst in der Form von Hefe oder Sauerteig. Beim Anma^n des Teiges geht ein Teil der im Mehl ent. haltenen Stärke in ärunaefähigen Zucker, in Dextrose vzw. Maltose über. Außerdem enthalten auch alle Mchlsorten geringe Mengen dieser Zuckerarten. Bei der Gärung wird der Zucker in Alkohol und Kohlen- mu« gespülte. Nebenbei bildet sich auch etwas Glyzerin. Die Kohlensäure sucht zu entweichen, wird Aber durch die Zähigkeit des Teige« daran gehindert und treibt, da st« sich in der Wärme stark ausdehnt, diesen auf. Auch der Alkohol bleibt im Teig. Erst Ipenn da« Brot in den heißen Backofen cinaeschoben y»ird, entweicht er zusammen mit den sich bildenden Dassel ämpfen, mit den „Schwaden". Man hat diesen Alkohol bt«her vernachlässigt, weil es sich nur ym sebr gering« Menge», handelte, deren Gewinnung yla t lohnend schien und weil früher Nahrungsmittel wi Alkokwl billig waren. Inzwischen habe» sich di« wirtschaftlichen Ver hältnisse geändert. Da, Bestreben der Technik geht wtzf dahin, alle Nebenprodukte zu verwerten und bei jeder Art der Erzeugung auch die letzten Reste her- ouszuholen. Diese neuzeitliche Einstellung, die nicht mehr verlorengehen läßt, hat die Aufmerksamkeit auch auf den in den Bäckereien entstehenden Alkohol ge lenkt. E» handelt sich im einzelnen Fall nur um ge ringe Meng«, aber viel« Wenig, machen ein viel. Di« Art und Weis«, wi« nun dieser Alkohol nach dem Verfahren de« Ingenieurs Andrusiani in einer Probeanlage gewonnen wird, ist eine sehr einfache: Dom oberen Teil des Ofen«, wo der Schwaden abzieht, führt ein etwa armdicke« eisernes Rohr weg, da« hier eingemau«rt wurde. Es nimmt die Schwa- den auf und führt ihn der AlkotzolsteAtirrmm-OckKla-e »u. Diese selbst besteht zunächst au» einem kleinen liegenden Kessel, einem „Abscheider", in dem sich ein Lei! de» Wasserdampfe«, au» dem der Schwaden be steht, zu Wasser verdichtet. Da« hier gesammelte alkoholfrei« Wasser läuft, wenn sein Stand eine ge- wissc Höhe erreicht hat, automatisch ab. Der nicht verdichtete Waflerdamps strömt zusammen mtt dem Alkohol in einen senkrecht üb«r dem Kessel anaebrach- ten Derdichtungoapparat, der nach Art der sogenannten .^kolonnenapparate" gebaut ist. Man denke sich se zwei metallen« Teller aufrinonoergelrgt, so daß sie ihren gemeinsamen Hohlraum umschließen und eine ganze Anzahl solcher Doppelteller überein ander getürmt. Durch die Mittelachs« gehen Durch- bohrungen hindurch. Die Dämpfe steigen durch diese Durchbohrung«» in die Hohe und breiten sich zwischen den Tellern aus. Die Metallflächen der Teuer er möglichen eine rasche Abkühlung. Infolge- dessen verdichtet sich hier der noch vorhanden« Wasser dampf de» Schwabens sehr rasch und fließt durch die Mitte de» Kolonnenopparate» nach unten, wobei er zugleich abkühlend auf die entgegenströmenden Dämpfe wirkt. Der Dampf, d«r au» dem Kolonnenapparot ab- strömt, enthält nur noch sehr wenig Wasser und be steht zum größten Teil au» Alkohol. Er wird in einen Kühler geleitet, in dem er teil» durch Luft, teil» durch Wasser abgekühlt wird. Hierbei geht er in den flüssigen Zustand über und sli«ßt au» dem Kühler ab. Schwere- B-ei-unglück infolge pla-wechsel- Berli», 18. September. Ein schwere» Bootsnugläck ereignete fich gestern in d« späten «ach»itng»st»»d«n ans der Hasel bet Heiligens«». D»»t kentert« «in mtt fiinf Person», b«f«tzte» «ndrrbaat. Di« Insass«« fiele» in» Wasser. Drei Person«, konnten gerettet »erd«». Dagegen wurde» der 40 Jahre »lt« L«hr«r Ottomar Aathmann an» Reinickendmls-Ost »nd s«in fünf Iah« »Ute, Sohn Gerhard «nr »och al«L«ich«»ged»»g«x Rathmann hatte nut seinen beiden