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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192508082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19250808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19250808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-08
- Tag 1925-08-08
-
Monat
1925-08
-
Jahr
1925
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k-stpLixer ^a^edlatt — 218 8omradev6, 8. -^u§u8t 1925. 8Äte 7 /Vlä^tLläs^tsLrliLr Lsrssnlmi^sr' Ausländsanleihen und Auslandshandel Von «ni-tlsv VkiUwr«, Herausgeber des „Economisr". Jedermann weiß, daß cs dem internationalen Handel gegenwärtig ziemlich schlecht geht. Nach den Ausstellungen des Industrie- und Hanbclskommit- tees, das vor einem Jahr von Ranrsay Macdonald ernannt wurde, betrug der Pfund-Sterling-Wert des Weltexportes im Jahre 1913 4 Milliarden 35 Millionen Pfund, während 1923, dem letzten Jahre, für welches genaue Ziffern vorliegen, der Export sich nur auf 5 Milliarden 299 Millionen Pfund hob, — trotz der großen Verminderung, die die Kaufkraft des Pfundes in der Zwischenzeit erlitt. Der britische Export — ivenn er auch seinen Platz in der Weltkonkurrenz behauptete, — betrug im Jahre 1923, dem Güterumfang nach, nur 75 v. H. der Ausfuhr von 1913. Dieser Rückgang des inter nationalen Handels auf ungefähr dreiviertel des Vorkriegsumsanges ist äußerst bedenklich für alle exporttreibenden Länder und ganz besonders natür lich für England, dessen Wohlstand mehr als der irgendeines anderen Landes von einem lebhaften Güteraustausch zwischen den Nationen adhängt. Aus diesem Grunde könnte man wohl erwarten, daß die Männer, welche das Schicksal bestimmte, über Englands Zukunft bei den gegenwärtigen in dustriellen Schwierigkeiten zu entscheiden, vor allem daraus bedacht sein würden, die Räder des inter nationalen Handels so schnell wie möglich sich drehen zu lassen. Nun hat der Ministerpräsident am Ende seiner Rede im Unterhaus über die Arbeitslosigkeit auf einen Weg gewiesen, wie die Bevölkerung des Landes, seiner Meinung nach, dazu beitragen könnte, das Problem zu lösen, nämlich durch den festen Entschluß, nur britische Waren zu kaufen. Das klingt sehr patriotisch und vernünf tig. Aber wenn jedermann diesen Rat befolgte, würde unsere Einfuhr ebenso wie unsere Ausfuhr ge- hemmt, denn je weniger wir im Auslands kaufen, desto weniger werden unsere fremden Kunden, die schon arm genug sind, in der Lage sein, von uns zu kaufen. Gewiß, es würde den Inlandshandel an regen, dem es verhältnismäig gut geht, und es würde den Fabrikanten willkommen sein, die dm Inlands markt, in Konkurrenz mit fremden Erzeugern, be liefern. Aber die Schwierigkeiten unserer ohnehin schon beengten Exporteure würden sich noch erhöhen, und wenn alle Länder offiziell ermutigt würden, die selbe Politik zu verfolgen, so würde der internatio nale Handel, der schon auf drei Viertel seines Vor kriegsumsanges herabgesunkcn ist, wahrscheinlich aus die Hälfte zurückgehcn, was kaum im Interesse unserer Schiffahrt und Schifssbauindustrie wäre. Auch in der Frage der Ausländsanleihen scheinen w'r Mängeln zu ergreifen, die nur als Hemmschuh Des internationalen Handels sich auswirken werden. Ter Wiedergeburt des britischen Handels steht nach dem obenerwähnten Report in erster Linie die ver minderte Kaufkraft jener Völker im Wege, die von uns früher mit Waren beliefert wurden. Diese Tat sache betrachtet das Komitee