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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192501239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19250123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19250123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-23
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
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5 l-rlprlger krettiy, cken 2S. I«,u»r 8«tte S nurrr Von den beiü«r ersten Bi!» ist hundert Mann stark. Por den Kassen drängen UMkWir dttch dar Bild Leiter der Zentralstelle für Unfallverhütunq bestn l?"i'ebcr drn Weg glitt ind der H spart Belei- nng ge» eradezu ncarS ze Bor» flt und äre da- >er Er- ris und wartet, solange achweis eit der egen das Probleme zu v<r- rvorh »bt, in Mann, und eine Ht, tvenn s geiä r nkengang iplomatie isministe >ie Modi l, ehe die ugnet sie Wenn sie :itt, dann e Kräfte nute die war nie- r seinem rden und chts über iwortlich, nn Sich- und oft i könnte, olo malen >er Men- )er Hand r galante natischen ! an Sie hat mochte lfatmen hre 1922 brachten sich auf c wollte, ltinister- s Wort nie das Beifall es Füh- arzbuch, ritz, als lind das ikr hatte is Auf- im mtn- ikries sen, das itte, die Persön- in bell» te nicht Ernest r Dretz- wungen r hatte, Neorges von der Sce; sie liefen an den Kai, und als größte Teil dagegen aus persönlichen Ur sachen entsteht, d. h. hinsichtlich der Zahl und Schwere von der Fähigkeit der Arbeiter abhängt, die Gefahren zu erkennen und sich ihnen gegenüber richtig zu verhalten. Außerdem steht fest, daß auf diesen persönlichen Ursachen auch noch ein bedeuten- der Teil der durch maschinelle Einrichtungen hervor- gerufenen Unfälle beruht, diese Einrichtungen selbst dabei also nur mittelbar eine Rolle spielen. Diese Erkenntnis zeigt den Weg, der beschritten werden muß, um dir Zahl der Unfälle zu verrin gern: die unfallverhütende Tätigkeit muß neben ihrem Sweben nach konstruktiv sicher ausqestalteten Maschinen darauf bedacht sein, die Aufmerksamkeit des Arbeiters auf die Gefahrmöglichkeiten hinzulenken, den Arbeiter dahin zu bringen, daß er sich bei seiner Arbeit bewußt vorschriftsmäßig hält. Der heute außerordentlich verbreiteten fahrblindheit muß gesteuert werden, indem die beiterschaft für die Gefahren hellsichtig und hörig gemacht wird. Dann wird es gelingen. Wenn man in nicht fachmännischen Kreisen von Betriebsunfällen spricht, so denkt man dabei im all gemeinen nur an Unfälle, die durch maschinelle Ein richtungen hervorgerufen sind. Die Statistik lehrt aber, daß diese Unfälle durchschnittlich nur ein Mer tel aller Betriebsunfälle ausmachen, der weitaus sich die Menschen, wie es fehlt an Vergleichen und ich muß sagen: wie vor den Kassen einer Sechs-Tage-Rennbahn. Um acht Uhr abends bat das Megaphon verkündet, datz keine Karten mehr ausgcgeden werden. Es gibt Resignierende, die still, traurig, mit hängenden Köpfen umkehren. Nichts kann sie mehr trösten. So sehen die Seelen aus, denen vor der metaphorischen Nase da» Tor des Himmels zugeschlagen wurde. Ganze Familien kehren heim. Männer mit weinenden Kindern auf dem Arm, Männer, die selbst dem Weinen nahe sind. Ach! wohin werden sie seht geben? Sprechen wir nicht mehr von diesen Unglück« lichen! Wenden wir uns lieber jenen Vorsorglichen zu, die vor Tagen ihre Wohnung abgesperrt haben und mit Rucksäcken, Aftermietern, KindeSkindern, Hunden, Papageien und Kanarienvögeln nach dem Kaiserdamm gezogen sind, um sich dort häuslich niederzulassen. Sie haben alles mitgebracht, waS mitzunehmen polizeilich