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Cosmas von Prag I, 3— 11 Eigenthum. Die Sicherheit der Armuth, die sie früher geliebt, verachten und scheuen sie jetzt, wie ein mit Koth bespritztes Rad, weil in Allen die Habsucht ärger als das Feuer des Aetna wüthet.Z Indem diese und ähnliche Übel sich verbreiteten, wurde es von Tag zu Tag schlimmer. Früher dachte Niemand an eine Beleidigung und die zugefügte wurde geduldig ertragen, weil es weder einen Richter noch einen Fürsten gab, bei dem man die Klage hätte anbringen können. Später kam man ohne Häscher und ohne Vorladung freiwillig bei demjenigen zusammen, der durch seine Persönlichkeit, sein Verhalten und seinen Besitz als der Angesehenste des Stammes galt, und besprach sich in voll kommener Freiheit über streitige Fälle und zugefügte Beleidigungen. Unter diesen Angesehenen befand sich ein Mann Namens Crocco, nach dessen Namen die Burg?) benannt ist, welche, jetzt von Bäumen überwuchert, in dem Walde liegt, der au den Gau Stibrcne grenzt. Es war dies ein für seine Zeit ganz vollkom mener Mann, reich an zeitlichen Gütern, scharfsinnig in Fällung der Urtheile, bei welchem nicht nur die Nute seines eigenen Stammes, sondern auch die Bewohner der ganzen Provinz, wie die Bienen im Bienenhause, zusammenströmlen, um Rechtshändel entscheiden zu lassen. Dieser große und ausgezeichnete Mann hatte keine männlichen Erben, indessen war er der Vater dreier Töchter, welchen die Natur nicht geringere Gaben der Weisheit, als sonst den Männern, verliehen hatte. 4. Die älteste derselben hieß Kazi; diese stand weder der Medea von Kolchis in der Pflanzen- und Zauberkunde, noch dem Magister Päonius in der Heilkunst nach, denn gar oft brachte sie es dahin, daß die Parzen von ihrem tödlichen Werk abstanden. Und auch selbst das Geschick mußt' ihrem Liede gehorchen, weshalb auch die Bewohner des Landes, wenn etwas unwieder-