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Cosmas von Prag III, 30—81. 197 „Ich komme friedlich zu euch, erkennt mich als eueren Herrn und 1109 öffnet mir die Thore". Da ihm darauf Niemand antwortete, wurde er sehr zornig, erging sich in heftigen Drohungen und nahm seinen Weg über das Bächlein Bruznica. Als er den Gipfel des Berges erstieg, sah er von Weitem eine lange Reihe Be waffneter über das Feld her kommen, bei welchen sich Wacezlau, der Sohn Wigberts*), befand, welcher Borivoy zu Hilfe kam. Er schickte also einen seiner Großen und ließ fragen, ob sie als Feinde oder als Freunde kämen. Als sich aber beide durch ihre Boten wechselseitig erkannten, erschrack der genannte Jüngling; er wich zurück, als hätte er auf eine im Gebüsch versteckte Schlange getreten, rief die Seinigen zusammen und sprach: „Es steht uns kein Weg zur Flucht offen und man weiß, daß wir es nur un gern auf eine Schlacht ankommen lassen. Bestrebt euch wenig stens, daß jene nicht ungestraft davon kommen." Mit diesen Worten wurde die Fahne entfaltet und die heilige Maria um Hilfe angernfen. Der Herzog aber, welcher wegen seiner an geborenen Herzensgute Bürgerkriege immer verabscheute, achtete weder auf ihr Geschrei, noch auf sie selbst und wollte an ihnen vorüberziehen. 31. Da sprach Dctrisek, der Sohn Busas, die Quelle alles Bösen und der Anstifter verruchter Thaten: „Wenn dich die Be leidigung, welche niedriger Gestellte dir zugefügt haben, nicht kränkt, so laß wenigstens uns freie Hand, damit du siehst, ob wir lebendiges oder todtes Fleisch sind." Darauf antwortete Herzog Wladizlaus: „Wenn dies mein Verhalten mir nicht als Gnade, sondern als Feigheit ausgelegt wird, so sollst du zur Stunde Sehen, wie oft mein Schwert ausholt zum Hieb auf die Feinde." 1) Das Calendarium, wie die Jahrbücher des Klosters Pegau kennen nur zwei Söhne des Grafen Wigbert, nämlich Wigbert und Heinrich: daß unter Wacezlau der jüngere Wigbert zu verstehen ist, wird aus dem, was die genannten Jahrbücher zum Jahre 1111 über die Wiedereinsetzung Herzog Borivoys sagen, ersichtlich.