verboten ist. In den Ruck» säcken liegen die Haustiere und verraten sich von Zeit zu Zeit durch erbärmliche Hilferufe, ge» richtet an eine Oesfentlichkeit, die nicht gesonnen ist, ihre Menschlichkeit durch irgendwelche Mitge fühle kundzugeben. So oft ein gequälter Hund aufbellt, nimmt er sich in dieser Umgebung ouS wie ein Mensch. Tie ganzen hohen Wände ent lang Gesichter, Gesichter, Gesichter. Die Ränge sehen aus wie Regale, Kopf steht gepreßt an Kopf, wie Bücher in einer groben Bibliothek. Man glaubt, einen und den andern Kopf mit einem sichern Ruck von seinem Ständer herunterholen zu können. Aber es ist ein Irrtum. Diese Köpfe stecken auf Körpern und die Körper sind durch die Klebestoffe: Schweiß und Begeisterung mit den Sitzen verbunden. Aus zehntausend Kehlen fährt ein wilder Schrei, ein einziger Schrei, in dem der Kulturlaut bellender Hunde leider versinkt. Unten ist ein Fahrer „vorgestotze n". Welch ein Er eignis! Schutzleute klammern sich an Säulen, halten sich unter Umständen und wenn kein Ehrlicher in der Nähe ist, an den Rücken der Taschendiebe fest, um ein Stückchen Rennbahn zu erspähen. So geht die Würde des Staates in dem Jubel seiner Bewohner unter. Kriminalbeamte in Zivil sind, trotz vorge- schriebcnem Kautschuklragen, nicht zu erkennen. Jetzt könnten sie ihren Zweck erfüllen wenn sie es noch könnten! Wenn es einem verfolgten Einbrecher gelänge, sich in die Rennbahn zu ret ten, er wäre gerettet. Durstige Menschen ziehen Schnapsflaschen aus dem Rock und trinken und bieten einen Schluck dem Nachbarn an. Man be nimmt sich menschlich, wie bet einem gemeinsamen Unglück. Einer, der seinen Platz verlassen hat, um einem Bedürfnis zu genügen, das noch stärker ist als die Anziehungskraft des Sechstagerennens, findet den Platz besetzt. Sofort schlägt die mensch liche Güte in ihr Gegenteil um und die Erbitterten «z.'hcn boxend vor. In der groben Sensation sind tausend Sensationen erhalten Unten, auf der spiegelglatten Bahn kreisen die Fahrer, den Rücken parallel zum Boden, kreisen, kreisen, kreisen, kreisen. Stunden, Stunden, Kilo meter, Kilometer, Pedale drehn, rechts und links, Borstötze machen, zurückbleiben, vor sich den Vor dermann, Stahl und Gummi, ein Trikot, tropfen der Schweiß, um sich die Menge, am Ende der sechs Tage ein Preis, ein Bad, ein langer Schlaf, ein Photograph, Blitzlicht, ein Sportbericht, eine Frau, ein Sekt, eine Reise. Jenseits der sechs Tage ist das Leben, das man lebt, weil man sechs Tage ge fahren ist und, um wieder sechs Tage zu fahren. Man ist noch nicht tot, aber man lebt auch noch nicht. Horch, die Posaune der sechs jüngsten Tage, das Megaphon, verkündet den Preis für einen Teilerfolg, gestiftet von einem Gönner, der sich langweilt und der nicht umsonst hierhergekommen ist. Er bat beute noch was zu tun, sein Chauffeur friert draußen und schlägt in die Hände. Also WS: stiften wir ein Preischcn, die faulen Kerle zu er muntern, daß sie lebendig werden! Sie lverden lebendig. Tie Mitternacht ist vorbei, ein kleines schlaf trunkenes Kind, Nachkomme eines Sportbegeister ten, weint mit kläglicher dünner Stimme, sein Wimmern bahnt sich mühsam einen schmalen Pfad durch die verschmutzten Luftwellen: es ist eine r für drn )t, d'.e in wni und len Preß- >en-russi- warzbuch 1. „Ruß- sty, „die i, in der > Frank Weise zu Zoincare, l Ruß- ikreich >eun wir esterreich er dieses ert. Man l an Pa- i schreibt »vertrage gen das steht in , an den Zenn die mit uns Ja, Lvr: ; gen vsr- n Zaum i wollte, u haben, völligen ufung ), der in erkannte, : Negie- c