Zwillings söhnen Gerhard und Wolfgang auf der Havel eine Boot»fahrt unternommen, an der sich d«r Schneider meister Robert Rodde und sein« SV Jahre alte Tochter beteiligten. Sie fuhren am Ufer bei Papenberg«, gegenüber von Heiligens««, entlang. Wenig« Meter vom Strand« entfernt nahmen die Insassen einen Platzwechsel vor, um sich beim Rudern abzu lösen Dabot g»rt«t da» Doot in» Schwanden und Latp-lg« 5ag»dl»D schlug um. Alle Insassen fielen in« Wasser. Der Vorfall war vom nähen User au» bemerkt worden. Der Fährdesitzer Seiler sowie der Fischermeister Zir kow und sein Sohn eilten sogleich den Ertrinkenden zu Hilfe. Nur unter den größten Schwierigkeiten ge lang e» ihnen, die mit dem Tode ringenden Der- unglückten an» Land zu bringen. Der Lehrer Rath mann und der ein« der Zwilling«söhne, Gerhard, waren bereit» tot. Bei den anderen drei Personen waren di« von Heiligenseer und Tegelorter Feuer wehren angestellten Wiederbelebungsversuche nach langer Zett von Erfolg. Elm Villa a-ge-ranNi Berlin, 18. September. I« Laufe b«, gestrigen Tage» habe« sich in Berlin wiederum zwei groß« Brände ereignet, von denen einer zweisello» auf Brandstiftung zurückzufüh ren ist. In »er «acht zu gestern brach in einer Villa in ««»heiligensee bei Tegel Fener an»; da» ganz« -an» ward« ein Rand der Flamme». Da« Feuer brach gegen Mitternacht in der Billa de» Architekten Stelz au». In dem neuerbauten Hause wohnt« nur di« Famili« des Architekten, die während de» Brande» abwesend war. Beim Eintref- fen der Wehren stand bereit» der Dachstuhl in Hellen Flammen. Das Feuer fraß sich durch die Decke durch, und die brennenden Trümmer des Dachstuhle» fielen in da» Untergeschoß. Nun fingen auch die übrigen Räum« Feuer, und die Villa brannte bis auf die Grundmauern au». Die Ermittelungen der Kriminal- Polizei ergaben den dringenden verdacht vorsätzlicher Brandstiftung. MV- Aot irr den Tod gegangen Berlin, 18. September. Heut« vormittag hörte» in einem Haus« der Vrücknerstraße in Reuköll» Hau»bew<chner mehrer« Schüsse au« der Wohnung de» Kauf- «ann» «nd Fabrikanten Engelmann. Di« ein- drigeaben Beamten fanden die Ehefrau und di« zwölf Jahre alt« Tochter tot am Bode» liege». Sn-elmann, der in letzter Zeit mit großen wirtschaftlich«» Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, hatte st<* eine Kugel in de» Kopf geschossen und war scbw«r verletzt. Er wurde al» Polizeigefangener in da» Krankenhaus gebracht. Einer/ der eine zweite Inflation erwartete Brealau, 18. September. Di« Unterschlagungen de» kürzlich verhafteten Teilhaber« de» Hause« Mohinari, das Gustav Freytag in seinem Roman „Soll und Haben" zum Vorwurf diente, ArnoldGrczimek, haben nach den wetteren kriminal-poli-eilichen Ermittelungen einen überraschend großen Umfang. Grczimek hatte Anfang 1924 in der Erwartung, daß sich di« Renten, mark nicht halten würde, für 3 Millionen Fran- ken gekauft. Der Franken fiel plötzlich und Grczimek büßte dabei 1F Millionen ein. Seine Bank sperrte ihm den Kredit, und nun griff er zubetrü - gertschen Mitteln. Durch einen tschechischen Helfershelfer ließ er kolossal« Warenmengen für einen Spottpreis verkaufen und das Geld bei einer Prager Bank hinterlegen. Ferner legte er ein« gefälschte Zwischenbilanz an, in der von dem Spekula- ttonsverlust nicht» enthalten war. Diese Bilanz schickte er durch Vertrauensleute an verschiedene Bankhäuser der Provinz und ergaunerte damit Kredite. Drei Angestellte der Firma waren Mitwisser und Helfershelfer, einer von ihnen ist flüchtig. Mohinari hat von den Manipulationen nicht die geringste Kenntnis gehabt. Ei« Polizeibeamter erschlagen