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Cosmas von Prag III, 10—11. 169 UM seine Geschenke zu überbringen und von seinem Erzbischof 1106 die erwartete Weihe zu erhalten, und indem er ihn Wibert, der gleichfalls am kaiserlichen Hofe zu erscheinen hatte, empfahl, bat er ihn, demselben bei seiner Angelegenheit im rechten Augenblick behilflich zu sein. Weil aber Erzbischof Routhard, simonistischer Ketzerei angeklagt, zu dieser Zeit ferne von Mainz in Sachsen verweilte»), so wurde er auf Befehl des Kaisers und mit Zu stimmung aller Suffraganen des Mainzer Sprengels von dem gerade gegenwärtigen Cardinal Roupert, dem Apocrisiar des Papstes Clemens, acht Tage nach Ostern, am 8. April geweiht. 11. Was für ein der Nachwelt merkwürdiges Wunder die göttliche Gnade wegen der Verdienste der heiligen Mutter Lud- mila in diesem Jahre gewirkt hat, wollen wir euer Liebden er zählen, wie wir es selbst gesehen haben. Die Frau Abtissin Windelmuth2), eine Gott ergebene Dienerin, hatte eine in dem Bezirke des Klosters, dem sie Vorstand, gelegene Kirche des heiligen Apostels Petrus, welche vor Alter baufällig war, voll kommen wieder Herstellen lassen. Nachdem sie es vom Bischof erlangt hatte, daß er sie einweihe, und dieser hergebrachtermaßen die Reliquien von Heiligen in den Schrein des Altars legte, brachte die ehrwürdige Frau demselben unter Anderem ein spannen breites Stück Tuch, das sie aus dem Oberkleide der heiligen Lud- mila genommen, mit der Bitte, dasselbe mit den heiligen Reli quien in den Schrein zu legen. Darauf entgegnete der Bischof, gleichsam mißbilligend: „Schweig', ehrwürdige Frau, von ihrer Heiligkeit und laß' die unbekannte Alte 2) im Frieden ruhen". Darauf die Abtissin: „Sprich nicht also, mein Herr, denn Gott wirkt wegen ihrer Verdienste täglich viele Wunder". Es wurde also auf Befehl des Bischofs eine große, mit glühenden Kohlen gefüllte Pfanne herbeigebracht und nach Anrufung der heiligen 1) Sieh hierüber Jahrbücher von Augsburg S. 42. A. 3. — 2) Bom Kloster Sanct Georg. — 3) annm »viam, eigentlich die vom Wege entfernt, im Winkel liegende.