durch, fürchten, noestand vor ihn der Le- > es, sci- zu de n >ie kriri- kritische lusbruch leiterhin erinnert m Juni n Krieg, i s ch st e ese seine i Worte gefähr- Arbeiter in die Hand gegeben werden. Betriebs- leitern, Unfallverlrauensmännern, Betriebsräten soüen Sammelmappen zur Verfügung gestellt wer den, die auch in Unfallstationen und Warteräumcn jeikr Art auszulegen sind. Auch außerhalb der Betriebe, aus Messen und Aus st ell ungen, in Museen, bei besonderen An lässen, Sitzungen und Dorträgen, sollen die Plakate Verwendung finden. Allen in Fragen kommenden Behörden und Verbänedn stehen sie zur Verfügung. Für Dortraaszwecke, w'e für den Unterricht in Hoch- schulen, Fachschulen, Fortbildungs-, Werkmeister- und Lehrlingsschulen und selbst in Volksschulen stehen außer Plakaten auch Lichtbilder zur Ver fügung, damit die Dildpropaqanda durch die Pro paganda de« Wortes in Vorträgen unters"'-^ wer den kann. ver- Ge- Ar- hell- . die heute noch zahlreichen Unfälle aus Leichtsinn, Unacht samkeit und Sorglosigkeit auf ein Mindestmaß zurückzuführen. Die Erfahrung hat gezeiqt, daß dieses Ziel nicht schon durch Bekanntgabe von Vorschriften erreicht wird- Als Mittel wirksamer Beeinflussung verdient die im modernen Werbewesen mit Erfolg an- gewandte Bildreklame besondere Beachtung. Sie besteht darin, einem mogliässt weiten Kreise von Menschen den zu verbreitenden Gedanken da durch gleichsam aufzudränqen, daß sie ihn immer wieder mit der jedem auten Bilde eigenen Eindring lichkeit vor Augen führt und dabei Hervorhrbt, daß seine Beachtung persönliche Vorteile bietet. Um diese Bildreklame der Unfallverhütung dienstbar zu machen, hat der Verband der Deutschen Berufs genossenschaften eine gemeinnützige Unfallver- Hütungsbild-G. m. b. H. ins Leben gerufen, an der fast sämtliche gewerbliche Derufsgenossenschasren so wie der Verband der Deutschen landwirtschaftlichen Bernssgenossenschaften beteiligt sind. Die Gesellschaft stellt unter Mitwirkung von Künstlern und Unfall- technikern sordldufend gute Unfallbilder her und sorgt für deren planmäßige Verbreitung. Das Bild ist wegen seiner besonderen Eindring ¬ dauernd wachhalten. „ «rn find bereit» je 60000 Stück verbreitet. Die Bervr«tun« erfolgt durch die Berufsgenossenschaftrn. Innerhalb der Betriebe wird es Sache des Arbrtttzeber» und der Ardeitervertretun-' sein, für die regelmäßige und möglichst augenfällige Pbr- kanerung zu sorgen. Gelegentlich werden zweck mäßig einzelne Bilder auch al» Flugblatt dem no sich d>: Re>tnli-t>" tschafttn des Hafens be fanden. Sie liefen dorthin und fanden eine lange Rettungsstange, die sie an den Kai schleppten. Die Stange war sehr schwer und nnlmndlich, sie wußten gar nicht, wie sie sie handhaben sollten, sic waren auch nervös, und als sie dem Bedrängten endlich die Stange zugeführt hatten, verloren sie den Griff die Stange schlug dem Ertrinkenden hart m'gcn den Kopf, er sank und kam nicht wieder hoch. Die beiden Herren sahen sich stumm an und gingen dann jeder nach seiner Richtung. Das Geschehnis ist nie bekannt geworden." Wir saßen schweigend da. und dann sagte T.: .Woher weißt du eigentlich die Geschichte mit allen Einzelheiten?" „Weil," sagte F. und sah uns ruhig an, „weil ich der eine der beiden Herren war. Jahrelang habe ich über das Geschehnis nachgedacht, ich ging alles, was passiert war, bis in die kleinsten Einzelheiten durch, die Lage der Stange und unseren Griff, und schließ lich stand es ganz klar vor mir, daß das Unglück nicht geschehen wäre, wenn der andere Herr fcstgehalten hätte. Ich hielt die Stange mit beiden Händen, al» sie fiel und den Mann traf, aber allein konnte ich sie nicht halten. Jetzt sehe ich alles als ttnen höchst bedauerlichen Un-all an. Und wenn ich an Rettungs gerätschaften norbeigehe, denke ich immer: was für Nutzen haben sie, wenn nicht die richtigen Männer, erfahrene und mutige zur Hand sind?" (Deutsch von Avcnslrup u. Treitel.