Cosmas von Prag HI, 40—41. 209 werke eines an die Mauer angebauten Thurines vom Feuer er- 1114 griffen. Darüber geriethen die Einwohner sehr in Angst und als sie schon an ihrer Rettung verzweifeltem boten sie friedliche Unter werfung an, um wenigstens ihr Leben zu retten. Der Frieden wurde ihnen gewährt und sie entgingen der Todesgefahr, die Stadt aber wurde ganz verbrannt und von Grund aus zerstört. 41. Im Jahre der göttlichen Menschwerdung 1115, im 1115 Monat Januar, richtete der Polenherzog Bolezlaus an seinen Oheim Wladizlaus ein Bittschreiben folgenden Inhalts: „Wenn meine Bitten etwas bei Dir vermögen und Deinem Bruder Sobezlaus Verzeihung auswirken, so glaube ich, daß dies ein festes und dauerhaftes Band des Friedens und der Freundschaft zwischen uns wäre. Selbst wenn ich Dich für Feinde bitten würde, solltest Du darauf eingehen; um wie viel mehr darf ich mich jetzt verwenden, daß ihr, deren Mutter euch unter einem Herzen ge tragen hat, mit einander einig werdet? Dem heiligen Petrus wurde auf seine Frage, ob er seinem Bruder siebenmal des Tages eine Beleidigung verzeihen sollte, vom Herrn geantwortet: ,Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal'; dieses Beispiel belehrt uns also, daß wir unseren Brüdern eben so oft verzeihen sollen, als sie sich gegen uns verfehlen können." Durch solche Vorstel lungen und Bitten bewogen, mehr aber noch von der ihm ange borenen Liebe zu seinem Bruder angetrieben, rief Herzog Wla dizlaus denselben im Monat März gnädig wieder zurück und gab ihm die Stadt Gradec mit dem gesammten umliegenden Gebiet und vier Burgen. Im Juli desselben Jahres kamen Herzog Wladizlaus, sein Bruder Sobezlaus und Otto am Flusse Niza mit dem Polenherzog Bolezlaus zu einer verabredeten Ver handlung zusammen und bekräftigten durch wechselseitige Eid schwüre den Frieden. Am andern Tage aber kehrten sie, nach dem sie sich gegenseitig reich beschenkt hatten, vergnügt nach Hause zurück. Da inzwischen Wdalrich, der Sohn des Herzogs Cuon- Geichichtschreiber. Lief. 74. Tosmas "on Prag. 14