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Cosmas von Prag I, 5—6. 17 gen zeigend: „Sehet, jenseits dieser Berge ist ein nicht allzu großer Fluß, BelincG) genannt, an dessen Ufer ein Dorf liegt, welches Stadici?) heißt. Auf seiner Markung liegt ein Neubruch, zweiunozwanzig Schritte lang und breit, welcher in der Mitte so vieler Felder wunderbarer Weise doch zu keinem derselben gehört. Daselbst ackert euer Herzog mit zwei Ochsen. Einer derselben hat einen weißen Gürtel und einen weißen Hals, der andere ist weiß vom Kopfe bis zum Rücken und hat weiße Hinterfüße. Jetzt, wenn es euch beliebt, nehmt meinen Zelter und meinen Mantel und Kleider, die eines Herzogs würdig sind, mit euch und geht, um meine und euere Botschaft dem Manne zu überbringen und euch den Herzog, mir den Gemahl zu holen. Der Mann heißt aber Premizl und wird verschiedene Rechte über euere Hälse und Häupter ausklügeln" — dieses Wort heißt nämlich voraus bedenkend, ausklügelnd — „und seine Nachkommenschaft wird für ewige Zeiten in diesem Lande und darüber hinaus herrschen." 6. Es wurden also Boten bestimmt, welche dem Manne die Befehle der Herrin und des Volkes überbringen sollten. Als die Herrin sah, daß diese, des Weges unkundig, in Verlegenheit waren, sprach sie: „Was seid ihr so unschlüssig, geht nur getrost meinem Pferde nach, es wird euch den rechten Weg hin und zu rück führen, weil es denselben schon oft gemacht hat. Falsche Sage berichtet und lügenhaftes Gerede, daß die Herrin selbst im gespenstigen Ritt bei stiller Nacht dahin zu ziehen gewohnt war, und vor dem Hahnenschrei zurückkehrte, was der Jude Apella glauben mag.") Doch, was liegt daran? die Bo ten gehen richtig ohne das Richtige zu wissen, sie finden den rechten Weg, den sie nicht kennen, indem sie dem Pferde folgen. Schon waren sie über die Berge und näherten sich dem Dorfe, 1) Bila, mündet bei Aussig in die Elbe. — 2) Staditz. — 3) Dieser Platz wird nach Palacky lGesch. v. Böhmen I, 87) noch heutigen Tages vom Volke „Königsfel)" genannt. — 4) Nach Horaz, Sermonen I, 5, 100. Geschichtsschreiber. Lief. 74. Cosmas von Prag. 2