- lützkeit da« bestwerbende Propagandamittel. E» ist besser als jede Beschreibung imstande, rasch zu be- IHren. Worte müssen sich im Gehirn erst in Bilder umsetzen. Das Bild dagegen laßt sich unmittelbar mit einem Blick erfassen und leicht wieder in» Ge dächtnis zurückrufen. Es wird Wert darauf gelegt, auf jedem Btlde nur da» Notwendigste darzustellen, damit es, nur durch kurze Schlagworte erläutert, ohne weiteres verständlich ist. Für die dauernde Wirkung ist es wichtig, daß kein Bild dem anderen gleicht. In Inhalt, Technik, Farbe, Stil und Schrift sollen die Bilder Abwechslung bieten und auf die Psyche des Arbeiters eingestellt sein. Diesen wird man besonders fesseln, wenn nian sich an sein Gemüt und seinen Familiensinn wendet. Er wird dann er kennen, daß es sich um die Abwendung für ihn per sönlicher Nachteile, daß es sich um seine Gesundheit, um seine Derdienstmöglichkeit handelt und von seiner Familie Sorgen ferngehalten werden sollen. Um diese Wirkung zu erzielen, empfiehlt es sich, in der Beschriftung der Bilder den Beschauer anzu sprechen, wie es z. B. in der Auffchrift: „Strom ausschalten, sonst bist Du mein!" in wirkungsvdkler Weise geschehen ist. Die speziellen Unfallbilder müssen klar erkennen lassen, welches falsche Verhalten gegeißelt werden soll. Drastisch wirkt in dieser Beziehung die Abbil dung, die zeigt, zu welchen Folgen es führt, wenn trotz Verbotes an oder in der Nahe von in Betrieb befindlichen Transmissionen gearbeitet wird. In vielen Fällen wird eine Gegenüberstellung falschen und richtigen Verhaltens besonders wirkungsvoll sein. Daß man sich zuweilen darauf beschränken kann, nur die Folgen falschen Verhaltens darzustellen, zeigt rin anderes Bild. Die schwere Folge der Nicht benutzung von Schutzbrillen kann eindringlicher kaum gezeigt werden. Neben der zeichnerischen Darstellung wird be sonders bei der Behandlung spezieller Berufs- gestlhren auch die billigere photographische Wieder- gäbe von Nutzen sein. Leicht einprägbare Bette, unter Umständen humoristische, werden die Wirkung etwas karikierter Bilder, namentlich bei Jugend lichen, psychologisch vortrefflich rmterstützen. Die Unfallverhütungsbild-G. m. b. H. wird diesen Richtlinien entsprcä>ende Unsallbilder regelmäßig alle 14 Tage herausqeben. Der so verbürgte schnelle Wechsel der Bilder soll das Interesse der Arbeiter Don Gewerbeassessor a. D. Zsiakwi«, Verbände der Deutschen Berufsgenossenschaften. Nacht» in der Berliner -lutohalle Die eifrigen Radfahrer haben viele hun dert Kilometer zurückgelegt, ohne irgend wohin gekommen zu sein. Sie wollen ja gar nicht irgend wohin gelangen! Sie kreisen immer auf derselben Bahn, die zweihundert Meter lang ist und zwei Millionen Meter langweilig. Hätte diese Bahn ein Ende, man könnte sagen, an ihrem Ende warte ein Preis, für den es wert ist, sich sechs Tage lang zu martern. Aber die Bahn bat kein Ende und den Fahrern winkt dennoch ein Preis: so kindisch und nutzlos sind meine Gedanken, während ich dem Rennen zusehe. Eigentlich wunderbar, daß diese Menschen immerhin noch wie Menschen aussehen. Sie müßten aussehen wie Megaphone, wie Schreie, wie brutale Lüste, wie Bier-Ekstasen, wie Fahr räder, wie blinde Begierden, »vie