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20 Cosmas von Prag I, 7—9. Würden zu gelangen, oder aus hohen Würden in Armulh zu gerathen? Ihr werdet mir ohne Zweifel antworten, es sei besser, zum Ruhm emporzustcigen, als in Dürftigkeit herabzusinken. Run aber sind Einige aus edlem Stamme später schimpflicher Armuth verfallen und elend geworden, und wenn sie Anderen erzählen, daß ihre Vorfahren berühmt und mächtig waren, wissen sie recht wohl, daß ihnen dies nur zu größerer Schande gereicht, weil sie durch ihre Unfähigkeit das verloren haben, was jenen ihrer Tüch tigkeit wegen zu Theil geworden ist. Denn das Rad des Glückes treibt unaufhörlich dieses Spiel, daß es bald diesen auf den höchsten Gipfel erhebt, bald jenen in den Abgrund schleudert. Daher kömmt es, daß die irdische Herrlichkeit, welche einmal Ehre gebracht, später mit Schand und Spott verloren geht. Die Armuth aber, welche durch Tüchtigkeit überwunden ist, verbirgt sich nicht in einen Wolfspelz, sondern sie erhebt den Sieger, den sie zuerst mit sich in den Abgrund gezogen hat, zu den Sternen." 8. Nachdem sie nun ihren Weg zurückgelegt hatten und der Burg näher kamen, eilt ihnen die Herrin, begleitet von ihrem Gefolge, entgegen, und nachdem sie sich die Hände gereicht, eilen sie hocherfreut in's Haus, lagern sich aus weichen Polstern zum Mahle und stärken sich durch die Gaben der Ceres und des Bachus; den übrigen Theil der Nacht opfern sie der Venus und dem Hymenäus. Dieser Mann, welcher seiner Mannhaftigkeit wegen mit Recht ein Mann genannt wird, bezähmte das wilde Volk durch Gesetze, bändigte die Unbändigen und brachte sie in die Knechtschaft, unter welcher sie heute seufzen; und alle Gesetze, nach welchen das Volk jetzt lebt und regiert wird, gaben er und Lubossa allein. 9. Während so der Anfang mit der Gesetzgebung gemacht wurde, weissagte eines Tages die genannte Herrin, von ihrem Geiste getrieben, in Gegenwart ihres Gemahls Premizl und an derer Vornehmen des Volkes wie folgt: