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Cosmas von Prag II, 48—49. 153 Heimath, denn wir dienen keinen Herrn lieber als dir". Da 1091 aber Bracizlaus einsah, daß ein Führer ohne Krieger den Namen eines Führers nicht verdient, sowie der Krieger ohne Waffen seinen Beruf nicht erfüllt, wollte er lieber mit ihnen fein Brod auswärts suchen, als allein und ohne seine Ritter mit seinem Vater Frieden haben. Und ohne Verzug sammelten sie ihr Vieh und ihre Leibeigenen und es zogen mehr als zweitausend Ritter mit Bracizlaus zum König von Ungarn. König Wladizlaus empfing den Prinzen als seinen Verwandten gütig und wies seinen Mannen die Gegend von Banoy«), nahe der Burg Trencin?), an, mitten in Wald und Gebirge gelegen, mit reichlicher Jagd. Sonstige Lebensmittel und Bedürfnisse wurden ihnen auf Befehl des Königs aus der umliegenden Gegend geliefert. Bracizlaus selbst mit Wenigen behielt der König an seinem Hofe. 49. Im selben Jahre kamen auf Befehl des Königs Wratiz- laus Cosmas, der erwählte Bischof von Prag, und Andreas, für Olmütz erwählt 8), vom Pfalzgrafen Rapotha geleitet, nach Man tua und wurden dem Kaiser Heinrich mit Beginn des Jahres 1092, am 1. Januar, vorgestellt. Am vierten Tage desselben 1092 Monats aber saß der Kaiser auf Anregung Rapothas in seinem Palast zu Mantua, auf beiden Seiten von einer ansehnlichen Reihe Bischöfe und Grafen umgeben, während die schon genannten erwählten Bischöfe in der Mitte standen, und nach längerem Schweigen die schönen Lippen öffnend, sprach der schöne Kaiser: „Diese Brüder hat uns unser treuer Freund, König Wratizlaus von Böhmen, geschickt, damit wir nach kanonischer und aposto lischer Anordnung kraft unserer Vollmacht ihre Wahl bestätigen möchten, indessen wollen wir ohne euere Beistimmung nichts ent scheiden". Darauf erhob sich der Bischof«) von Münster, der . 1) Banow in Mähren, Kreis Hradisch, nahe der ungariichen Grenze. — 2) Trcnt- ichin, links an der Waag. — S) Da des Bischofs Wezlo nirgends mehr gedacht wird, >o darf wohl angenommen werden, daß derselbe mittlerweile gestorben sei. — 4) Erpo.