Volltext Seite (XML)
Cosmas von Prag II, 50—51. 217 Viel Getreide gewachsen, die Ähren aber zu leicht. Es folgte 1122 darauf ein gelinder Winter, weshalb es im Sommer an Eis fehlte. 51. Im Jahre der göttlichen Menschwerdung 1123, im 1123 März, zogen Graf Dlugomil, Gumprecht, Gilbert nnd Heinrich, auch Sdic genannt, mit noch Anderen nach Jerusalem. Einige davon kamen im November wieder zurück, andere starben; Graf Dlugomil starb nämlich, schon auf dem Rückwege begriffen, am 8. Juli und Berthold, der Knappe meines Sohnes Heinrich, am 6. August. Thränen umnachten den Blick mir, kaum vermag ich zu schreiben, Wie so groß war die Wuth im Streite zwischen den Brüdern. Die sich wie Keuler des Wald's mit scharfem Hauer bekämpften. Herzog Wladizlaus gerietst nämlich in heftigen Zorn gegen seinen Bruder Sobezlaus, griff im März zu den Waffen, ver trieb ihn und alle die Seinen ans Mähren und gab Conrad, dem Sohne Lutolds, sein Erbtheil zurück. H Jenes Biertheil des Landes aber, welches der Vierfürst Oudalrich, der Bruder des genannten Lutold, besessen?), gab er Otto, dem Bruder des Her zogs Suatopluk, dazu. Sobezlaw floh vor seinem Bruder und ging den Kaiser in Mainz um Hilfe an, richtete aber nichts aus, weil ohne Geld Bitten bei keinem König Erfolg haben und die Stimme des Gesetzes schweigt. So kehrte also Sobezlaus, gleich wie ein Wolf, der in eine Schafheerde einbricht, aber vergebens herumschnappt, nachdem er nichts erwischt hat, mit gesenktem Schwänze den Wald wieder aufsucht, unverrichteter Dinge vom Kaiser zurück zu Wicpert, bei welchem er sieben Monate blieb. Darauf begab er sich im November nach Polen und wurde vom Herzog Bolezlaus ehrenvoll ausgenommen, seine Gemahlin aber, eine Tochter des Herzogs Almusa^), nahm Stephan, der König von Ungarn, gern auf, weil er in ihr seine Verwandte erkannte. 1) Die Provinz Znaim. — 2i Die Provinz Brünn. — 3) Sie hieß Adelheid und war die Tochter des von seinem Bruder Coloman, dem Vater König Stephans II., ver-