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152 Cosmas von Prag II, 17—18. 1091 Wencezlaus und der heilige Adalbert, euch befreit und Allen den Frieden gebracht haben". Diese aber gingen sofort, wie aus einem schweren Traume erwacht, ihrer Bande entledigt, an den schlafenden Wächtern vorüber in's Freie und vollzogen den er haltenen Befehl. An demselben Tage ereignete sich noch ein anderes Wunder, indem, wie die heiligen Martirer geofsenbart hatten, Chounrad, der Bruder des Königs, zwischen diesem und seinem Sohne Frieden stiftete. Vorher war ihre Uneinigkeit nämlich so groß, daß jeder den andern in Verdacht hatte und höchlich besorgte, dieser, er könnte vom Throne verdrängt, jener, er könnte von seinem Vater gefangen genommen werden. Mit jenem hielten es aber die mit ihm in gleichem Alter stehenden jungen Männer und der größere Theil der Vornehmen, welche schneller bei der Hand und tapferer im Kriege waren, mit diesem der Bischof Cosmas von Prag, die Vorsteher der Kirchen und alle Große des Landes, die, im Alter schon vorgerückt, mehr im Rathe galten, sowie das ganze Volk, und alle verehrten ihn auf's Höchste. Sicher wäre damals die schlimmste That seit der Er bauung Prags vollbracht worden, wenn nicht die Fürbitte des heiligen Wencezlaus und die große Barmherzigkeit Gottes alle Aufregung der Fürsten und des Volkes nach Wunsch beschwichtigt hätten. 48. Als dies die Grafen im Lager sahen, ließen sie Braciz- laus sagen: „Wenn du deinem Vater vertraust und in dessen Gnade wieder ausgenommen wirst, so trauen doch wir demselben keineswegs, weil uns seine Verschlagenheit und Tücke bekannt sind. Wir fürchten seine Freundschaft mehr als seine Feindschaft. Denn gleichwie der Bär den leichtesten Schlag nicht ungerächt läßt, so wird er von seiner Rache nicht abstehen, bis er Alles, wodurch wir ihn beleidigt haben, bis zum Punct auf dem I vergolten hat. Deshalb laß' uns entweder mit deiner Gnade in irgend ein Land ziehen, oder suche du dir, sei es wo immer, eine bessere