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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192502022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19250202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19250202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-02
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
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kirrrvi -sif.: 2V ptsmi, B-jugspreIs:-Mr?!A'.^: ««»elg-npreis: 7Ä»« 1.00^111 ,rci .-paus. ^V00> c.8UMk. «u landü.oo Ml ctmcvl Pono.- M 'M M M MM M MM^W M M M M dd ^^M Iüitt,ct>n Pieniua - Famtttenan,eigen von Privaten MW ZtiU ^evrci. Bcanuc u. akad. Bernie Vcrgumitqung Erich lüg,, morgens » NM-U >- L. MM M Vt M M. M R U R NU icch» Plennig. - 'tzcl-aenhet«»an,„ Steüenaelucde «ettamett'len. -io- VSd.Mkwatt icviiedl Eriullungaus. Schrmxa .GeIcbSttsN-Druckerei . da«t«u,w. nach Tart«. Für komd «uttr. mn « L Z Londerdedtngunacn. Leipzig. SohanntSgaise 8. gernspr. OrtSaesvr. Sammel-Nr.: 70811. Platz- und Daicnvorlcdrltten unverbindlich. ErttlllunaSor« u. «eruv,«- i^erngelpr. 17089—l7ÜSL:rdendau. in all.8it.An,m.Abonn..-Annavmc > „and Leipzig iAmisgertchrLripztg). Postscheck-Konio Leipzig 3004 Da» Leivnaer r«««vl«N «attzSIl di» «»Uisis« »«»»«„»»aehaNaaa da» OsligsisteNN»«»«»» Lsivgt« xr_ Leip.iger Schrtliletlung JohanniSgalle d (Sernsprechcr 708U» Zr»»»»,««» IQ»)« Dresdner Schrilttetrung Loschwih. Schtllernr.35 isternipr Loichwt, 717> < «o Vtr. 23 Berliner Dchrulleilung ikocour -.'««,icrnip:.Dönhoy.tz>U«>-3663> mONISI, üev revkULr valletive Scdrittlettung MariinUrake 17 ikternlvrecder ri-88' Hae- '1 - - AM Fmle «HMt! Sinowjew Höchstkommandierender der Noten Armee Berlin, 1. Februar. Wie neuerdings aus Moskau gemeldet wird, ist nunmehr auch Frunse seiner Aemter ent hoben worden, da sich seine Unzuverlässig keit herausgcstellt hat. Als Nachfolger Frunses ist der russische Volkskommissar Sinowjew ernannt worden. ' . , Das Dekret des. russischen Zentral-Exekutiv- komitees, das in Ausführung des Parteibeschlusses Trotzki seiner Aemter als Vorsitzender des Revo- lutions Kriegsrates und Kommissars der Armee und Flotte enthob und Frunse an seiner Stelle er nannte, legalisierte im Grunde nur den schon seit langem bestehenden Zustand. Trotzki hatte seine militärischen Aemter schon lange nicht mehr aus geübt, und die eigentliche Leituig hatte Frunse, der gegen Trotzkis Wunsch im Frühling des verflossenen Jahres zu seinem Stellvertreter ernannt worden war. Dies geschah nach der großen Parteidiskussion, als die Kommunisten in führenden militärischen Stel- lnnen sich für den in Opposition getretenen Trotzki aussprachen und Frunse sich als zuverlässiges Werk zeug der Parteizentrale erwies. Ler sMW-tiiiMe KonM ^London, 1. Februar. Wie Reuter'meldet, hat die griechische Regierung beschlossen, wegen der Ausweisung des griechischen Patriarchen aus Konstantinopel bei der Türkei mit allem Nachdruck Einspruch zu erhoben. Griechen land schlägt vor, die Entscheidung des Streitfalles dem internattvimlen Schiedsgericht im Haag zu unterbreiten. Paris, l. Februar. Wie Havas aus Äther« meldet, hat der Etf bischof von Athen an die Oberhäupter der katho lischen Kirche in Europa und Amerika ein P rote st- telegramm gegen die Massregelung des öko nomischen Patriarchen von Konstantinopel gerichtet, in dem er die Oberhäupter der Kirche bittet, ihren Einfluß zugunsten des Patriarchen gelte,rd zu machen, um der Christenverfolgung Einhalt zu tun. Nach authentischen Nachrichten hat die griechisch- Rcgierung beschlossen, die Jahres klasse 1923 unter den Fahnen zu behalten. 