von besonderer Wich tigkeit und betont, daß das erste Ziel der englischen Handelspolitik die Wiederherstellung der wirtschaft lichen Gesundung und Wohlfahrt der Länder sein sollte, mit denen wir Handel treiben. Tun wir dies auch? Der einfachste Weg, auf welchem wir einen alten Kunden, der zeitweilig — infolge des vor elf Jahren ausgebrochencn Wcltbrandcs — in seiner produk tiven und auch in seiner Kaufkraft gelähmt ist, Helsen können, ist ihm so viel Geld zu leihen, wie wir nur können, ohne natürlich das Risiko seiner Insolvenz auf uns zu nehnren. Die großen Exportländer ver liehen stets großzügig Geld ins Ausland. Ein Bericht der Midlands-Bank schreibt: „In vielen Fällen ist es weitsichtige Politik, Geld an rekonvalszente und sich ausdehnende Länder zu leihen. Diese Politik würde unmittelbar Früchte tragen und unserem absterbenden Exporthandel einen mächtigen Anstoß geben. Für gewöhnlich sollte man Aeberseeanleihen unterstützen oder sie wenigstens nicht diskreditieren. Und doch müßen wir sehen, daß dies gegenwärtig der Fall ist. Besonders seit den letzten sechs Monaten scheint ein inoffizieller, aber nichtsdestoweniger wirkungsvoller Boykott auf An leihen nach Uebersee und ganz besonders aus solche der nichtbritischen Länder in Kraft zu sein. Der ursprüngliche Grund war wohl, den Aufstieg des Pfundes zur Parität mit dem Dollar nicht zu be hindern und auf diese Weise die Rückkehr zum Gold standard zu erleichtern. Dieses Ziel ist nun erreicht. Und da doch der Goldstandard selbst als Regulator der internationalen Kapitalsbewegung wirkt, so liegt die Notwendigkeit des Boykottabbaucs nahe." Diese freimütige Aeußerung der Bank wird in City-Kreisen lebhaft begrüßt. Cs war, wie gesagt, ein Mittel, wenn auch kein mit großem Enthusias mus unternommenes, dem Pfund in seinem Streben nach Parität behilflich zu sein. Viele glaubten je doch, in Anbetracht der Tatsache, daß das Veto den britischen Export beeinträchtigte, daß es bester wäre, noch eine Weile auf die Parität zu warten, falls man sie nicht ohne Hilfe des Vetos erreichen konnte. Nun, wo das Pfund auf Pari steht und der Wieder einführung des Goldstandards ein starker Zufluß von Gold folgte, scheint uns die Aufrechterhaltung dieser künstlichen Stütze, die, nebenbei gesagt, Australien veranlaßte, seine Anleihe in Nein Bork aufzulegen, mehr wie entbehrlich. Badischer Staatskrcdit für die Kaiigewerkfchaft Badea. Der badische FinanAminister ist ermächtigt worden, gegen Einräumung eines Optionsrechtes auf den Erwerb von bis zu je IVO Kuxe der Kali gewerkschaft Baden und Markgräfler, diesen ein Darlehm bis zu 1 Million Reichsmark zu gewähren und die dazu erforderlichen Mittel im Wege des Staatskredits flüssig zu machen. Für die Besitzer von Anleihen der Gemeinden und Vemeindeverbünde (Stadt-, Provinzialanlcihen usw.) ist 8 40 Abs. 4 des Anleiheablösungsgesetzes von besonderer Wichtigkeit. Für jede dieser Anleihen i ist spätestens bis zum 15. August die Bestellung eines I Treuhänders zu beantragen, der die Interessen der Gläubiger, insbesondere den Antrag auf Herauf setzung des Linlösungsbetrages der dlblösungs- anleihen von 125 ^l bis zu 250 ..K wahrzunehmen hat. Der Sparerinmd hat für diesen Zweck besondere Antragsformulare Herstellen lasten, die in dessen Lan des-Geschäftsstelle in Leipzig, Universitätsstr. 