Breslau, 18. September. In der Geovgstraß« in Hunds seid haben die Gebrüder Appell einen Skandal provoziert. Einem wachhabenden Polizeibeamten, der die Streitenden sistieren wollte, wuttu von einem der Brüder ein so wuchtiger Schlag mit einer Axt versetzt, daß der Beamt« tot -u Boden sank. Die Täter sind verhaftet. Oer Gylter Vammbau fast fertiggestellt Lübeck, 18. September. Dee Bau des Eisenbahndamm«» von der Insel Sylt nach dem Fsstlande ist soweit vorgeschrit- ten, daß jetzt die Schiffahrt im Wattenmeer g e - schlossen wurde. Da» letzte Schiff, da» die nur noch schmale Durchfahrt de» Damm-Baues passierte, war der „Komet" au» Husum. Der Damm trennt da» Wattenmeer von nun an in zwei Teile, der S«biff»verkehr von nördlich de» Sylter Damme» nach Föhr, Amrum usw. fährt ans großem Umwege an der Rordspitze von Sylt entlang. E» wird mit Hoch druck von etwa 1400 Arbeitern von beiden Seiten au» gearbeitet, um den Treffpunkt der Dammstraße zu erreichen. 30 Lokomotiven bringen in langen Zügen da» Material heran. IIS Personen an Aleifchvergifümg ertrankt Darme», 17. September. Die Zahl der in Därmen an Fleischvergiftung Erkrankten ist weiter gestiegen. In 42 Familien find 115 Personen erkrankt. Im Krankenhaus liegen zur Jett noch einige Schwmkranke darnieder, doch scheint dir Lebensgefahr bei all«n de sei- tigt zu sein. Unabhängig von dem gerichtlichen Verfahren ist von der Stadtverwaltung «in« Untersuchung etngeleitet worden. Der Tier arzt hat bei der Untersuchung der Kuh, von der das Fttisch stammt, ein« Verfärbung des Fleisches fest gestellt. Selbstmord dreier Geschwister. Aus Rovereto (Italien) wird gemeldet: Der Trkbunalrat Dr. Vik tor Dertt stürzte sich in di« Etsch und ertnmk. An demselben Tage ertränkten sich sein« Schwester i« Ledrvse«, sein Bruder im Gardasee. W» Sründ« find uNdsAmnt. Al rMcht» PMk-Eittntt Spion«, Sprtt »nd Koknttr. Ein« d«r interessant»sten Sehenswürdigkeiten de» neuen Rußland ist da» Museum de» Schmuggel». E» befindet sich in dem Städtchen Pskow, nahe der esthnischen Grenze, und enthält außer einer beinah« lückenlosen Sammlung der technischen Hilf »- mittel d«» modernen Pascher» eine Menge Mate rial über das politisch, Banditentum nach dem Kriege und das Spionaaewesen. Schon wenn man auf dem kleinen, verräuchert«» Bahnhof von Pskow ankommt, merkt man: hier herrscht Kriegszustand. Tatsächlich wird hier ein verbiss«n«r, stummer — bi»werlen allerdings auch offener Kampf y«führt zwischen den Schmugglern und den Gvenzwächtern, di« hier in auffallend großer Zahl vorhanden sind. Denn Pskow ist das Zentrum des Schmuggel». Man „schiebt" Anilinfarben, Trikotaaen, Leder, Parsümeriewaren, Kokain und vor allem: Sprit- Im vergangenen Jahre wurden hier 18 000 ge werbsmäßig« Pascher verhaftet, von denen sich 80 Prozent mit Spritfchiebungen befaßten. Dom Sprit lebt di« ganz« Stadt: sämtliche Schlosser und Klempner sind fast ausschließlich mit der Herstellung von Gegenständen beschäftigt, die dem Spritschmuggel dienen, und wer nicht selber pascht, betreibt ein« kleine Schnapsbrennerei. Im ganzen Gouvernement Pskow rauchen di« Essen und ein unangenehmer, erstickender Dunst liegt über der Landschaft. Denn seit der „Import" von Sprtt er schwert ist, brennt man ihn vielfach selber. Ein getreue» Spiegelbild de» Kampfe» zwischen Paschern und „Grenzern" ist da» erwähnte Museum. Hier findet man ein« erstaunlich reichhaltig« Zu sammenstellung von Gegenständen, die zur Beförde rung von Konterbande dienen: vom Pelz mit Ge- hoimtasche, vom Sattel mit «ingenähten Kokain packungen bi» zum Fischerboot mit doppeltem Boden und verschiebbarem Deck. Hier gibt es Sttefel, in di« Verstecke für Wertsachen eingearbeitet sind, Uhren ahn« Werk, hohl« Spazierstocke, präparierte Zigarren, in denen irgendetwas versteckt worden war, Ruderboote aus Motall, di« als Sprittank» ver wendet wurden, und sogar präpariert« Pferdeschwänz«. Daneben hängen di« Photo graphien der prominentesten Pascher und Spione mit einer kurzen Charakteristik, finden sich Exem- plave antibolschewistischer Propagandaschriften und Aufmarschpläne weißgardistischcr General«, denn Pskow war lange Irrt auch der Zufluchtsort von allerlei Leuten, di« unter dem Deckmantel des Schmuggels politisch im Trüben fischen wollten. — Sehr interessant ist auch die chemische Abtei lung de« Mus«um», in der die beschlagnahmten Chemikalien untersucht werden. — E» wird wahr scheinlich nicht mehr lange dauern, bi» der Kampf zwischen Schmuggler und Polizei zugunsten der Staatsgewalt entschieden sein wird, die Räuber romantik der Schmugfllerstadt Pskow wir- ver schwinden. Da» ist vielleicht schade, bestimmt aber unvermeidlich, denn der Romantiker von 1925 hat leider meist «ine Tendenz zur Demeingesährlichkett- N. K. ». Späte Lieb«. Sin Abenteuer im Stile neapoli tanischer Dolkserzählungen hat sich einer Meldung aus Rom zufolge in Ealabrien achgespielt. In einem Dorfe bet Coscnza lebte ein junger Volks schullehrer Vincenz Broglio, 25 Jahre alt. Da er bei den jungen Mädchen des Dorfes kein Glück hatte, versuchte er es mtt einem 96 Jahre alten Fräulein, da- ihn jedoch bald wegen Ver führung verklagt«. Beim Verhör durch einen Korabimeroffizi«r antwortet« der Sünder mit ttncr Gegenfrage: „Hätten Sie es denn nicht getan?" Dor Offizier verneinte. DaS Fräulein bestand auf seinen Behauptungen, der Lehrer verwickelt« sich in Wider sprüche, die Wahrheit kam an den Tag, und der Attentäter fitzt nun im Kerker von Eosen-a, wo er darüber nachdenken kann, ob fich die- Abenteuer gelohnt hat. -l- Künstlerhonorar. Als eine» Tages van der Bitt mit seiner schönen Jacht im Hafen von Konstantinopel lag, hörte er zufällig, daß kein Geringerer al» der Schauspieler Coqueltn der Aeltere in der türkischen Hauptstadt weilte. „Den muß ich hören," sagte der Dollarköniq und sandte dem bedeutenden Schauspieler eine Einladung, aus seinem Schiffe etwas vorzutragen. Eoquelin erschien und aab eine Anzahl von Monologen in Prosa und Versen zum besten. Am folgenden Tage schrieb van der Bitt: „Sehr geehrter Herr Loqueltnl Sie haben Tränen in unsere Augen und ein Lachen auf unser« Lippen gezaubert und in Anbettacht dessen, daß all« Weisen der Meinung sind, Lachen sei besser al» Weinen, setz« ich Ihr Honorar wie folgt an: 600 Dollar, weil Sie uns zwölsmal weinen ließen, 2400 Dollar, weil Sie un» zwölfmal lachen ließen, 3000 Dollar al» Gesamt summe." Ein Paradies ohn« Ada«. Nach London ist eine Forschungsexpeditton zurückgekehrt, die über di« Möglichkeiten der Kolonisation einiger Südseeinseln Untersuchungen angestellt hatte, tnöbet wurden be sonder» di, Inseln Rapa und Rurata im Hawaiischen Archipel durchforscht. Allgemeine» Erstaunen erregte da» völlige Fehlen männlicher Ein wohner, da» dazu führt, daß beispielsweise auf Rapa auf je einen Mann zehn Frauen kommen. Naturgemäß werden alle Arbeiten auch von Frauen verrichtet. Auf Rurata, wo da« Verhältnis zwischen Fvau und Mann nicht viel ander» lag, war die Kultur schon insofern durchgedrungen, al» amrri- konische Agenten den Insulanern Fahrräder verkauft hatten. Dre Expedition fand einen starken Radfahr- verkehr. Im übrigen radelten nur die Fronen, da di« Männer au» Ängst, o«runt«r»ufallen, bioher