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46 Cosmas von Prag I, 24—25. 24. Nach diesem weihte Bischof Dethmar die Kirchen ein, welche die Gläubigen an vielen Orten zur Ehre Gottes errichtet hatten, taufte das heidnische Volk und bekehrte den größten Theil desselben zu Christus. Nicht allzu lange darauf, nämlich im Jahre 969 am 2. Januar brachte er, der Bande des Fleisches entledigt, das ihm anvertraute Pfund hundertfach dem Herrn zurück. 25. Mittlerweile war aus der Burg der Wcltweisheit 2) w» er zehn oder mehr Jahre gearbeitet hatte, ein ansehnlicher Held mit Namen Wogtech^) zurückgekehrt, seiner Ordnung nach noch Sub diakon, und hatte eine nicht geringe Anzahl Bücher mitgebracht. Dieser, gleichsam ein zartes Lamm unter den Schafen, welche den Tod ihres Hirten beklagten, besorgte emsig die Leichenfeierlichkeiten, lag Tag und Nacht dem Gebete ob und empfahl Gott dadurch wie auch durch reichliche Almosen die Seele des gemeinschaftlichen Vaters. Da nun Herzog Bolezlaus und seine Großen sahen, wie fromm er bei diesem guten Werke war, und für die Zukunft noch größere Frömmigkeit von ihm erwarteten, so nahmen sie auf An trieb des heiligen Geistes den sich gar sehr sträubenden jungen Mann, stellten ihn in ihre Mitte und sprachen: „Du magst wollen oder nicht, so mußt du unser Bischof sein, und wirst, wenn auch gegen deinen Willen, Bischof von Prag genannt werden. Dein Adel, dein ganzes Thun und Lassen schicken sich auf's Beste für die bischöfliche Würde. Bist du ja doch uns bekannt vom Scheitel bis zu der Sohlet) Du verstehst es wohl, uns den Weg zu zeigen, auf welchem man in's himmlische Vaterland eingeht. Es ist nothwendig, daß wir I) Da das Bisthum nicht vor 972 errichtet wurde, so kann dessen erster Bisch»! nicht 9SS gestorben sein. Wie aus Johannes Canaparius Leben des heiligen Adalbert er sichtlich wird, wurde dieser 983 zum Bischos von Prag geweiht, und Cosmas selbst be richtet im folgenden Capitel, daß dies im Todesjahr seines Vorgängers geschah. Schob der sächsische Annalist hat beim Jahre 982 auf diesen Verstoß unseres Cosmas ausmerksaw gemacht. — 2) Von Magdeburg, wohin ihn sein Vater geschickt und wo er unter den Angcb des Erzbischoss Adalbert den Unterricht des Magisters Otrik genossen. — 3) d. h. Heeres trost. — 4) Nach Horaz, Episteln II, 2, 4. p.