22/24, zu beziehen sind. Luduttvie - Gesellschaften Badische Anilin — Hugo Stinnes — Ricbeck- Montan. Wie berichtet wird, ist das bisher dem Stinneskonzern gehörige Aktienpaket der Riebeck- Monta.nverke von einem Konsortium übernommen worden, an »velchem sich die Badische Anilin- und Sobasäbrik beteiligt hat. Der Crwerbspreis für dieses Aktienpaket liegt über dem Tageskurs. Die Majorität der Hugo-Stinnes—Riebcck-Oel-A.^S. ist in den Besitz der Riebeck-Montanwerkc über gegangen. Der Erwerb des Aktienpaketes wird mit der Erfindung der Badischen Anilin, aus der Kohle einen leichten Betriebsstoff herzustcllen, in Verbin dung gebracht. Kürzlich wurde jedoch daraus hin gewiesen, daß das Interesse der Anilingruppc in der Sicherstellung des Braunkohlcnbedarses für die Ammoniakwerke Merseburg liege. Ferner ist, wie wir erfahren, der Berliner Metallhandelssirma Norbert Levy L Co. die kommissionsweise Liquidation der Stinnesmetall- abteilung übertragen worden. Bei diesem Objekt war auch die Firma Aron Hirsch L Söhne als Reflektant aufgetreten. Da die Stinnesmetall- abteilung größere Verpflichtungen im Bleigeschäst hatte, haben sich die beiden Interessenten schon vor dem Abschluß der Verhandlungen stark in Blei ein- gedeckt. Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg. Die G.-V- genehmigte den Abschluß, wonach ein Perlust von 175 458 -3t vorgetragen wird. Nach Mitteilung der Verwaltung bürgt der inzwischen wirksam gewordene Zusammenschluß der Steinsalzwcrke im Syndikat und das Bestreben desselben, Speisesalze guter Qualität nur von solchen Werken liefern zu lassen, die vermöge ihrer Lagervcrhältnisse und maschinellen Einrichtun gen hierzu in der Lage sind, für einen s ündig wach- senden Absatz und für eine Preisbildung, die Nutzen läßt. Ramberger Hüttenwerke, A.-G., Hannover. Wie wir von DerwÄtlmgsseite hören, entspricht die Nachricht von iur Wiederinbetriebnahme zweier Hochöfen in Bochum in keiner Weise den Tatsachen. Infolge der gegenwärtigen Krise könne von einem Anblasen neuer Oefen keine Rede sein. Bergbau-A.-H. Lothringen-Hannover. Auf Anfrav wird uns von -er Verwaltung mitgeteilt., daß die Meldung verschiedener Blätter über eine Lit;Verlegung der cZntral- Verwaltung von Hannover nach Bochum in keiner Wc. c den Tatsachen entspricht. Eine solche Maßnahme ist nie er- wogen worden. Auch behält Generaidirektor Gehres seinen Wohnsitz in Hannover. Kontinentale Gesellschaft für elektrische Unter nehmungen in Nürnberg. Der auf den 29. August einberufenen G.-V. soll die Verteilung einer Dividende von 6 v. H. auf die Vor zugsaktien vom Jahre 1922 und von 4 v. H. auf di« Vorzugsaktien vom Jahre 1907 vorgeschlaqen werden. Auf die Stammaktien, welche erst nach Ausschüttung von mindestens 5 v. H. Dividende auf die Vorzugsaktien vom Jahre 1907 dividenden berechtigt sind, entfällt keine Dividende. Der Reingewinn beträgt 319 573 Rm., die Dividende be ansprucht 311 700 Rm., so daß 7873 Rm. auf neue Rechnung vorgetragen werben. Elektrische Straßenbahn Breslau. Gegenüber Gerüchten, daß die Gesellschaft Verluste erlitten habe, teilt das Unternehmen mit, daß cs zur Zeit in allen Betriebszweigen befriedigend beschäftigt ist. In der Landwirtschaft sind gegenüber dem Var- jahre keine Verluste zu verzeichnen, vielmehr läßt die Ernte ein befriedigendes Ergebnis erhoffen. Etromabgabe und Installation befinden sich auf gleicher Höhe wie im Vorjahre und werfen bis jetzt einen Gewinn ab. Die Gesellschaft hat sich auf die Beförderung von Materialien mit L a st- autos gelegt und ist