die Benutzuni von Fahrriid rn zurückgewiesen hatten. Humor »»« Tatze. „Wa» fehlt denn dem Meier?" fragt der alte Baller besorgt, „ist e» schlimm?" „Nun — Typhu» hat er." „Soso, Typhus! Hm, bk», sehr bo»I Man stirbt daran oder wird blödsinnig. Kenn« da», hab' ihn selber schon gehabt." — Bei Meyer» unternimmt der Stammhalter di« erste Aus fahrt. Schwiegermutter schiebt, stolz nebenher geht der junge Vater. Sie mustern die Gesichter oer Vor übergehenden. Alle» grinst! Selbst dem stolzen Vater wird da» unangenehm, u«r erforscht nach der Ursache, bi« er schließlich entdeckt, daß vorn am Kinderwagen da» Schild de» Verkäufer» hän«n ge blieben war: Eigenes Fabrikat! — „Herr Direktor, ich habe hier das Manuskript für einen Sensation»- film, wi« ihn die Welt noch nicht -r"'h«n hat. In mir schlummert ein Genie." „Frut mich. Lassen Sie » schlummern!" — „Herr Doktor, was soll ich tun? Meine Frau mir- jeden Tag dick«r!" Sie sollen nicht» tun, aber Ihr« F«m soll was tun?" ktzammud««. 6« W- 8«p1«nder I.LipriE Au- -em Vergnügen in -en To- er. Wir berichteten am Freitag über di« Aufsin- düng eine» unbekannten männlichen Leichnam» tm Hochflutbecken tu der Nähe der -indenburgbcücke. Wie wir erfahren, handelt es sich in dem Lsten um den 19 Jahr« alten Schriftsetzer Erich Flügel au» Sellerhausen. Der junge Mann hatte sich am Sonntag vor acht Tagen unter Mitnahme seiner Er- sparniff« au» der elterlichen Wohnung entfernt, in der Absicht, mit einigen Freunden einen Meßbummel zu machen. Von diesem Ausgang ist ec nicht zuruck gekehrt. Trotz aller Nachforschungen konnte bisher nicht festgestellt werden, ob es sich um einen Un glücksfall oder Selbstmord handelt. Daß Flügel am Sonntag vor acht Tagen die Schaum«ss<r besucht hat, ist einwandfrei fester stellt. Anscheinend haben die jungen Leute die Freuden de» Meßrummel» aus giebig genossen, denn unter den Sachen, die bei dem Toten gefunden wurden, befand sich kein Geld mehr. Flügel hatte fich dann von seinen Bekannten getrennt, ohne daß die Freunde etwa» bemerkt hät- ten, da« auf «ine Selbstmordabsicht de» jungen Man- ne» hätte schließen lassen. Da auch sonst nicht das Geringste vorttegt, wa» Flügel zu einem derartigen Schritt veranlassen konnte, er war sowohl im Eltern house al» auch an seiner Arbeitsstätte sehr beliebt, muß angenommen werden, daß der jung« Mann das Opfer eine« Unfälle» geworden ist. Es wird ver- mutet, daß Flügel in der Dunkelheit vom Wege ab- geirrt und tn den Kanal geraten ist. Die Angehöri- gen de» Toten sind um so mehr zu bedauern, als Erich da» letzte ihrer vier Kinder gewesen ist. Erst vor kurzem erlag «in Sohn einer Krankheit. Der Leichnam, der in die Anatomie etngeliefert worden war, ist zur Beerdigung freigogeben worden. Prügelei im Seeburgviertel » Schlägerei spielte sich in der ttrteortchstraße ab. Nach einem Gelage erregten dort einige Betrunkene öffentliche- Aergernis. Einer von ihnen wälzte sich in anscheineÄ halb be sinnungslosem Zustand im Rinnstein umher. Ein hinzukommender Hauptwachmeister der vierten Po lizeiwache forderte den Trunkenbold auf, sich zu er heben und weiterzugehen. Der Mann leistete der Aufforderung auch Folge, stürzte sich aber plötzlich auf den Beamten und versetzte ihm einen heftigen Foustschlag ins Gesicht. Als der Hauptwachtmeister sich des Angreifers erwehrte, sammelte sich sofort eine große Anzahl Personen, die gegen den Beamten Partei ergriffen. Die Lage wurde so bedrohlich, daß ein Schutzmannsaufgebot anrücken mußte. Da die Menge auch jetzt noch eine feindselig« Haltung gegen die Beamten einnahm, mußten diese von ihren Gummiknütteln