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14 Cosnias von Prag I, 4. ist besser zu sterben denn als Mann Solches zu ertragen. Uns allein hat die Natur vor allen Völkern als ein Spoltbild hinge stellt, weil uns ein männlicher Richter fehlt und wir unter der Herrschaft eines Weibes seufzen." Die Herrin aber stellte sich, als hätte sie die Beleidigung nicht gesuhlt, und den Schmerz ihres Herzens schamhaft verbergend erwiderte sie lächelnd: „Es ist wie du sagst, ich bin ein Weib und lebe wie ein Weib. Weil ich euch aber nicht mit eiserner Ruthe Recht spreche, meint ihr, ich verstünde nichts, und weil ihr ohne Furcht dahin lebt, ver achtet ihr mich mit Recht, denn wo Furcht ist, da ist auch Ehr erbietung. Jetzt wird es aber durchaus nvthwendig, daß ihr einen Herrn bekommt, der stärker als ein Weib ist. Wie ihr mich verachtet, so haben auch einst die Tauben den kleinen Sper ber, welchen sie sich als König erwählt, verachtet und den viel stärkeren Habicht sich erkoren; dieser aber fing an, unter erfun denen Vorwänden sowohl die schuldigen wie die unschuldigen Tauben zu tödten, und seit dieser Zeit bis zum heutigen Tage frißt der Habicht die Tauben. Geht jetzt nach Hause, und der jenige, welchen ihr euch morgen zum Herrn erwählt, der soll mein Gemahl sein". Unterdessen rief sie ihre oben genannten Schwestern herbei, welche nicht mindere Wuth ergriff, und durch deren magische Kunst, wie durch ihre eigene, sie mit dem Volke ihr Spiel trieb. Denn Lubossa selbst war, wie bereits gesagt, eine Wahrsagerin gleich der chumanischen Sybilla, die andere aber eine Giftmischerin wie die Medea von Kolchis, und die dritte eine Hexe gleich der Circe von Aea. Was diese drei Eumeniden in jener Nacht beschlossen oder was sie insgeheim gethan, wurde, obgleich es verborgen blieb, doch am nächsten Morgen Allen ganz klar, indem ihre Schwester Lubossa sowohl den Ort, wo der zu künftige Herzog verborgen war, wie auch ihn selbst namentlich bezeichnete. Denn wer hätte geglaubt, daß sie sich einen Herzog vom Pfluge weg holen würden? Oder wer hätte gewußt, wo der