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150 Cosmas von Prag II, 45—46. 1091 Fürsten so, daß keiner sich der Thränen enthalten konnte. Der König hieß sie sich an seine Seite setzen, ehe sie sich aber nieder setzte, sagte sie: „Da ich Gnade vor deinen Augen gefunden, so habe ich noch eine Bitte und flehe dich an, mir sie nicht abzu schlagen. Der Vater begnügt sich ja mit einer geringen Strafe für ein großes Vergehen des Sohnes." Darauf der König: „Ich weiß, wo du hinaus willst, aber gehe lieber und bringe mir meinen Bruder und meinen Sohn herbei, damit ich mich durch den Friedenskuß mit ihnen versöhne". Und er küßte sie. Er war nämlich sehr besorgt, sein Bruder und sein Sohn könnten sich gegen ihn verbünden. Als nun diese, von Frau Wirpirk geführt, zum König kamen, gab er ihnen den Friedenskuß und sprach zn seinem Sohne: „Mein Sohn, wenn du recht gehandelt hast, so wird es für Niemand besser sein, als für dich; hast du aber ge fehlt, so wird deine Sünde vor deiner Thüre stehen". 46. Darauf zog Bracizlaus, weil er erkannt, daß sein Vater nicht aus aufrichtigem Herzen, sondern nur nothgedrungen Frieden gemacht, mit Allen, die in seine Reihen übergetreten waren, in die Gegend der Stadt GradecZ und wartete dort vergebens auf einen Umschwung des Glückes. Von Allen, die ihn begleitet, wagte es keiner, nach Hause zurückzukehren, weil sie sehr fürchteten, daß sie der König, den sie beleidigt, gefangen nehmen und in den Kerker werfen, oder zum Tod verurtheilen könnte. Als aber der König sah, daß er nicht, wie er wollte, seinen Zorn an seinem Sohne und dessen Anhängern auslassen konnte, rief er seinen Bruder Chonnrad herbei, versammelte die Angeseheneren des Volkes und ließ alle Grafen eidlich festsetzen, daß nach seinem Tode sein Bruder Chounrad den Thron und das HerzogthuM Böhmen erhalten sollte. Hieraus ging er, durch den Rath und die Hilse seines Bruders unterstützt, offen darauf aus, Rache an seinem Sohne zu nehmen. Dies blieb Bracizlaus nicht verborgen; 1> Königgrätz.