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170 Cosmas von Prag Ilt, 11-12., 1100 Dreifaltigkeit warf er das Tuchstück auf die slammenspeiendeu Kohlen. Und wunderbar, Rauch und Flammen spielten um das Tuch, verzehrten cs aber durchaus nicht. Was die Sache noch wunderbarer machte, war dies, daß man das Tuch der großen Hitze wegen lange nicht aus den Flammen herausnehmen konnte und daß es, endlich herausgenommeu, ganz unbeschädigt und so fest erschien, als wäre es an diesem Tage erst gewebt worden. Erschüttert von diesem augenscheinlichen Wunder vergossen der Bischof und wir alle Freudenthränen und dankten Christus. Die Kirche wurde aber zu Ehren des heiligen Apostels Petrus geweiht am 3. October. 12. Auch vermählte sich am 18. October dieses Jahres Borivoy, der Bruder des Herzogs Bracizlaus, in der Stadt Zuaiml) unter Veranstaltung eines sehr prächtigen Festes mit Helbirk, der Schwester des östlichen Markgrafen Lupold^s. u„d weil in diesen Tagen Lutold, der Sohn Conrads, welchen Got- srid?) in die Burg Rakouz^) ausgenommen, Borivoy vielen Schaden zufügte, indem er von der genannten Burg aus all nächtlich seine Dörfer verheerte, und in der Burg seine Zuflucht hatte, sammelte Herzog Bracizlaus, hierüber sehr aufgebracht, wieder ein Heer nnd zog nach Mähren, um die seinem Bruder zugesügte Unbill zu rächen. Vorher schickte er aber an Gotfrid und forderte ihn bei dem früheren Freundschaftsbündnisse auf, ihm entweder Luthold unverzüglich gefesselt auszuliefern, oder den selben zur Stunde aus seiner Burg zu vertreiben. Da dies Lutold nicht verborgen blieb, so brachte er die Burgleute listiger Weise aus der Burg hinaus und besetzte dieselbe mit seinen eigenen Rittern. Hierauf kam Gotfrid mit den an ihn Abgeschickten bei 1) Znogem. — 2) Lupold's HI. - 3) Die Bermuthung, daß dieser Gotfrid ein Graf von Putten und der Bruder des heiligen Adalbero, Bischofs von Würzburg, ge wesen sei, ist unstatthaft, da, wie aus dem Leben des Heiligen ersichtlich wird, sein Ge schlecht bereits 1091 mit ihm selbst erloschen ist, sein Bruder Gotfrid also schon früher mit Tod abgegangen sein muß. — 4) Retz in Österreich unter der Enns, südwestlich von Znaim und nahe der österreichisch-mährischen Grenze.