1lcl>er die Ausweisung des ökumenischen Patri archen Konstantin wird noch berichtet: Trotz der Ent scheidung der gemischten Kommission, daß sie dem Patriarchen keine Pässe zustellen dürfte, schickten die türkischen Behörden zwei Poligeiayenten nach dem Patriarchat, die den Prälaten zum Bahnhof abführ ten und ihn zwangen, in den ersten nach Griechen land abfahrenden Zug einzusteigen. Der Patriarch befindet sich bereits auf griechischem Boden. Dieser türkische Gewaltstrcich verursachte in allen Kreisen der öffentlichen Meinung Griechenlands eine äußer st lebhafte Aufregung. Abgeordneter General Pangalos, ehemaliger Kriegsminister, er klärte, daß die Türkei nur durch Waffengewalt zur Vernunft gebracht werden könne- Die Erregung der öffentlichen Meinung ist um so lebhafter, als ein Viertel der gegenwärtigen Bevölkerung Griechenlands aus Griechen besteht, die früher in der Türkei wohn' ken. und die den Patriarchen nicht nur als geistiges, sondern arnch als nationales Oberhaupt betrachten, während übrigens für dir ganze griechische Bevölke rung der Patriarch das Oberhaupt der ortho boxen Kirche ist. Die durch den türkischen Gewalt streich geschaffene Lage wird als sehr ernst ange sehen. Die Regierung hat keine Entscheidung ge troffen. M Wdebeii in Smrn Budapest, 1. Februar. Die aus dem Erdbebengebiet von ArIau vorliegenden Telegramme berichten über Mtlliardenschäden, Vie durch das Erdbeben angerichtet wur den. Die ersten ErdftSste wurden Freitag abend 8 Uhr verspürt, richteten aber keinen Schaden an. Die stärksten Erd stösse waren Sonnabend früh ru ver zeichnen. Der Bevölkerung der vom Erd beben betroffenen Städte und Dörfer be mächtigte stch ein groste Panik. Alle liefen auf die Strassen. An der Stadt Arlau staben viele Häuser schwere Schäden erlitten. Einige Häuser de« Arbeiter viertels find eingestür-t. Acht Personen erlitten schwere Verletzungen. Starke Erdstösse wnrde« «och in Miskolez, Sato- ralna-Mstelst und Gtzögstos verspürt, wo aber viel weniger Schaden angerichtet wurde. Das eigentliche Zentrum des Erdbebens war das klein« Dorf Kiftalsta, in dem fast sämtliche Wirtschaftsgebäude des dortigen Herrschaftsgntes eingestürzt find. Der KoilkMmcht abermls »WM AerWe M HkillMnd erst Mitte Februar Paris, 1. Februar. Havas verbreitet folgende offiziöse Nachricht: Der endgültige Bericht der Interalliierten Militärkontrottkommisfion über den Stand der Abrüstung Deutsch lands wird nicht vor Ende nächster Woche dem interalliierten militärischen Komitee von Versailles übergeben werden. Die Botschastcrkonferenz wird vaster nicht vor dem 15. Februar im Besitze dieses Berichtes sein, den sie dann Deutschland zu notifizieren stat. Chamberlain bedauert die Kanzlerrede London, 1. Februar. In einer Rede in Birmingham erklärte der Staatssekretär des Aeußeren, Austen Chamber lain, daß die erste Aufgabe, die er sich selbst gi scht Hobe, die Wiederbefestigung des engen Einver nehmens und der herzlichen Beziehungen zwischen England und seinen Alliierten sei. Frankreich habe Sicherheit gegen eine Wiederholung der Un bill, die es in den vergangenen Jahren erlitten habe, lieber den vor kurzem erfolgten Notenwechsel mit Deutschland wegen der Desetzung der Kölner Zone sagte Chambev!»in, daß er den Ton und de«, Charakter der deutschen Entgegnungen und die letzte Rede des deutschen Reichskanzlers be dauere Er fuhr fpztt: „Ich will nicht in clne tn solcher Art geführtes Kontroverse eintrete«:. Ich begnüge mich damit, von einem Satz der Rede des Reichskanzlers Kenntnis zu nehmen, daß nLmiich seine Regierung mit alber Entschiedenheit entschlossen sei, irgendwelche Verfehlungen in der Entwavfnungs- sraqe qutzumachen, die von den Alliierten k> e- wiesen werden sollten, oder die durch andere Kanäle zu ihrer Kenntnis gelangen würden. Ich begnüge mich ferner damit, den letzten Satz der Note der Alliierten, dcr der Aufmerksamkeit der deuischrn Regierung entgangen zu sein scheint, zu wiederholen, nämlich, daß die Alliierten ihrerseits ent schlossen sind, die mit dem Versailler Vertrag übernommenen Verpflichtungen gewissenhaft zu erfüllen/ Ein lrmriMtt Lob li» Lullier Paris, l. Februar. Senator Henry de Iouvenel, der der fran zösischen Delegation für den Völkerbund angehöet, antwortet heute im „Matin" auf die Rede des Reichs kanzlers Dr. Luther. Er «rennt sie das Ver nünftigste, was seit dem Kriege ans einem deut schen Munde gekommen sei. Er wolle nicht gelten lassen, daß inan nur schreibt: „Wir haben Miß trauen", denn man könne wohl verhandftu, auch wenn man sehe, daß der Reichskanzler ein Reaktio när sei. Aber er vertrete Deutschland, und d.