auf Monate hinaus mit Transporten beschäftigt. Ueber neue Beteiligungen und über die Anlage des von der Stadt Breslau zurückgezahltcn Kapitals könnte zur Zeit noch nichts gesagt werden. Eine Rückzahlung an die Aktionäre dürft« aber nicht in Frage kommen, weil sich di« Gesellschaft auf den Betrieb einer größe- ren Anzahl von Kleinkraftdroschken fcstlegen will, von denen schon einige in Betrieb sind. Auch wirb zur Zeit ein Projekt zur Inbetriebnahme einer Klein- bahn erwogen. Die Werkstatt ist weiter voll be schäftigt. Di« Drahtstiftfabrik arbeitet gleichfalls nicht ungünstig, hat aber unter den heutigen schwic- rigen Verhältnissen zu leiden. Ehemische Werke Lubfzynski L Eo. A.-G., Berlin- Lichtenberg. In der G.-V., in der von den 822 000 vertretenen Stimmen die Industrieverwaltung, die Treuhandgesellschaft der neuen Gründung, 522 000 M. vertrat, wurde beschlossen, den Reingewinn von 40 000 Mark vorzutragen. Es wurde dann mit- geteilt, daß das spanische Unternehmen der Gesell- scbaft Ende des vorigen Iabres in eine Aktiengescll- scha t mit dem Namen Produktos Ehemicos Hispano Lubfzynski S. A. Barcelona umgewandelt wor den sei, und daß die deutschen Lubszynski-Werke sich hieran mit 76 v. H. beteiligt hätten. Im laufen den Geschäftsjahr habe die Steigerung der Umsätze sich in der ersten Hälfte 1925 fortgesetzt. Mälzerei-A.-G. vorm. Albert Wrcde in Löthen. Die Aktien, Vie mangels genügender Nachfrage seit dem 30. Juli nicht notiert werden konnten, sind an der gestrigen Berliner Börse mit 120 v. H. gegen 131 wieder zur Notierung gelangt. Man erwartet in Börsenkreisen sür das Ende dieses Monats ab- lausende Geschäftsjahr eine angemessene Dividende. Allgemein tVivtschastUches Ueber die Beschäftigung der Emaillicrwerke wird uns mitgcteilt. daß der Absatz durch die steigende Konkurrenz der Aluminiumwalzwerke und die qc- schnackte Kaufkraft im Inlands stark gesunken ist. Die Preisentwicklung ist infolgedessen äußerst ruhig. Die Rohstoffversorgung der Industrie ist aus reichend, doch läßt die Preisbildung am Rohstoif- markt eine geordnete Kalkulation nicht zu. Die Werke hoffen, daß mit dem neugegründeten Wolz- werkverband die Verhandlungen über eine vernünf tige Prisregeluna zu einem günstigen Ende führen werden. Das Exportgeschäft hat sich gegenüber dem Vorjahre etwas besser entwickelt, doch sind unter Berücksichtigung der früheren Lage, wonach 40 bis 50 v. H. der Gesamtproduktion sür Export gerechnet wurden, nur 50 v. H. dieser Kapazität erreicht. Die Industrie stößt aus dem Weltmarkt besonders aus eine scharfe französische Konkurrenz. Preiserhöhung auch für Luxus-Porzellan. Der Verband deutscher Fabriken für Gebrauchs-, Zier- und Kunstporzellan G. m. b. H., Weimar, hat mit Wirkung vom 27. Juli auf seine Preise einen Auf- schlag von 10 v. H. statt wie bisher 5 v. H. festgesetzt. Die Schwierigkeiten der neuen Handelsvertrags- Verhandlungen mit Spanien. In den letzten Tagen haben sich die Schwierigkeiten der Verhandlungen der deutschen Vertreter mit der spanischen Kom mission für eine Umbildung des deutsch-spanischen Handelsvertrages außerordentlich verschärft. In Spanien selbst hat eine Gcgeitbewegung gegen die deutschen Industricimporte eingesetzt, die in der Hauptsache ausgeht von der katatonischen Industrie. Die Maschinen- und Textilfirmcn bestürmen die Re gierung mit Eingaben und Vorstellungen, um einen Abbau der der deutschen Industrie gewährten Kon zessionen