dekadente Bar barei. Aber so stark ist der unbewußte Trieb, ein Ebenbild Gottes zu sein, daß nicht einmal das Sechstagerennen den Menschen verändert. Er kommt wieder als ein Mensch zum Vorschein, ob wohl er sechs Tage gerannt ist oder dem Rennen zugesehen bat. Sechs Tage hat Gott gewartet, ehe er den Menschen erschuf, damit er sechs Tage renne. Es hat sich gelohnt. Ueberfüllte Autobusse mit dem Ziel Kaiser damm rasen durch die Straßen. Die Schutzpolizei knMe LmWIttt Don Katt v»p«tz Der Tramatikcr Karl Laprk bcrvMe laud unv verSffcntlichle Im „Manchcsler Guardian' einige amMante Glossen. Der Polizist: Diese pottcomea werden nach ihrer Größe und Schönheit rekrutiert; sie sind w i e die Götter, einen Kopf größer als di« Menschen, und ihre Macht ist ohne Grenzen. Wenn einer seine Hand hebt, steht Saturn still, und Uranus wartet auf seinem Himmelspfad, bis „Bobby" die Hand wieder fallen läßt. Ich sah nie so etwas Uebermenschliche«... Die Häuser: Da stchen ihrer hundert, all» einerlei. Der Zug rast durch ein« Stadt, die einem die sich nicht kannten, jeder von seiner Richtung an den Hafen spaziert. Plötzlich hörten sie einen Hilferuf draußen von der Sc«: sie liefen an den Kai, und als sie hinkamen, sahen sie einen Mann, der ins Wasser gefallen war und der laut um Hilf- rief. Keiner der beiden Herren konnte schwimmen, aber sie wußten. und er selbst stand zu weit entfernt. Schnell wurde ihm klar, daß sich der Wagen von dem Kindermädchen entfernt hatte. Er sah den Tod eines kleinen Kindes in den Wellen und den tiefen verzweifelten Kummer einer Mutter. Was sollte er tun, er hatte nicht schwimmen gelernt. Der Wagen rollte über den Kai und in die See hinunter. Der Mann sah ihn aufs Meer hinaustreiben. Da sprang er hinein, kämpfte mit den Wellen, um vorwärts zu kommen, um sich über Wasser zu halten. Er ertrank. Der Kinderwagen war leer gewesen." Der Verfasser fügt hinzu: „Der Mann starb, aber er starb wie ein Held. Was meinen Sie, meine Herren?" „Unsinn," sagte B., „er starb wie ein Schafskopf. Das war kein mutiger Mann." „Mut," sagt Emer- son, „heißt, seiner Aufgabe gewachsen zu sein. Ein Mann, der seine Sache kann und sie tut, wenn es gerade nötig ist, der ist mutig. Er kennt auch keine Furcht. Furcht ist weiter nichts als Unwissenheit." „Wir wollten mal annehmen, daß cs dem Mann geglückt wäre" sagt« T., „daß er mit der einen Hand den Wagen und mit der anderen das Bollwerk er'aßt hätte. Daß Leute hinzngekommcn wären und er hinaufgezoaen worden wäre." „Mit einem leeren Kinderwagen — cs wird mir schwer, mir etwas Lächerlicheres vorznstrllen. Lieber sterben, al» sich lächerlich machen." „Wie würdest du gehandelt haben?" sagte T. zu F. „In welchem Falle? Ich weiß ja nicht wovon die Rede ist." T. verzapfte ihm die Geschichte von neuem in v«rkürzter Form und dann sagte F.: „Ich hättck mich ganz und gar nicht in die Ge schichte gemischt. gehört Erfahrung dazu, ein Menschenleben zu retten. Man tut das nicht so von ungefähr. Ich kenne selbst eine Geschichte, die den Mann mit dem Kinderwagen erinnert. sich in meiner Heimat abgespielt. Dine» Hcrbstabcnds kamen zwei Herren, ein Schatten, groß und unförmig, und als er ver schwunden war, stand ein Mann draußen vor der Tür. Es war F., der kam; er wohnte in einem Häus chen nebenan, und so lange ich zurückdenken kann, habe ich ihn dort über den Weg kommen sehen, mit zwei Flaschen Selters in jeder Hand. Sie hingen wie Klumpen zwischen seinen braunen Fingern, die von Natur anscheinend besonders geformt waren, um gerade solche Flaschen zu tragen. Wir haben