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Cosmas von Prag III, 57—58. 225 O Magd Christi, heilige Maria Magdalena, 1124 Immer verehrt dich das gläubige Volk mit seinen Gebeten, weil es an deinem Festes von dem schlimmen Feind erlöst wurde. In diesem Jahre war auch am 11. August in der elften Stunde des Tages eine Sonnenfinsternis und folgte aus dieselbe eine bedeutende Seuche unter den Schafen und Schweinen; viele Bienen gingen zu Grund und war große Noth an Honig. Win ter- und Sommersaaten mißriethen mit alleiniger Ausnahme von Hirse und Erbsen. Die Geburt und Erscheinung des Herrn 2) feierte der treff liche und verehrungswürdige Herzog Wladizlaus auf seinem Hofe Stebecna, darauf begab er sich, weil er krank wurde, auf die Burg Wissegrad und blieb daselbst bis zu seinem Tode. Als auf diesen Winter der Frühling folgte, erhoben sich sehr heftige Winde, welche den ganzen Märzmonat hindurch wehten. 58. Im Jahre der göttlichen Menschwerdung 1126, als 1125 Sobezlav vernahm, daß sein Bruder schwer krank wäre, kehrte er auf den heilsamen Rath seiner Freunde, oder vielmehr weil es Gott so wollte, mit seiner ganzen Begleitung aus Sachsen zu rück und kam in der Nacht des 2. Februar in der Nähe von Prag, in dem Walde, der das Kloster Brevnov umgiebt, an. Man weiß nicht, was er in dieser seiner Angelegenheit zu unter nehmen vorhatte, gewiß aber wäre ein so gescheidter Mann nicht unüberlegter Weise in's Land gekommen, wenn nicht, wie ich ver- muthe, einige Grafen gewesen wären, nach deren Rath er han delte. Denn in derselben Nacht ging er wieder zurück, bald hier hin bald dorthin, durchzog heimlich Wälder und Dörfer, ohne Jemand Gewalt anzuthun, aber immer bestrebt, sich die Gnade seines Bruders zu erwerben. Alle Böhmen des ersten und zwei ten Ranges liebten ihn nämlich und begünstigten seine Partei, und nur die Herzogin und einige Wenige mit ihr unterstützten 1) Nämlich am 22. Juli. — 2) 8. Januar I12S. — s> Richsa, eine Tochter des Grasen Heinrich von Berg. Geschichtschreiber, «ief. 74. Cosmas von Prag. 15