222 Cosmas von Prag III, 56. 1124 leidigungen zu rächen, welche Andern zugefügt werden, warum soll ich nicht vor Allem die mir zugefügken bestrafen? Oder welche Beleidigung kann größer sein, als daß er selbst nicht dem Rufe zu meinem Reichstag nachkommt? Also, wer immer Sinn für Recht hat und wer diese Beleidigung fühlt, der gelobe jetzt bei den heiligen Reliquien, die Waffen zu erheben und mir nach dem Feste des heiligen Apostels Jacobus^) nach Sachsen zu folgen." Alle Fürsten stimmten bei und beschworen den Krieg gegen die Sachsen, wie es der Kaiser befohlen. In diesen Tagen 2) starb Wicbert, der Schwiegersohn des Königs Wratizlaus, dessen wir oben hinreichend gedacht haben. Da aber Sobezlav sah, daß sein älterer Bruder vom Glück und durch die Gunst des Königs mehr bevorzugt war, begab er sich zu Wiperts Sohn»), um seinen Neffen über den Tod seines Vaters zu trösten, und schickte von hier aus den Grafen Stephan, dessen er sich in allen seinen Geschäften bediente, an den Herzog von Polen. Als derselbe durch den Grenzwald zwischen Sachsen und Polen zog, stieß er auf einen Haufen bewaffneter Räuber. Dieselben blieben von Weitem stehen und riefen ihm zu: „Wir erbarmen uns eurer und schenken euch das Leben; zieht euren Weg im Frieden, euere Pferde aber und Alles, was ihr mit euch führt, überlasset uns; ihr wenige könnt vielen weder Widerstand leisten, noch ent fliehen." Stephan aber antwortete unerschrocken: „Gewährt uns eine kleine Weile, um Berathung zu halten," und als jene dies bewilligten, sprach er: „O ihr Brüder und Genossen, fürchtet nicht den Tod. Wer wird uns ferner sein Brod brechen wollen, wenn wir jetzt schmählich die Flucht ergreifen? Und wenn wir auf so schimpfliche Weise unser Leben verlängern, wer wird uns dann den nöthigen Lebensunterhalt gewähren? Dazu wissen wir gar nicht, ob uns die Barbaren das Leben schenken werden. Ach, I> 23. Juli. — 2) Am 22. Mai. — s> Heinrich: dessen älterer Bruder Wigbert war vor dem Vater gestorben.