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28 Cosmas von Prag I, 12. Krieger auf das Schlachtfeld zu führen, welches unweit der Burg, etwa zwei Stadien weit, gelegen war. Man kam auf den von beiden Heeren vereinbarten Platz; die Böhmen aber besetzten schon vorher einen Hügel auf der Mitte des Feldes, von wo aus sie die Feinde herankommen sahen, und Tyro, den man für den Her zog hielt, sprach sie also an: „Wenn es die Pflicht des Führers wäre, den Truppen Muth einzusprechen,') so möchte ich euch mit langer Rede Hinhalten; da wir aber den Feind schon vor Augen und nicht mehr viel Zeit zum Reden haben, Sei es mir doch vergönnt, nur wenige Worte zu sagen. Im Kriege haben Alle die gleiche Begierde zu kämpfen, nicht aber den gleichen Grund. Jene kämpfen für den Ruhm einiger Wenigen, wir aber für das Vaterland, für unsere und des Vol kes Freiheit 2) und unser endliches Heil; jene, um fremdes Gut zu rauben, wir für liebe Kinder und theuere Frauen. So fasset denn Muth und seid Männer, ihr habt ja euere Götter, welche euch bisher zürnten, durch das von ihnen gewollte Opfer ver söhnt. Fürchtet euch also nicht, denn diejenigen, welche im Kampfe Furcht beschleicht, schweben in der größten Gefahr, während Muth mehr werth ist als eine Mauert) und die Götter selbst deift Kühnen Beistand leisten. Glaubt es mir, jenseits des feindlichen Lagers liegt euer Glück und Ruhm; wenn ihr aber den Feinden den Rücken wendet, entflieht ihr doch nicht dem Tode. Aber wenn es nur blos der Tod wäre! Doch es wird noch Schlimmeres geschehen. Sie werden euere Weiber vor eueren Augen schänden, ihre Kinder aus ihrem Schooße ermorden und ihnen junge Hunde zum Säugen geben, weil die Besiegten nur die eine Freiheit haben, den Siegern nichts abzuschlagen." Mittlerweile kam von der anderen Seite der unbändige Herzog von Luk mit seinem hoch- müthigen Volke, dem es anch heute noch vom Bösen eingegeben ist, sich zu überheben, und als er sah, daß die Feinde nicht vom I) Worte Sallusts, Catilina, Cap. 58. — 2) Wörtlich ebenda. — 8) Desgleichen.