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Cosmas von Prag III, 58. 227 zuwendet. Jener aber, den du dir zum Bruder machst und dessen 1125 Sorge und Schutz du jetzt deine Kinder und deine Gemahlin übergiebst, eben dieser wird ihnen, glaube es mir, deiner Mutter, zuerst Fallstrick, Grube und Anstoß werden; dagegen wird der, den du jetzt von dir entfernst und, obgleich er dein Bruder ist, gleich einem Fremdling verschmähst, viel gütiger gegen die Deinen sein als der Sohn deines Vatersbruders, welchen du zu deinem Thronfolger bestimmst." Also sprach sie und rührte den Sohn durch Weinen und Klagen, und als sie sah, daß er mit ihr weinte, fügte sie noch hinzu: „Mein Sohn, nicht dein Loos, das unvermeidliche, beweine ich, sondern das Leben deines Bruders, das erbärmlicher ist als der Tod, da er jetzt, flüchtig, unstät und verbannt, lieber glücklich sterhen möchte, als unglücklich leben." Darauf antwortete ihr der Sohn unter Thränen: „Ich werde thun, o Mutter, ich werde thun was du verlangst, ich bin nicht von Stein und kein Sohn der abscheulichen Caribdis, daß ich mich meines leiblichen Bruders nicht erbarmen sollte." Unterdessen besuchte Otto, der Bischof der Bamberger Kirche, ein berühmterStreiter Christi, nachdem er die Götzen der Pommern besiegt und zerstört hatte, auf seinem Rückwege den Herzog, der durch die Krankheit bereits sehr von Kräften gekommen war. Nachdem der Herzog demselben sich und seine Seele in der heiligen Beichte anvertraut hatte, sagte dieser, die Lossprechung könnte nicht eher ertheilt und erlangt werden, als bis er seinem Bruder wahren und unverbrüchlichen Frieden und Gnade zugesagt hätte. Bald darauf machte sich der ge nannte Bischof, von der fürstlichen Freigebigkeit reich mit Ge schenken beladen, auf den Weg, nachdem er die Sorge für die Seele des Herzogs und die Angelegenheit des abzufchließenden Friedens dem Bischof Megnard übertragen hatte; er beeilte sich 1> Statt iuäoNs wurde die Lesart, auch guter alter Handschriften, iuol^tus, vor- gezogen. 15*