Gebrauch machen. Drei Per sonen, die sich besonder« rabiat benommen batten, wurden der Wache zugeführt. Daß der Kampf nicht leicht war, geht daraus hervor, daß einer der Ab- geführten beim Eintreffen auf der Polizeistation nur noch mit den Hosen und einigen Hemdfetzen be- kleidet war- Dem wenig erfreulichen Schauspiel wohnten etwa 500 Personen bei, von denen kaum eine ihr« Hand zur Unterstützrmg der Beamten rührte. Folgenschwere Verkehr-unfälle Am Donnerstag früh gegen 6 Uhr ist hinter dem Viadukt in der Antonienstraße in Kleinzschocher ein 19 Jahre alter Schlosser von seinem Fahrrad gestürzt und hat einen Schädelbruch erlitten. Er wurde zu nächst nach der 8. Wohlfahrt-Polizeiwache und später nach dem Krankenhau» St. Georg gebracht. Die Ursache de» Unfall» konnte bisher nicht genau fest- gestellt werden. Der Verletzte, der zur Zeit noch nicht vernehmung-fähig ist, soll mit einem Fleischer geschirr zusammengestoßen sein. Wer Zeuge war, wolle über seine Wahrnehmungen der Kriminal abteilung Bericht erstatten. — Beim Einbiegen aus der Fritzschestraße link« in die Eisenacher Straße ist am 17. September, vorm. kurz nach 10 Uhr, eine Limousine mit einem radfahrenden Kraftwagenführer zusammengestoßen. Letzterer trug dabei erheb- liche Wunden im Gesicht davon, die von einem in der Nahe wohnenden Arzt genäht und ver bunden wurden. Der Führer de» betreffenden Auto«, der den Bogen etwa» zu kur- genommen haben soll, brachte den Verletzten nach dem Krankenhaus St. Georg. Warm»? Un» wird geschrieben: Der Rat der Stadt Leipzig rechnet offenbar damit, daß die Be- wohner samt und fonder« kurz nach 1 Uhr nacht« zu Hause und im Bett find. Jedenfalls tut er nicht», um Nachzüglern, die sich bet Freunden über diese Stund« hinau»aufg«halten haben, den Heimweg zu erleich tern. Denn die letzten Straßenbahnen ihre letzte Fahrt beendet haben — und da» geschieht bald nach 1 Uhr -- gibt es in Leipzig mit Ausnahme der Auto- und Pferdedroschken, die sich aber auch nach der Lartfermäßigung nicht jeder leisten kann, kein öffentlich«» Verkehrsmittel mehr. Wem es bei seinen Bekannten so gut gefällt, daß er den Anschluß an die letzte Bahn verpaßt, oder wer nacht lang« tm Dtenst ist — und bas find mehr Menschen, al» man glaubt —, der muß unweigerlich laufen, und set's auch von Gohlts nach Probstheida oder von Schleußig nach Anger-Lrottendorf. Der Rat könnte doch seine schönen Autobusse wenigstens nachts aus den Depots holen und sie in stündlichen oder halbstündlichen Abständen tn drei oder vier Richtun gen hin und zurück quer durch di« Stadt vor einer Peripherie zur anderen fahren lassen. Die Wagen würden sicher manch« „Lumpen sammeln" können, wenn «in Fahrplan festgelegt würde, nach dem sich jeder richten könnte. Selbst wenn sich solch« Nacht wagen nicht r«ntt«ren sollten, müßten sie gefahren werden Ein« Großstadt wie Leipzig dars auch in den stillsten Nachtstunden nicht ohne billige» Verkehrs mittel sein. rr. Nascher Tod. In der Buchdruckerei von Hirsch feld tn der Brüdrrstraß« wurde mitten in der Arbeit -ine 50jährige Arbeiterin au» Leutzsch vom Herzschlag getötet, . Humbcld schen ein« tingefade Bordersch anhänger Anhänge! springen liche Err menadenj die vor ' beim Ue Straßenk gestoßen, stteuer o digt woi Der mit Besitzer > gesckleud licht gan gegen 1 Kraftdrv straße z> »«erheb! von tcmber, Thomqsk 50 Jahr fahrer u arm. I ialles ab Rad ges Er mack eines F dunkelgr Bluse. Fenster, war, we War! bekannt, gelungei treten, auf und um Pa, wartunc allein i> Diebstät nicht gl schwind. Auch dl Erfolg. 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