im alten Handelsvertrag zu erreichen. Es erscheint fraglich, ob demgegenüber der deutsche Standpunkt, der daraus hinausgeht, Konzessionen für andere spanische Exportartikel anzüdieten, aus- rechtevhalten werden kann. Deutschland als Einfuhrstaat. Mich der vom statistischen tschechoilowakiscken Sbaatsamt zu sammengesteIIden Über sicht hat Deutschland im I«mi 1925 für <>06 649 399 Tschechv- krönen eingesührt, das sind 49.06 v. H. des gesamten tschvcho slowakischen Imports, und Deutschland st e h t damit an erster Stelle der tschechoslowakischen Ginfuhrstaaten. Todesfall. Herr Adolf Nlartin Schröder, Mitinhaber der bekannten Leipziger Papierfabrik Sieler L Vogel, ist in Hamburg unerwartet einem ! Herzschlag erlegen. Literatur Handelspolitik und Londoner Abkommen. Von j Lujv Brentano. Frankfurter Societäts-Druckerci G. m. b. H., Abteilung Buchverlag. Frankfurt a. M. Preis 1 -lt. Der wissenschaftliche Vorkämpfer des Freihandels in Deutschland, Lujo Brentano, der schon > früher den Freihändlern ihre Argument« geliefert bat, unternimmt es, in dem vorliegenden kleinen ! Buch die Bedeutung der Neparationsverpflichtungen ! für die Handelspolitik des Deutschen Reichs in der ! Nachkriegszeit darzulcgcn. Die Notwendigkeit der ! Einfuhr von Brotgetreide und die Nohstoffarmut i Deutschlands, zu denen noch die Last der Reparations- ! lcistnngen gekommen ist, zwingen die deutsche Volks- I wirtschaft heute erst recht, einen Ausfuhrüberschuß zu > erzielen. Zölle auf Nahrungsmittel, industrielle Roh- - stoffe und Halbfabrikate müssen dagegen die Vroduk- i tionskosten steigern; diese Steigerung kann auch durch Zölle auf industrielle Fertigfabrikate nicht aus- i geglichen werden. Der Weg, die Produktionskosten i durch Herabsetzung der Neallöhne zu vermindern, ist i angesichts des tieferen Standes unserer Reallöhne im § Vergleich zum Ausland nicht gangbar. Die einzige Möglichkeit sieht also Brentano in einer Verminde rung der Produktionskosten durch den Uebergang zum Freihandel. In überzeugender Form werden die Schlüsse aus der geschichtlichen Entwicklung der Wirtschaftspolitik europäischer Länder, die in knappen Zügen meisterlich dargestcllt wird, abgeleitet. Zahlungsschwierigkeiten einer Leipziger Bankfirma Die schwierigen Geld- und Kredttverhältniste, die in letzter Zeit in allen Teilen unseres Wirtschafts lebens immer fühlbarer ivuvden und selbst altein gesessene Gefchäftsfirmen aus dem Sattel hoben, ivaren bisher in der Leipziger Vankwelt ohne ernste Folgen geblieben. Zwar wurde auch hier über schlechte» Eingang der Außenstände und Häusun« von Wechselretouren geklagt, doch hat man es durch größte Vorsicht in der Eingehung von Engagement: am Leipziger Platz« bisher verstanden. Gefahren Momente nach Möglichkeit auszuschalten und übc> die Krisenperiode Hinwegzukommen. Um so mehr seht in Dörsenkreisen die Nacbricbr in Erstaunen, daß die Banks Irma Wagner LE o. in Leipzig nunmehr in Zahlungsschwienr keitcn geraten ist und sich gezwungen sieht, ihre Kassenschalter zu schließen und Stel lung unter Geschäftsaufsicht zu be antragen. Die Verlegenheiten sollen, wie wir höre::, dadurch entstanden sein, daß die Firma im Konlc korrentgeschäft sowie an Beteiligungen Verluste erlitten hat. Die Passiven werd.» > auf 700 000 ./t geschätzt, doch läßt sich der Stau.: noch nicht übersehen, da die Ziffern der Filialen >u e ausstehen. Den Verpflichtungen stehen vermüll:.' auch ansehnliche