Einleitung. Die hier vorliegende Chronik von Böhmen ist die älteste böhmische Geschichtsquelle und auch für die Geschichte von Deutsch land von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Bei dem Ab hängigkeits-Verhältnisse, in welchem Böhmen zum deutschen Reiche stand, ließ sich nicht wohl eine Geschichte dieses Landes schreiben, ohne deutscher Verhältnisse zu gedenken, und so finden sich denn auch auf fast jeder Seite des Buches Nachrichten aus Deutsch land, deutsche Namen u. s. w. Der Verfasser der Chronik ist Cosmas, Dekan der Prager Domkirche, welcher von Palacky *) „ein wahrer Herodot in feinem Vaterlandc" genannt wird. Er entstammte einer ursprünglich polnischen Familie, einer seiner Vorfahren, wahrscheinlich sein Großvater, war Priester und wurde im Jahre 1039 von Herzog Bracizlaus I mit anderen polnischen Edlen gefangen nach Prag geführt 2). Wenige Jahre später muß Cosmas geboren sein, da er sich 1125 einen „achtzigjährigen Greis" nennt 2). Seine wissenschaftliche Bildung erhielt er, wenigstens theilwcise, in Lüttich, wo er unter Magister Franco, dessen Sigebert von Gembloux schon zum Jahre 1047 gedenkt, Grammatik und Dialectik studierte^). Auch im Jahre 1074, also nahe den dreißiger Jahren, treffen wir ihn noch „auf den Schulbänken" 2), I) Würdigg d. a. böhmische Geschichtschreiber S. XII. — 2) II, 5. — 3) III, öS. — 4) ebenda. — S) II, 34.