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32 Cosmas von Prag I, 13. wird wieder gegrüßt und wartet, bis ihm die Erlaubnis zu sprechen gegeben wird. Hierauf spricht er: „Sieh' ich, ich allein habe es mit meiner Streitaxt dahin gebracht, daß ihr alle sicher auf beiden Ohren schlafen könnt. Denn oft verursacht ein, wenn auch noch so kleines Fünkchen, welches der Wächter des Hauses unvorsichtiger Weise in der Asche zurückgelassen, einen großen Brand und verzehrt nicht nur das Haus, sondern auch die Herren des Hauses. Dieses Fünkchen nun habe ich in der Voraussicht, daß es euch mit der Zeit Schaden bringen würde, vorsichtiger Weise ausgelöscht und so euch und euere Nachkommen, gleichsam wie durch göttliche Weisung dazu auf gefordert, vor einem dereinstigen Unheil bewahrt. Ihr aber, die ihr die Häupter des Landes seid, entscheidet über diese That. Wenn sie euch verdienstlich scheint, so macht allenthalben bekannt, welch' ein großes Verdienst ich mir erworben habe; findet ihr sie aber sündhaft, so seid ihr mir noch mehr schuldig, weil ich euch die Sünde erspart habe. Mußtet ihr etwa das Kind deswegen verschonen, weil sein Vater euere Kinder ermorden und eueren Frauen Hunde zum Säugen geben wollte? Wahrlich: nicht lieblich ist Fleisch oder Brühe vom wüthenden Wolf. Seht, derjenige, welcher das Blut des Vaters einst rächen und euch Schaden bringen konnte, Liegt machtlos nun und todt, besiegt ohn' euer Gefährde. Geht also jetzt hin und nehmt das Reich in Besitz, welches ihr fortan unangefochten behalten werdet." Und alsbald brachte er in einer Schüssel das jugendliche Haupt, welches noch wie das eines Lebenden war, nur daß es nicht mehr sprechen konnte. Der Herzog erschrack, es erbebten die Herzen der Grafen und es er hob sich ein Gemurmel des Entsetzens. Darauf wendet der Her zog seinen Blick von dem schändlichen Geschenk hinweg und öff nete den Mund zu folgender Rede: „Nimm Verruchter, hinweg aus unseren Augen die Gabe, 1) Worte aus Terenz Heautontnnor. Il, 3, 101.