mal auszurechnen versucht, wieviel Wasser F. in den letzten Jahren getrunken hat, aber da uns eine zuverlässige Angabe darüber fehlte, wie viel Whisky er gleichzeitig vertilgt, gaben wir die Sache auf. H. sagte, als F. eintrat: „T. will eine Geschichte von einem Mann mit Mut erzählen. Er fängt gleich an." F. stellte die Flaschen auf den Tisch und sagt«: „Das macht nichts, ich höre nie hin. wenn jemand was erzählt. Ich sehe nur die andern an, wann ich lachen soll.'' „Aber wenn niemand lacht," sagte H. „Dann ist es noch besser — dann brauche ich es auch nicht." T. begann seine Erzählung: „Der Mann war von einer Mutter erzogen, die in ständiger Angst um sein Leben war. Aus diesem Grunde durfte er nicht schwimmen lernen. Die Mutter glaubte, er könnte vielleicht ertrinken, wenn er es versuchte. Als der Mann älter wurde, quälte es ihn sehr, haß er nicht schwimmen gelernt hatte. Richt um feinet-, sonoern um ihretwillen, die vielleicht ertrinken würde, weil er sie nicht retten konnte. Er erwachte nachts, in Schweiß gebadet, aus unheimlichen Träumen von Menschen, die mit den Wellen kämpften, während er machtlo« am Ufer stand. Im Sommer, wenn er seine Ferienrr'sen unternahm, vermied er sorgfältig alle Otte an größeren Gewässern. Er fuhr landeinwärts. Aber eine» Jahre« bekam er eine sonderbare Sehnsucht nach dem Meere. Ich werde sehr kurz erzählen, wir da» -uaing. Eines Tage» stand er am Hafen. Ein abschüssiger Weg führte hinunter, und mitten auf drm Wege sah er einen Kinderwagen mit rasender Geschwindigkeit geradeswegs auf da» Meer zugerollt kommen. Kein Mensch war in der Nähe, der ihr» aufhalten konnte, LMmtttt Von tt»8«» r»ttor»tröm. Wir waren von einer langen Tagessegeltour in brennender Sonne nach Hause gekommen. Wir legten bei der großen Drücke an, um die Schererei mit dvm Anker zu vermeiden, und dann bliesen wir ins Signalhorn, für Karin, als Zeichen, daß das Mittag essen auf den Tisch sein sollt«, wenn wir zu erscheinen genchten. ilnd das war es. H. nahm mich beiseite und sagte: „So eine Wirtschafterin gibt es nicht noch mal. Tatsächlich nicht." „Du solltest sie heiraten," sagte ich. „Mach keine faulen Witze, sieh lieber nach, ob der Schnaps kalt ist." Wie aßen ein rohes, barbarisches, herrliches Wintermittagsmahl mitten in der Sommerwärme. Kalten Fisch, Hering. Käse, Kaviar, Aquavit, Pil sener und dann gedämpften gesalzenen Kabeljau. T. sagte: „Wollen wir nicht draußen essen, es ist ja so heiß." Der Hausherr erwiderte: „Sommergäste essen draußen. Einheimische nicht. Die Herren müssen entschuldigen, daß ich kein Sommergast bin." Hungrige Menschen schwatzen nicht viel, wenn sie cffen. Wir begnügten uns damit, Karin einige derbe, aber ernst gemeinte Komplimente zu sagen wenn sie mal hereinkam und uns beim Servieren half. Beim Nachtisch versuchte T. eine kleine Rede auf den Wirt, Karin, das Mittagbrot, das Meer, die Sonne »md da» Leben zu halten. H. antwortete damit, daß er dle Tafel aufhob, und dann sanken wir alle auf die Sofa», steckten uns die Pfeifen an und dösten, in dem sickeren Bewußtsein, daß die Zeit stillständ«, daß nicht» geschähe, was unseres Beistandes bedürfte. Beim Kaffee sagte schließlich T-: „Ick, der ich immer denke, habe die letzten Tag« über eine kleine Geschichte von einem dänischen Ver fasser, die ich gelesen hab«, nachgedacht. Sie bandelt oom Mut eines Mannes. Die Geschichte ist nicht be sonders merkwürdig, nur von der Schlußfolgerung, zu der der Verfasser kommt, will ich eure bescheidene Mcinnnn I öreu "
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