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202 Cosmas von Prag III, 34—35. 1110 heiterer Miene in Bande schlagen und geht, als wäre er zn einem Gastmahle geladen, bis er in das Gefängnis der Burg Wissegrad gebracht wird. Daselbst soll er zn einem der ihn be wachenden Ritter gesagt haben: „Freundeszunge, die lügt, fürwahr sic gleichet der Biene, Honig führt sie im Mund', doch hinten drohet der Stachel. Glaubt mir, solche hat mich durch schändliche Lügen betrogen. Aber man muß mit Geduld ertragen die Schläge des Schicksals, Wollt' es mein Vetter') doch nicht, o nein, der schlimmste der Männer, Wacek wollte es so, so wollte es Prostey, der Richter. Weh ihnen, wenn ich lebe, doch jetzt muß ich mich beherrschen." Bald darauf wurde in dem Walde an der Msa die sehr feste Burg Krivoplat?) wieder hergestellt, und Otto daselbst Bewaff neten zur Bewachung übergeben, fast drei Jahre lang. 35. Als im selben Jahre Herzog Wladizlaus und alle Böhmen froh und heiter das Gebnrtsfest ihres Patrons, des heiligen Wencez- laus, feierten, kam ein Bote, welcher dem Herzog Folgendes über brachte: „Ihr schmauset hier ruhig und sorglos, während dein Bruder Sobezlaus und der Polenherzog Bolezlaus euer Land ver wüsten und das Volk wie Garben vom Felde fortschleppen. Ich allein bin ihnen mit genauer Noch entkommen, um dir dies zu hinterbringen. Macht euch schleunigst auf den Weg, schließt eure Vorrathskammern, hebt das Mahl auf, Mars ruft euch zum Ge fechte. Morgen werden lausend und aber tausend bewaffnete Feinde da sein." Sogleich erhob man sich vom Mahle und wurde in Eile ein Herr zusammengezogen, mit welchem man dem Feinde am Flusse Cydlina in den Lucica genannten Gau^) cntgegenzog. Auf der anderen Seite des Flusses aber zogen die polnischen Heer- haufeu einher ohne Brandstiftung und Plünderung zu verüben, bis sie bei Oldris an die Labe kamen. Von hier aus I) 0rator. — 2) Bitrglitz, Kreis Prag. — 3t Wo jetzt Chlnmetz, Kreis Gitschi», liegt. —