«^ sei ausschlaggebend. Gewiß werde das Verhandeln mit Deutschland weder leicht noch angenehm sein, aber rrer den Frieden Herstellen wolle, müsse eben ver handeln. Zehn Jahre nach der Räumung der Kölner Zone werd?, wenn Deutschland den Vertrag erfülle, die Besetzung der Rheinland« völlig verschwinden. Sollt? man erst so lange warten, um zu verhandeln? lieber die deutsch-französischen Handelsvertragooer Handlungen sagte de Iouvenel, der den >che Ro.chs kanzler sei zu gut unterrichtet, um nicht zu wissen, daß eine moralische Entspannung nicht vereinbar sei mit dein Zustand des Dtrtschafts - Krieges; er möge also damit ansanyen, den Handelsfrieden zu schaffen. MW» llkieil iibek Sekkioli« Amekik« United . Preß. Washington, 1. Februar. General Henry L. Allen, der frühere Kom mandeur der amerikanischen Pesatzumzstruppen in Deutschland, erklärte einem Korrespondenten dcr „United Preß", da ßim Atrgenblick keine Gefahr eines dentschen Angriffs für Frankreich existiere. Daher müsse man a««h die Rede Herriots aufs tiefst« bedauern, da sie wahrscheinlich die Stellung der revanchelüsternen deutschen Rationa listen stärken werde. Der General, der auch nach Ab lauf seines Kommandos die euroväijck>en Verhältnisse verfolqt und studiert hat, führte weiter aus: „Schon vom französischen Standpunkt würde es unmöglich sein, Deutschland ewig unter einer eisernen Faust zu halten, wenn Frankreich ni-stt die Garantie hat, daß es militärische Unterstützung von anderen Nationen z uerwarten hat. Das ist aber ganz unmöglich-, die britikchen. italienischen und belgischen Interessen sind von denen Frankreichs und auch untereinander so verschieden, da *ejne solche Garantie niemals erreich bar sein wird. Daker muß Frankreich versuchen, eine freundschaftliche Verständigung mit Deutschland zu erreichen, oder doch zum mindesten eine Verständigung, die sich auf die gegenseitigen »irtschosU" en Interessen aufbaut. Wenn ein« Per- I ständigunq auf der Grundlage der gegenseitigen I Interessen nicht erzielt werden kann, so könnte ! Frankreich zum cvchutze seiner Sicherheit dazu über gehen, dic Besetzung der Nheinlande in de Ewigkeit zu verlängern. Ein unbefriedetes Deutsch land mit seiner großen Bevölkerung stellt immer eine starke Bedrohung dar. Anderseits dstrste von einem etwaigen Wiederaufleben der militärischen Politik in Frankreich aroßer Schaden für die frawöstsche Wäh rung entstehen. Dcr Vorsitzende des auswärtigen Ausschrrsses im Senat, Borah, erklärte unserem Korrespondenten, daß er keinen Grund für eine Fortsetzung der Besetzung der Ruhr und der Kölner Zone sehen könne. In demselben Sinne äußerte sich der bekannte demokrati'che Senator Robert Lathan Owen, der wegen seines scharfsinnigen Urteils geschätzte In dianer-Senator: „Die richtige Antwort an Herriot ist die, daß er es versäumte, den Deutschen eine genau spezialisierte Rechnung aufzumachen, und auch nicht gestattete, die Antwort vor einem Forum der Welt zu geben. Ich kann annehmen, daß in Deutsch- land ein triftiger Grund des Grolles über das flagrante Unrecht, das ihm von den Alliier ten durch Verletzung des Versailler Vertrages zu gefügt wird, bestehe. Mer Deutschland sollte auch wissen, daß es unmöglich und ein Mangel an Ein sicht wäre, wenn es versuchen würde, hier durch den ehtnrcn Mund der Kanonen eine Wendung zu er zielen. Die deutsche und französische Nation sollten sich von grundsätzlicher