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42 Cosmas von Prag I, 21—22. Grausame", das mit Bruderblut sündhaft erworbene Herzogthuin zugleich mit dem Leben. Sein gleichnamiger Sohn, der ihm in der Herrschaft folgte, war dem Vater durch gute Sitten und frommen Wandel sehr unähnlich. O wunderbare Gnade Gottes! O wie unbegreiflich sind seine Rathschlüsse! Sieh, eine Brom beerstaude bringt eine Traube, Dornen eine Rose, stacheliges Un kraut eine edle Feige hervor. Vom Brudermörder wird nämlich ein Verehrer des christlichen Glaubens, vom Wolf ein Lamm, vom Tyrannen ein Sanftmüthiger, von dem gottlosen Herzog Bolezlaus der fromme zweite Herzog Bolezlaus erzeugt, welcher Niemanden an Rechtschaffenheit nachsteht. Auch die Gleichnamig keit mit dem sündhaften Vater befleckt ihn nicht, in dessen Herz die wahre und reine Christusliebe glüht; gleichwie Biele den Na men von Heiligen erhalten und doch ihre Heiligkeit nicht erlangen, weil sowohl die Heiligkeit wie die Gottlosigkeit eines Menschen nicht an seinem Namen, sondern an seinen Werken erkannt wird- 22. Es war aber dieser Fürst, der zweite Bolezlaus, ein sehr christlicher Herr; katholischen Glaubens, ein Vater der Waisen, Beschützer der Wittwen, Tröster der Betrübten, welcher Geistliche und Pilger freundlich aufnahm H und insbesondere Kirchen grün dete. Denn er hat, wie wir im Privilegium der Kirche des hei ligen Georius lesen, zwanzig Kirchen dem christlichen Glauben errichtet und dieselben mit Allem, was sie zum Gottesdienste brauchten, reichlich ausgestattet. Seine leibliche Schwester hieß Mlada; sie war eine Gott geweihte Jungfrau, in der Heils wissenschaft unterrichtet, der christlichen Religion treu, demüthig- freundlich, Armen und Waisen eine freigebige Wohlthäterin und mit aller Wohlanständigkeit der Sitten geschmückt. Als sie, uM ihre Andacht zu verrichten, nach Rom kam, wurde sie vom Papst 2) freundlich ausgenommen, und nachdem sie während ihres Aufent- h> w v ti S 2 v n d k d i r d t k < 1 1) Bis hierher sind die Worte der Schilderung Ludwigs des Deutschen bei Regi»" z. I. 874 entnommen; vgl. unten Cap. 32. — 2) Johannes Xlll.