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186 'Cosmas von Prag III, 7, 1098 außen; nach deinem'Rath will ich jetzt einen Bischof wählen". Darauf gab der erlauchte Mann auf die offene Rede die offene Antwort: „Einst, als dein Vater noch lebte, galt mein Ratb etipas; jetzt leben Leute solcher Art, daß sie meinen, sie wären etwas, da sie doch nichts sind, und denen immer nur ihr eigener Rath wohlgefällt. Ihr wißt aber recht gut, daß diejenigen, welche in einer so heiligen Angelegenheit zum Besten der Kirche Rath crtheilen sollen, frei sein müssen von Zorn und Haß, wie von Mitleid und Freundschaft, denn wo diese das Gemiith beherrschen, wird das menschliche Urtheil getrübt; mich bindet weder irgend eine Freundschaft, noch täuscht mich Mitleid, auch bin ich von Haß und Zorn nicht bewegt und kann demnach vor euch so sprechen, wie es die Gerechtigkeit verlangt. Herman war deines Vaters Capellan und ist jetzt der deine und ihr alle kennt ihn näher. Derselbe war immer im Dienste des Königs standhaft, treu in dem ihm Anvertrauten, ein redlicher Vollzieher bei Bestellung von Aufträgen, keusch, nüchtern, demüthig und bescheiden, kein Trunkenbold, nicht ehrgeizig, nicht hochmüthig und, was die vor züglichste Eigenschaft eines Klerikers ist, sehr unterrichtet, und er scheint daher, soweit menschliches Urtheil reicht, ein guter und vollkommener Mann zu sein, wenn ihm nur der Umstand nickit im Wege steht, daß er ein Ausländer ist". Darauf sprach der Herzog, voll Verwunderung, daß jenes Meinung mit der seinigen übereinstimmte: „Du bist derselben Ansicht wie ich, und der Um stand, daß Hermann ein Ausländer ist, kömmt der Kirche zustatten; ihn wird seine Verwandtschaft nicht erschöpfen, die Sorge für seine Kinder nicht belästigen und der Schwarm der Verwandten nicht, aussäckeln, und was ihm irgendwoher zu Theil wird, das wird seine Braut, die Kirche, ungetheilt besitzen; Trachten werd' ich daher, zum Bischof von Prag ihn zu machen. 1099 Ohne Säumen werden die Großen des Landes und die Vor steher der Kirche vom Herzog nach der Stadt Bolezlav zu einer