Gerechtigkeit und Ehrlichkeit und gutem Willen leiten lassen. Wenn ihre Führer von diesem Wege abweichen, verdienen sie von der ganzen Welt auw schärfste verurteilt zu wer- den." Senator Owen ist einer der Vorkämpfer und Befürworter für die Revision der These der AlleinschuId Deutschlands am Weltkriege. Senator Shipstead, der mit seinen Worten die Ansicht der radikalen Liberalen wiedergibt, «r- ! klärte: „Herriots Rede ist ein großer Rauchschleier, ! in dem Frankreich versucht seine imperialisti sch e n P l ä n c vor der Welt zu verbergen, die dar- ! aus hinausgehea. in Europa die militärische i Hegemonie zu errichten. JerKiml m ittkBMWMMik«» Pari» 1. Februar. Die Kammer wird Montaa nachmirtaa die B:- ratung über das Budget des Ministeriums des Aeuß-eren beim Titel über die französische Botschaft beim Vatikan fortsetzen. Der Kampf um die Botschaft wird sofort in die Erschei nung treten, da von rechlsstehendcn Abgeordneten der Antrag eingebracht morden ist, den Etattitel für die Botschaft an den Finanzausschuß zurückznver- weisen. Die Geschäftsordnung der Kammer gestattet es nicht, den Antrag zu stellen, daß ein von der Re gierung gestrichener Kredit wiederhergestcllt wird, es sei denn, daß der Finanzausschuß der Kammer, in dem das Mnisterium über eine Mehrheit ver fügt, eine direkte Initiative ergreift. Ta dies nicht zu erwarten ist, wird der von der Opposition ge stellte Antrag die Grundlage für die entschei- dende Abstimmung billden. Im ganzen haben sich bereits 30 Abgeordnete zu -dieser Frage zum Wort qcmedet, darunter George Leygues, Blum, Easchin, Rcynaudel und Louis Dubois. Aus diesem Grunde wird die Beratung wohl kaum am Montag zu Ende geführt werden können, wenn n:ch« die Regierung selbst mit Unter- stützung der Mehrheit einen Antrag auf Schluß der Debatte einbringt. Man nimmt an, daß in einer Nachtsitzung vom Montag auf Dienstag die wichtige Frage geregelt werden soll. Wiedtfelds Abschiedsgesuche United Preß. Washington, 1. Februar. Botschafter Wiedtfeld machte seine Abschieds besuche im Weißen Hause und im Staatsdepartement. Präsident Eollidae und Staatssekretär Hughes be glückwünschten ihn zu den Erfolgen, die während seiner Tätigkeit erzielt worden seien. Das türkische Kommissariat für Volksgesundheit hat beschlossen, fünfzehn Aerztr nach Hamburg zu entsenden, die am Institut für Tropenkrankheiten die modernen Heilmethoden für Malaria und Sumpf- fieber studieren sollen. z>n MMsttt tn teMen ReMuiis beim Kaisn Bemerkung«» zu Eulenburgs Memoiren Von Vittlv tzä«v«e, Hauptmann a. D. Philipp zu Eulenburg-Herlefeld mußte bis zu seinem tragischen Ende jedem Betrachter, dcr ihm n cht persönlich iwhestand, als ein ganz beson ders bevorzugtes Schoßkmd des Glückes erscheinen. Er stammte aus einer sehr beziehungsreichen Offiziersfamilie. Lange Zeit war sein Barer Adjutant des alten Wranqel, 1866 trat Graf Ph.lipp Eulen burg beim Regiment Gardedukorvs ein, ging aber später zur diplomatischen Laufbahn über, nachdem er vorher seine furistischen Studien beendet hatte. Mit der Familie Bismarck war Philipp so eng befreundet, daß er stets unangemeldet abends nach dem Esten an den Familientisch des Gewaltigen kominen durfte. Als Bismarcks ältester Sohn Herbert einen schweren Seelenkonflikt durchmachte, fand er an Eulenburg den treuesten Freund. Plan wird sich erinnern, daß Herbert Bismarck 1881 die gei^'-dene Fürstin Elisabeth Carolath-Beuten aus dem Hause Hatzfeld-Trachenberg heiraten wollte. Der alte Bis marck war aber unbedingt gegen diese Verbindung und er setzte sich schließlich dem Sohne gegenüber durch, indem er mit Selbstmord drohte. Ein nicht minder herzliches Verhältnis wie zu den Bismarcks unterhielt Eulenburg zum Prinzen Wilhelm, dem späteren Kaffer. Prinz Wilhelm fand großen Gefallen an der Kunst des Grafen Eulenburg, der bekanntlich die Rosenlieder und Skalden-Gesänqe