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CosmaS von Prag I, 6—7. 19 der mittlere dagegen dehnte sich noch mehr in Höhe und Breite aus, worüber die Gäste auf's Neue erstaunten und in Furcht geriethen. Er aber sprach: „Was staunet ihr? Wisset, daß aus unserem Stamme viele Herren hervorgehen werden, aber immer nur einer herschen wird. Wenn nun aber euere Herrin diese Angelegenheit nicht so eilig betrieben, sondern noch einige Zeit auf das nahende Geschick gewartet und noch nicht nach mir ge schickt hätte, so hätte euer Land alle Söhne der Fürsten als eben so viele Herren empfangen." 7. Darauf zog er, der Bauer, das fürstliche Kleid und könig liches Schuhwerk an und bestieg das Pferd; indessen nahm er, seines früheren Standes eingedenk, seine Bauernschuhe, welche mit Bast vernäht waren, mit sich und befahl sie aufzubewahren. Sie werden auch jetzt noch und für ewige Zeiten auf dem Wisse grad aufbewahrr. Unterwegs aber getrauten sich trotz des länge ren Weges die Boten anfangs noch nicht, mit ihrem neuen Herrn vertraulich zu sprechen, aber gleichwie Tauben, wenn sich eine fremde zu ihnen gesellt, dieselbe anfangs fürchten, beim Ausstiegen aber mit ihr bekannt werden und sie lieb gewinnen, so begann, als sie nun unter allerlei Gesprächen dahin ritten und durch Scherz und Kurzweil sich den Weg verkürzten, um dessen Be schwerlichkeit zu vergessen, einer der Boten, welcher beherzter und schneller mit der Rede bei der Hand war: „O Herr, sag' uns doch, warum Du uns befohlen hast, diese Deine Bastschuhe auf- zubcwahren, welche doch zu nichts taugen als zum wegwerfen? wir können uns darüber nicht genug wundern." Darauf jener: „Ich habe und werde sie deswegen aufbewahren lassen, damit unsere Nachkommen wissen, woher sie stammen, aus daß sie immer voll Sorgen bleiben und die ihnen von Gott anvertrauten Un- tcrthanen nicht aus Hochmuth widerrechtlich bedrücken, weil wir von Natur aus alle gleich sind. Jetzt möge aber auch mir die Frage erlaubt sein, ob es löblicher ist, von der Armuth zu hohen 2*