Aktiven gegenüber, über deren Wei" genaue Angaben vorläufig noch nicht gemacht werd:., können. Die Firma läßt sich bei der Absicht, sich unter Geschästsaufsicht zu stellen, von dem Gedanken leiten, einer Benachteiligung von Gläubigern ent gegenzuwirken. Die Zahlungsschwierigkeiten bei Wagner L Lo. werden auch in der Oefsentlichkcit Uebcrraschung ! auslösen, da es sich um ein seit über 10 Jahren be- ' stehendes Bankgeschäft handelt, das nicht in dem i Rufe steht, sich in leichtfertige Spekulationsgeschäfte eingelassen zu haben. Soweit wir orientiert sind, hat die Firma an einer Reihe von Gründungen gute Gewinne erzielt und auch sonst ihre Gcschäststrans- , aktionen mit größter Vorsicht durchgesührt. Liquidation der Firma I. Molinari in Bres- lau. Bei der Gefchäftsaufsicht, die über die alt bekannte hiesige Firma verhängt worden ist, hat sicb herausgestellt, daß es nicht nröglich ist, die Firma weiter zu erhalten. Zahlungseinstellung im Berliner Pelzwarenhandel. Das seit 1910 bestehende Pelzwarenkonfektions- geschäst „Pelz-Pintus", Berlin W., Tauentzien- straße 20, hat Gcschäftsaufsicht beantragt. Es liegt, wie die „Deutsche Konfektion" mitteilt, nur eine Illiquidiät vor, denn den Passiven mit 135 000 stehen 215 000 ./l Aktiven gegenüber. Neue Zahlungseinstellungen im Textilfach. Die Firma H. Wiedeck L Eo., Sack, und Planfabriken. Stettin,, bean- tragt, wie die „Teytil-Wochc" erfährt, Geschäftsau'sicht. Passiven ca. 600 000 Ma-rk. — Herrenkonsektiomskieina Moritz L Eisenstein, Stettin, bietet ihren Gläubigern einen Vergleich von 70 v. H. unter Garantie eines Bürgen an. Auslandswirtschaft und Außenhandel Tragödie der englischen Kohlenkrise. In eng- lischcn Blättern wird es als „eine Tragödie der eng lischen Kohlenkrisc" beschrieben, daß England einen großen Kohlenlicfcrungsauftrag für Litauen an deutsche Lieferanten verloren hat. Nach einer Rigaer Meldung ist es deutschen Lieferanten gelungen. Laß ein Licferungsvcrtrag der litauischen Eisenbahnen, der viele Jahre lang an England vergeben wurde, ihnen überschrieben wurde. Es handelt sich um jähr- lich 120 000 bis 150 000 Tonnen, die von den litauischen Bahnen abgenommen werden. Nach der Meldung hat das Rheinisch-Westfälische Kohlen syndikat in Essen einen Auftrag auf Lieferung von 18 000 Tonnen zum Preise von 20 sh II d die Tonne bekommen, während der Firma Stinnes-Kohlen (es heißt in der Meldung „den Stinnes-Bergwerken") die Lieferung von 45 000 Tonnen -um Preise von 20 sh 6 d bis 23 sh 4 d die Tonn« überschrieben wurde. Die Rigaer Meldung eines großen eng lischen Kohlenimporthanses fügt hinzu: Diese deut schen Kohlen würden für so gut erachtet wie erst- klassige Durham-Dampfkohle, dre in Riga nicht unter 24 sh an den Markt zu bringen sei. Französische Auto« für Deutschland. Der fran zösische Automobilexport hat laut Pariser Meldung des „Industrie-Kurier" in der ersten Hälfte dieses Jahres gegenüber dem ersten Halbjahr 1924 stark zu- genommen. Es wurden 26 967 Wagen statt 22 304 Wagen ausgeführt. Der Wert ist von 563 067 000 auf 923 882 000 Franken gestiegen. Hauptabnehmer waren England mit 7911 Wagen, Spanien mit 3838, Belgien mit 3114, Schweiz mit 1262 Wagen. Nach Deutschland gingen 1243 Wagen. Deutschland ist es nicht gelungen, Automobile in Frankreich abzusetzen. Die Gesamteinfuhr belief sich auf 10 089 Wagen gegenüber 7014 Wagen im ersten Halbjahr 1924. ' Wichtige U. S. A.-Zollentscheidung. Die oberste amerikanische Zollbehörde hat laut New Porter Kabel des „Konfektionär" verfügt, daß Muster von Wall- stoffen auf Papierkartcn, die bisher mit 50 v. H. vom Werte und 45 Cent per engl. Pfund verzollt werden mußten, in Zukunft nur noch den einfachen Wertzoll von 50 v. H. zu tragen haben. Polen Einfuhr elektrischer Maschinen. Die Einfuhr elektrische: Masck-nrrn aus Deutschland nach Polen ist, entgegen arrde-rr- lautenden Meldungen, nicht verboten. Unrer ien ein fuhr- verbotenen Wären aus Deutschland sind elektrisch« Ma schinen und Transformatoren nicht genannt. Arbeitszeitverkürzung in Polnisch-Oberschlesien. Am Sonnabend sand zwischen dem polnischen Ministerpräsident Gradski und dem Handels- und Arbeitsminister eine Konferenz statt. Wie der „DHD." einer amtlich ausgegebenen Erklärung ent nimmt, wurde der Beschluß gefaßt, die Arbeitszeit in Polnisch-Oberschlesien von 10 auf 8 Stunden herabzusehen, und zwar in stuienweiser Verkürzung. Die planmäßige Einschränkung der Arbeitszeit soll am 10. August beginnen. Holland Znteroationalc Textilmesse in Amsterdam. Di« erste Indenwation-al« Textilmess« wird im November d. I. im „Palais »vor Dvlksvlyt" in Amsterdam stattfinden und hauptsächlich umfassen: Texdilrohstoffe aller Art, Woll- und Bau mwolfabri täte, Swickwaren, Konfektion rar r'.kel, Teppiche, Gardinen, Wcbprvdukte aller Art, sowie eins bc- sondere Abteilung für Fach Maschinen. Di« Messe oll all- lährlich stattfinden und den Ehavakter einer Fachmesse haben, wo bi« Handelswelt aus der Texiilbvanch« pcrio- dische zusammen kommen kann und den Ausst.-l-ern Ge legenheit gegeben wird, ihre in- und ausländischen Ge- schäftsverbindungen zu erweitern. Aue Beherzigung und Förderung der Exportinteressen sind bereits «irrige Kon suln zu «nein Ehren komitee zusammcngedreten. Tas Sekretariat dar Internationalen Textilmess« befindet sich in Amsterdam, Heerengracht 263. Holländisch-indische Kohle sür Hochöfen. „Hkt Algcmeen Handelsblad", Amsterdam, schreibt, daß di« neuerdings -n Deutschland u-nd Belgien unternommenen Versuche zur Verhüttung von niederländisch-indischer Kohle zu befriedi- gen den Ergebnissen geführt haben, so daß der Hochofen- betrieb auf Borneo als gesichert betrachtet werden kann. Chile Eia Markt für Baumwollgarne. Bei. wachsender Kaufkraft des Landes stellt Chile nach den letzt«: Berichten einen aussichtsreichen Markt für Baumwollgarn« rar- In Chile selbst wird weder Nol-baumwalle gewonnen, nach be- finden sich dort Spinnereieinrichtungen. Die beiden großen Bonrmvvllwebermen verbrauchten jährlich etwa öOV Tonnen, wahrend die Gesamteinfuhr sich seit 1923 regelmäßig auf etwa 1.8—1.5 Millionen Kilogramm stellt. Etwa ein Drittel der Einfuhr wird aus Len Vereinigten Starren de- ,zogen, während für di« übrigen M«ng«n ein Konkurrenz- kämpf zwischen englischen und italienischen Fab.-taten be steht, in den neuerdings mich deutsch« Firmen mit Erfolg emzugrersen beginnen. Auch der Bedarf dar Baumwoll- Webereien m Ddontevideo ist nach «reuen Berichten im Stei. gen begriffen: di« größt« der dortigen zwölf Fabriken ver- braucht jährlich ungefähr NR) 060 Ag. Garn. Auch an die- 'em Markt sind di« Vereinigten Staaten, wenigstens 1,r d> gerinj^n Qualitäten, führend, während in den besseren Qualitäten England vorläufig noch den Markt kx4)«rrscht: doch sind auch hier Aussichten sür oii« deutsch« Konkiwren, vorhanden.
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