komponiert, mehrere Dramen ver- faßt und entzückende Kindcrgeschichten .geschrieben hat. Eulenburg mußte bei Gesellschaften seine Lieder meist selbst vortraqen, und »n der Regel saß der Prinz und später der Kaiser neben ihm und wandte die Notenblätter um. Die Lieder Eulenburgs hcchen unglaublich große Auflagen erlebt. Sie brachten ihm schöne Einnahmen, dic ausreichten, um selbstent- worfene Bauten auf seiner herrlichen Besitzung Liebenberg in dcr Uckermark auszuführen. Abgesehen von seiner Kunst ist es sein glänzender Geist, seine faszinierende Unterhaltungsqabe und lein bewun dernswürdiges Geschick, Dkenschen richtig zu be- hairdeln, gewesen, das den unruhigen,, auf Ab- «vcchslunq eingestellten Kaiser so viele Jahre an den Freund fesselte, und ihm eine Stellung verschaffte, wie sie intimer kt'.nem anderen Sterblichen zuteil wurde. Sagte doch der Kaiser Du zu Philipp. Fast ständig war Eulenburg Gast des Kaisers auf den Nordlandfahrten und bei den Jagden in Romtnten und regelmäßig im November besuchte der Kaiser einige Tage seinen Freund zur Jagd in Liebenberg. Nachdem Eulenburg in Oldenburg, Stuttgart und München Gesandter aewesen war. wurde er Botschafter in Wien. In diese Zeit fällt seine Er hebung in den Für st en st and. Diese Ehrung wurde später noch vermehrt durch die Verleihung der höchsten preußischen Dekoration, des Ordens vom Schwarten Adler. So wichtig, wie die Ge sandten b.»o. Wnschaftcr-Tätigkeit auch gewesen sein mag, eine ankere Tätigkeit war vielleicht noch wichtiger. Ich meine Eulenburgs Tätigkeit „als Bot schafter der deutschen Regierung beim Kaiser". Die Aemter, vor allem das Auswärtige Amt, benutzten nämlich fortgesetzt die Freundschaft Eulenburgs zu Wilhelm ll., um durch ihn auf den Monarchen rin- zuwirken, ihn bei wichtigen Entschlüssen zu beein flussen, ihn von unüberlegten verkehrten Schritten «ibzuhalten und Konflikte, die eingctreten waren, «us der Welt zu schaffen. Ja, Eulenburgs Auf gabe war ost, überhaupt den Zusammenhang zwischen der deutschen Regierung und dem eigen- «nächt gen, impulsiven, Privatpolirik von Souverain zu Souverain treibeirden Kaffer herzustelleu. Eulen- bürg haben diese Pflichten bestimmt mehr Arbe t und Verdruß gebracht, als seine eigentliche offi ielle Tätigkeit. Wieviel Briefe hat er nicht geschrieben, wieviel Tage und Nächte hat er nicht aus der Bahn gelegen! Wer objektiv urteilt, wird ihn« das Zeug nis nicht vorcnthalten können, daß er seinen Einfluß immer nur in mäßigendem und versöhnlichem Sinne zu benutzen versucht hat. Es ist verständlich, daß eine solche Persönlichkeit und eine solche Stellung ein unübersehbares Heer von Neidern und Feinden auf den Plan ries, die nur zu gern bereit waren, dem Füllten etwas nm Zeuge zu flicken, als Exzellenz Baron Fritz von Holstein den großen Angriff auf ihn eröffnete. Holstein «mar der mächtigste Mann im Aus wärtigen Amte. Schon zu Bismarcks Zeiten hat«« er großen Einfluß, aber dessen Naibfolger, Caprivi und Hohenlohe beherrschte er vollständig. Den Fürsten Bülow zum großen Teil. Holstein arbeitete im Hintergrund und trat öffentlich fast nicht in die Er scheinung. Um stch im Dunkeln halten zu können, hatte der Wirkliche Geheime Rat die Ernennung zum Staatssekretär wiederholt abgelehnt. Mft Eulen- bürg war er zunächst viele Jahre ena befreundet. Die Freundschaft begann stch in Feindschaft »u ver- wandeln, als Eulenburg als Botschafter in Wien es ablehnte, an dem Stur, des österr>-ichischen Außen- min'sters Goluchowfty zu arbeiten, den Holstein aus persönlichen Gründen, die säst stkpn 30 Jahr« zurücklaqen, haßte. Im Jahre 1W6 — Eulenburg war seitdem schon vier Jahre im Ruhest-md — wurde das 15. Abschiedsgesuch Holsteins zu dessen sassungs- lostm Erstaunen genehmigt. Holstein glaubte; daß Eulenburg seinen kaiserlichen Freund im Sinne der
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